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Der Schandfleck ist endlich weg

Seit reichlich 25 Jahren ärgern sich die Mittelndorfer über die Gasthof-Ruine. Jetzt gibt es Hoffnung.

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© Katja Frohberg

Von Anja Weber

Sebnitz. Was haben sich die Einwohner von Mittelndorf schon über ihren ehemaligen Gasthof geärgert. Immer wieder wurde der Anblick moniert. Vor allem auch deshalb, weil das Haus direkt an der Ortsdurchfahrt gelegen ist und dort auch viele Touristen vorbeikommen und ihnen das Bild von Zerfall in Erinnerung blieb.

Im November wurde dann mit dem komplizierten Abriss begonnen. So mussten zum Beispiel Sandsteinelemente geborgen werden.
Im November wurde dann mit dem komplizierten Abriss begonnen. So mussten zum Beispiel Sandsteinelemente geborgen werden. © Dirk Zschiedrich
Am 15. Dezember 2016 ist dann von dem ehemaligen Gasthof schon nicht mehr viel übrig.
Am 15. Dezember 2016 ist dann von dem ehemaligen Gasthof schon nicht mehr viel übrig. © Dirk Zschiedrich

Doch jetzt können die Mittelndorfer aufatmen. Praktisch mit jedem Baggerhub kommt ein Stück mehr Ruine weg. Auf den Tag genau vor einem Jahr, am 16. Dezember 2015, hatte die Stadt Sebnitz dafür den ersten Stein ins Rollen gebracht und das Gebäude für 14 000 Euro ersteigert.

Allerdings gestalteten sich die Abrissarbeiten einigermaßen schwierig. Die Spezialisten der Abrissfirma mussten zuvor das Haus gründlich entkernen. So wurde auf der einen Seite Metallschrott gelagert. Auf der anderen unzählige Autoreifen, die offenbar in den letzten Jahren dort abgelagert wurden. Darüber hinaus mussten alle noch vorhandenen Holzteile sortiert werden. Nach und nach konnten die Mauern abgetragen werden. Allerdings war auch das nicht ganz so einfach, denn Sandsteinelemente mussten ebenfalls noch geborgen werden. Diese sollen zum Teil bei der Neugestaltung mit verwendet werden. Der Gewölbekeller an sich wurde aus Denkmalschutz-Gründen als wertvoll eingeschätzt und soll ebenfalls erhalten bleiben. Trotz der umfangreichen Abrissarbeiten ist die Baufirma noch im Zeitlimit. Bis Ende dieser Woche sollen alle Mauern gefallen sein. Danach müssen noch die Schuttberge beräumt werden.

Mittelndorf hat dann einen schönen zentralen Platz, der noch ansprechend gestaltet werden soll. Und damit dieser auch großzügig geplant werden kann, wollte die Stadt Sebnitz noch die angrenzenden Flächen dazu kaufen. Außerdem sollte die Zufahrt zu dem dahinter liegenden Wohnhaus verlegt werden, da sie die Platzgestaltung praktisch zerschneiden würde. Das Planungsbüro Prugger aus Pirna beschäftigte sich mit der Neuplanung des Geländes. Außerdem wurde von Einwohnern gemeinsam mit der Stadt Sebnitz eine Arbeitsgruppe gebildet. Aus den Ergebnissen wurde deutlich, dass ein Informationspunkt für Bürger und Gäste, ein überdachter Rastplatz oder Stellflächen für mobile Händler und einige Autos sinnvoll wären. Weiterhin soll das Buswartehäuschen aufgewertet werden. Die Umgestaltung ist erst ab 2017 geplant. Bis dahin sollen die Pläne noch weiter reifen. Allerdings ist die Stadt Sebnitz auch da einen Schritt weiter und hat nach Fördermöglichkeiten gesucht und offenbar auch welche gefunden. Ein entsprechender Antrag auf Zuschüsse wurde bereits über das Leader-Programm beantragt. Abhängig davon ist dann auch die Umgestaltung selbst. Wie diese vollzogen und wie der Platz dann einmal aussehen soll, will die Stadt Sebnitz dann auch im Januar 2017 mit der Arbeitsgruppe Mittelndorf besprechen. Und die könnte dann auch schon einen Plan für die Einweihungsfeier im nächsten Jahr schmieden.

Noch vor ein paar Monaten hätten wohl die Mittelndorfer selbst nicht daran gedacht, dass ihr großes Ärgernis nach 25 Jahren dann doch innerhalb von zwölf Monaten verschwinden wird. Dem Abriss voraus gingen umfangreiche Arbeiten. Gemeinsam mit dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und dem sächsischen Innenministerium wurde ein Modellprojekt entwickelt, das sich speziell mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Ortskerne der Dörfer im Landkreis befasst hat. Die Geschichte des Hauses geht bis etwa 1863 zurück. Da soll es zum Gasthof umgebaut worden sein.

1954 wurde der Gasthof FDGB-Vertragsheim. Der Gasthof blieb in Besitz einer Erbengemeinschaft. Als jedoch einer von ihnen Republikflucht beging, beschlagnahmte der Staat ein Drittel des Anwesens. Ende der 1970er-Jahre ging dieser Anteil an die staatliche Handelsorganisation der DDR (HO). Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Objekt. Am 20. September 1991 wurde der Gasthof aber als unrentabel geschlossen. Der Besitzer gab das Objekt an die Treuhand zurück und die verkaufte es erneut. Der letzte Eigentümer hat sich nicht um das Haus gekümmert.