Merken

Der Seitenwechsler

Mike Schlagowsky ist Coswigs neuer Schulamtsleiter. Obwohl er ein Fan der trubeligen Dresdner Neustadt ist, begeistert ihn sein beschaulicher Arbeitsort.

Teilen
Folgen
NEU!
© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Coswig. Am täglichen Treppenmarathon liegt es nicht, dass Mike Schlagowsky gänzlich auf Kaffee verzichten kann. „Ich bin schon immer Teetrinker“, verrät er und greift zu einem Keramikpott mit Kräutertee. „Das bleibt so, auch wenn ich jetzt in der Verwaltung arbeite.“

Der 45-Jährige ist der neue Schulamtsleiter der Stadt Coswig. Zum 2. Mai hat er sein Büro im zweiten Stockwerk des Rathauses bezogen. Verantwortlich ist er für sechs staatliche Schulen, acht Kitas und drei Horte, vier Kindertagesmütter sowie drei Jugendeinrichtungen. „Mein Ziel ist, dass die Kinder später sagen: „Es war schön in Coswig in der Kita oder Schule“, erklärt er. Sein Sohn ist bereits 16 und nach kleinen Startschwierigkeiten in der Oberschule sogar aufs Gymnasium gewechselt.

Das neue Fachgebiet ist ihm thematisch weitgehend vertraut. Mike Schlagowsky kommt vom Sozialverband VdK Sachsen, wo er in den vergangenen 14 Jahren den Bereich Soziale Dienste leitete und in den zurückliegenden acht Jahren auch als stellvertretender Landesgeschäftsführer tätig war. In seine Zuständigkeit fielen unter anderem neun Kitas mit rund 1 500 betreuten Kindern.

„Ich habe jetzt sozusagen die Seiten gewechselt, aber nicht die Fronten“, sagt er lächelnd. Hätte er beispielsweise bislang die Betriebskostenabrechnung der Kitas unterschrieben, sei es nun seine Aufgabe, diese zu prüfen. Aber für ihn gibt es eine große verbindende Komponente zwischen früher und heute: „Es geht immer darum, dass man gemeinsam mit den Einrichtungen und Partnern Ziele erreicht“, betont er.

Dass er sich für eine neue Aufgabe entschieden hat, erklärt er in erster Linie mit weiten Wegen. 14 Jahre lang pendelte er zwischen Dresden und der Landesgeschäftsstelle in Chemnitz, dem Abteilungssitz in Hoyerswerda sowie den Einrichtungen, die sich über ganz Sachsen verteilten. Unzählige Stunden verbrachte er im Auto und vor allem im Stau. Zeit, die ihm zunehmend zu kostbar war.

Was ihn an seiner neuen Funktion reizt, ist, möglichst optimale Rahmenbedingungen für Kitas, Schulen und soziale Projekte zu schaffen. „Durch meine vorherige Tätigkeit, auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Lausitzer Werkstätten für Behinderte, ist mein Sinn für die Probleme und Lebenslagen von Behinderten geschärft“, erzählt er. Darum liegt ihm besonders die Barrierefreiheit in den Häusern und Einrichtungen seines Fachbereichs am Herzen. „Aber da sind wir in Coswig auch schon gut dabei“, schätzt er ein.

Als er die Stellenausschreibung entdeckt hatte, informierte er sich erst einmal umfassend über die Kommune. Sowohl im Internet als auch bei Bekannten, die in Coswig wohnen. Und er war positiv überrascht: „Ich habe gesehen, dass die Stadt in der Vergangenheit ihre Hausaufgaben gemacht hat, zum Beispiel der Sanierungsstand der Schulen und Kitas gut ist. Und meine Bekannten bestätigten, dass etwas getan wird in Coswig.“ Außerdem mag er die Größe der Stadt sowie der Verwaltung. „Man behält den Überblick und weiß, was in jeder Schule und Kita gerade geschieht.“

Übrigens ist Mike Schlagowsky von Haus aus Diplomverwaltungswirt. Nachdem er zu DDR-Zeiten in Leipzig eine Ausbildung als Elektriker gemacht hatte, ergriff er nach der Wende die Chance zum Studium in Meißen.

Besonders spannend fand er bereits da den sozialen Bereich. Auch seine Abschlussarbeit schrieb er in den Fächern Soziologie und Psychologie – und zwar über die Entwicklung religiöser Sondergemeinschaften in den neuen Bundesländern mit Schwerpunkt Sachsen.

Seit rund zehn Jahren schon wohnt der Kulturliebhaber in der Dresdner Neustadt. „Ich genieße die Vielfalt und den Trubel“, verrät er. Allerdings registriert er seit seinem neuen Job auch eine neue Seite an sich. Die, die die Gelegenheit schätzt, sich ab und an zurückzuziehen. Inzwischen könnte er sich sogar vorstellen, in einigen Jahren in den Speckgürtel Dresdens auszuwandern. Denn eines ist ihm rasch aufgefallen: „Die Leute sind in Coswig nicht so gestresst wie in Dresden“, sagt er. „Überall begegnen mir hier freundliche Menschen.“

Und wie entspannt ein Schulamtsleiter in seiner Freizeit? „Ich erhole mich am besten bei den vier Ks“, verrät Mike Schlagowsky: „Kultur, Kunst, Kino und Kneipe.“ Wobei wiederum Bier so gar nicht seine Sache ist. Vielmehr ein gutes Glas Wein. Vorzugsweise Dornfelder.