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Der schönste Stadtpark von Radebeul

Den Karl-May-Hain durften die Bürger zum Tag der Städtebauförderung schon mal vorab besuchen.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Karl May hätte seine helle Freude daran. Große ausgewachsene, schattenspendende Bäume. Gepflegt verschnittene Büsche, Wiesenfläche und dazwischen geschwungene Wege. Vis-à-vis der Villa Shatterhand tut sich wieder was. Seit vorigem Jahr wird der Karl-May-Hain hergerichtet.

1932 war er zu Ehren des großen Abenteuerschriftstellers angelegt worden.
1932 war er zu Ehren des großen Abenteuerschriftstellers angelegt worden. © Stadt Radebeul

Zum deutschlandweiten Tag der Städtebauförderung am Sonnabend hatten Stadtplanerin Anja Schöniger, Stadtgrünverantwortliche Heike Funke und Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) eine gute Idee: Noch vor der Fertigstellung des Parkes die Bürger einladen zum Rundgang mit dem Planer. Sebastian Fauk vom Büro Till Rehwaldt Landschaftsarchitekten führte die etwa 50 Besucher und erinnerte an die Entstehung des Parkes.

1932 legte der Karl-May-Verein in dem ehemaligen Obstgarten des Schriftstellers auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Gedächtnishain mit Wasserläufen und einem Wasserbecken an, um mit der gestalteten Grünfläche den großen Abenteurer zu ehren. Es sollten verschiedene Ebenen mit Wasserflächen, 70 Platanen und ein großes Denkmal sein – Karl May mit Gewehr zu Pferde etwa. Am Ende muste es einfacher werden, es fehlte schlicht am Geld. 30 erwerbslose Radebeuler legten in 7 000 Arbeitsstunden den Hain an.

Doch schon nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die DDR-Oberen nichts mehr mit Karl May am Hut haben. Das Museum wurde zum Indianermuseum, der Park, in den 1950er-Jahren wieder hergerichtet, diente zum Ponyreiten. Ein Kiosk stand drin, erinnern sich alte Radebeuler. Von den Platanen ist nichts mehr zu finden. Dafür sind schon vor Jahrzehnten Bäume gepflanzt worden, wie sie typisch für Nordamerika sind.

Ein Glücksfall, denn genau die machen rund um die Teiche, heute groß gewachsen, das Besondere des Parks aus. Ähnlich abwechslungsreiche Gehölze gibt es in der Nähe nur im Pillnitzer Park.

Die seit den 1960er-Jahren nicht mehr funktionierenden Wasserflüsse zwischen den Teichen sind wieder intakt. Bertram Dathe hat mit seiner Meißner Wassertechnikfirma zwei neue Kreisläufe mit Pumpen und Reservetank unter der Erde angelegt. Wie die fünf Kontinente, über die Karl May schrieb, fließen jetzt wieder fünf Bachläufe. Auch in den Herzteich – er hat eine solche Form – fließt erneut Wasser.

Bäume, Teiche, Büsche, Wege sind die bereits bestehenden Elemente des Parkes. Stadt und Planer aber wollten Neues hinzufügen. Planer Fauk: „Wir haben die Landschaften aus Mays Romanwelt aufgegriffen und aus Holzelementen Berge und Wüstendünen geformt. Auf der historischen Parkseite sind diese Holzberge rot wie in Nordamerika. Im angrenzenden Teil – einem von der Stadt neu erworbenen Grundstück – sind die Dünen der Wüste in Gelb.“ In die roten Berge werden noch sogenannte Wissensklappen eingebaut, wo der Besucher Interessantes zum Park und Namensgeber nachschauen kann.

Der Clou des neuen Teils sind die hölzernen Sanddünen. Holzdesigner Alexander Fromme erklärt den Besuchern, dass hier gerade ein Hinterhalt zum Durchschleichen, eine Teufelsschlucht zum Klettern, Balancieren und Hangeln sowie eine Juwelenhöhle zum Schätzesuchen aufgebaut werden. Kamele zum Schaukeln, Sitzgelegenheiten für die Eltern der spielenden Kinder, ein Picknickplatz werden gebaut.

Auch der historische Weinausschank, das niedliche Backsteinhaus nahe der Schildenstraße ist wieder fein hergerichtet. Anja Schöniger: „Gern hätten wir hier einen Pächter gehabt, etwa für einen Eisverkauf. Es hat sich niemand gemeldet.“ Jetzt wird in dem Gebäude eine öffentliche Toilette eingerichtet.

Bis Ende Juni haben die Holzbauer und Gartenanleger noch im Park zu tun. Dann soll er für alle täglich von wahrscheinlich 9 bis 18 Uhr geöffnet sein. Klug gedacht auch von den Planern der Stadt – es gibt dann zwei Zugänge. Einen wie schon immer von der Karl-May-Straße. Den Neuen von der Schildenstraße.

Gut für Touristen, die von der S-Bahn oder der Schmalspurbahn kommen und direkt vorbei am Rathaus in den Park gehen können und auch weiter zum Karl-May-Museum. Vielleicht sieht der verehrte Radebeuler von Wolke sieben ja, was in seinem Namen hier Schönes gerade entsteht. Immerhin: Rund eine Million Euro wurden dafür aufgewandt, eben auch mit Städtebaufördermitteln. Sonst hätten wir uns das nicht leisten können, so Baubürgermeister Müller.