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Der Schäfer und sein Esel

Um seine Herde vor Wölfen zu schützen, ist ein Schafhalter aus Berthelsdorf erfinderisch und beschreitet ungewöhnliche Wege.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Berthelsdorf. Manch einer kommt auf den Hund. Schäfermeister Manfred Horn aus Berthelsdorf ist auf den Esel gekommen. Und es ist schon so etwas wie eine Männerfreundschaft, die ihn mit Sali verbindet. Der Esel gehorcht aufs Wort, trabt hinter ihm her, bleibt auf Befehl stehen.

Seinem Ruf nach müsste er doch störrisch sein. Ist er auch. Manchmal. Dann treibt er die Schafe vor sich her. Doch er schützt sie auch. Deshalb ist Schäfermeister Horn auf seinen Esel stolz.

Angefangen hatte alles mit einem Tierparkbesuch in Bischofswerda. Dort hatte Horn auf der Tafel bei den Hauseseln gelesen, dass die Tiere einst für den Herdenschutz gegen Wölfe und Bären eingesetzt wurden. Das war die Idee. Manfred Horn hatte seine Schafe zwar wie üblich und gefordert geschützt. Doch warum nicht noch mehr dafür tun? Alles, was hilft, den Wolf von seinen Schafen fernzuhalten, ist gerade recht. Schäfer Horn recherchierte, wollte wissen, ob ein Esel überhaupt auf den Hof passt. Mit Schafen können Esel gut, fand er heraus. „Früher hatten die Wanderschäfer immer einen Esel dabei, der den Karren des Schäfers zog“, so Manfred Horn. Und er passe auch in eine kleine Schäferei.

Das Halten von Herdenschutzhunden sei für ihn zu teuer. Also sollte ein Esel her. Doch das war gar nicht so einfach. Schließlich fand er einen bei einem Reitverein. Und seitdem gehört Sali zur Familie. Er ist etwa sechs bis acht Jahre alt. Ein Eselwallach. Und als solcher ist er schon etwas eigenwillig. Er tritt mit den Hufen, legt Imponiergehabe an den Tag, ein Macho eben.

Doch die Schafe kommen gut mit ihm zurecht. Sein lautes I-A, I-A soll die Wölfe abhalten. Kommt ihm etwas verdächtig vor, scharrt er mit den Hufen, treibt die Herde in die Ecke der Koppel, die ihm als unverdächtig erscheint. Natürliche Instinkte, die zum Schutz vor Wölfen genutzt werden können. Allerdings müssen die Koppeln groß genug sein, damit Esel und Schafe auch ausweichen können. „Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es dennoch zu einem Übergriff kommt. Wir haben mit dem Esel aber gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Schäfermeister. Wenn aber eine ganze Gruppe von Wölfen gemeinsam angreife, so wie im Juli letzten Jahres, dann könne auch ein Esel nicht mehr viel ausrichten. Damals passierte übrigens der letzte Wolfsübergriff auf seine Schafe.

Derzeit ist es zwar noch ruhig in der Herde. Doch die Stimmung kann schnell umschlagen, wenn der Wolf durch den Wald schleicht. Sali ist auf der Hut. Aber er braucht eben auch seine Streicheleinheiten und Zuwendung.

Horns größte Sorge war allerdings, dass sich jemand über Salis laute Geräusche beschweren könnte. Doch es kam keine Beschwerde. Und so stehen Esel und die Muttertiere in der Hauptherde meist friedlich beieinander und grasen. Und Manfred Horn kann sich seinen täglichen Aufgaben widmen. Einen Großteil der Zeit nimmt die Kontrolle der Weidezäune ein

Und nachts werden auch weiterhin die Nachrichten der Deutschen Welle über seine Wiesen schallen. Eine Idee des Neustädters Manfred Michler. Das Prinzip dieser Art der Wolfsvertreibung ist einfach. Ein Gerät, gekoppelt mit einer alten Autobatterie, sendet stündlich Nachrichten. Vielleicht helfen all diese Vorkehrungen tatsächlich. Denn bis jetzt gab es noch keinen weiteren Wolfsübergriff auf den Hof. „Toi, toi, toi.“ Manfred Horn klopft auf Holz.