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Der Schlamm ist weg – die Angst da

Für Spitzkunnersdorf muss schnell nach Lösungen für den Hochwasserschutz gesucht werden. Aber das ist nicht einfach.

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© Rafael Sampedro

Von Holger Gutte

Spitzkunnersdorf. Mit einem Wasserwagen und einer Kehrmaschine ist am Dienstag die Vermögensgemeinschaft Spitzkunnersdorf im unteren Teil des Ortes im Einsatz gewesen. Die Fahrer der beiden Fahrzeuge wollen die Reste der Schlammlawine, die sich bei dem Unwetter am 14. Mai durch Spitzkunnersdorf wälzte, beseitigen. Noch immer haben sich die Anwohner gerade hier im unteren Teil der Dorfstraße und am Pappelweg nicht davon erholt. „Die Hochwasser 2010 und 2013 sind ein Kinderspiel dagegen gewesen“, schilderte vor reichlich zwei Wochen Uwe Albert vom Pappelweg. Noch eine ganze Weile wird seine Tochter Carolin mit ihrem Lebensgefährten Daniel Schäfer und ihrem acht Monate alten Kind Ella bei ihnen im Haus wohnen müssen. Dem Haus der jungen Familie hatte das Hochwasser noch mehr zugesetzt.

Vor ihm fuhr ein Wasserwagen, um den Dreck besser von der Straße lösen zu können.
Vor ihm fuhr ein Wasserwagen, um den Dreck besser von der Straße lösen zu können. © Rafael Sampedro

Ramon Contreras Aguilar gibt sich Mühe, die beiden Straßen sauber zu bekommen. „Die Leute sind dankbar, dass wir das gemacht haben“, sagt der Mitarbeiter des Landwirtschaftsbetriebes. Auch Uwe Albert ist froh über die Aktion, wenn er sich die Straßenreinigung auch viel eher gewünscht hätte. „Was mich jetzt vor allem ärgert, ist die Tatsache, dass wir noch nichts machen können“, sagt er. Zwar sei ein Vertreter der Versicherung gleich dagewesen. Aber seither habe er nichts mehr von ihr gehört.

Die Folgen des Unwetters vom 14. Mai im Ortsteil Spitzkunnersdorf sind auch bei den Leutersdorfer Gemeinderäten auf ihrer Sitzung am Montagabend das bestimmende Thema gewesen. „Die Lage im Ort spitzt sich zu. Wir müssen etwas machen – und zwar schnell“, schildert Gemeinderat Sebastian Herzog (UWV). Seit 2010 haben die Spitzkunnersdorfer nun schon die fünfte Hochwasserkatastrophe hinter sich. Eine Lösung für das Problem ist aber auch auf der Ratssitzung am Montag noch nicht in Sichtweite gewesen. Dabei hatte die Gemeinde schon vier Jahre an einem sogenannten Wiederaufnahmeplan für solche Naturereignisse gearbeitet. „70000 Euro hat uns diese Ausarbeitung eines Planungsbüros für Spitzkunnersdorf und das Spitzkunnersdorfer Wasser gekostet und hilft uns eigentlich nichts“, ärgert sich Bürgermeister Bruno Scholze (CDU). Er kann die Forderung einiger Gemeinderäte verstehen, die Anregen, nach einem erfahrenen Planungsbüro in den alten Bundesländern zu suchen. Denn selbst, wenn die zwei geplanten Rückhaltebecken am Pappelweg und am Sportplatz gebaut würden. Sie hätten bei dem sintflutartigen Wolkenbrüchen vor zwei Wochen nicht geholfen, weil das Wasser binnen weniger Minuten aus anderen Richtungen ins Tal schoss.

„Wir müssten vielleicht acht Regenwasserrückhaltebecken bauen. Aber das können wir nicht. Schon bei den zwei bisher geplanten, stimmen die Grundstückseigentümer nicht zu“, berichtet der Bürgermeister. Und der Bach müsste eigentlich dreimal so breit sein. Aber an der ohnehin schon schmalen Straße etwas abzuknapsen geht nicht. Auf Vorschlag von Gemeinderat Friedhart Seidel ( CDU) ist eine erneute Ortsbegehung geplant.

Dabei soll nach vielen kleinen Dingen gesucht werden, die in ihrer Summe mehr Schutz vor Hochwasser bieten. Zur Diskussion stehen unter anderem das Anlegen von offenen Gräben statt Rohrleitungen und der Bau von bepflanzten Schutzwällen. Wobei so ein Wall erst in einigen Jahren – bei stärkerem Bewuchs – Wirkung bringt. Auch der Abriss einer Anliegerbrücke, bei der sich bei Hochwasser immer ein Rückstau bildet, wird noch mal geprüft.

Auch die Vermögensgemeinschaft Spitzkunnersdorf macht sich Gedanken darüber, wie sie ihren Teil zum Hochwasserschutz beitragen kann. Der Vorstand will sich möglichst schnell damit befassen. Ab dem Mitteldorf will das Landwirtschaftsunternehmen die Fruchtfolge bei der Feldbestellung ändern. Nächstes Jahr steht hier Weizen. Der ist zu dieser Zeit schon 20 Zentimeter hoch. „Wir versuchen schon das Wegspülen des Mutterbodens etwas einzudämmen“, sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Arnold. Auf einer Fläche von 35 Hektar wird das Feld am Hang quer bestellt. Aber es soll sich generell auf 65 Hektar unterhalb des Radweges an der Straße der Republik etwas ändern. „Vielleicht legen wir hier in der Mitte Gräben an“, sagt Andreas Arnold. Im Vorstand soll darüber entschieden werden, was machbar ist.

Einig sind sich alle im Dorf – es muss schnell etwas passieren. Die Angst vor dem nächsten Unwetter mit Wolkenbrüchen ist allgegenwärtig. Als am Dienstag eine dunkle Wolkenfront aufzieht, wurden bei Schäfers und Alberts wieder Flutbretter zusammengebaut, die das Eindringen des Wassers an den Türen verhindern soll.