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Der Reiz am Beruf wird zur Herausforderung

Obstbauern sind immer draußen. Doch gerade im Winter fällt das schwer. Lehrlinge der Obstland AG Dürrweitzschen sind trotzdem begeistert.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Dürrweitzschen. Wer am Sonnabend zum Ausbildungstag zum Stammsitz der Obstland Dürrweitzschen AG fährt, der kommt beinahe aus jeder Richtung an schon in voller Blüte stehenden Plantagen vor. „Das sind die Kirschen“, weiß Sebastian Hasche. Der 19-Jährige bildet am Eingang zum Firmensitz das Empfangskomitee. Den Gästen reicht er einen Übersichtsplan, wo sie was zum Ausbildungstag finden.

Denselben Beruf lernt Sebastian Hasche. Nach dem Abitur ist er gleich ins zweite Lehrjahr eingestiegen.
Denselben Beruf lernt Sebastian Hasche. Nach dem Abitur ist er gleich ins zweite Lehrjahr eingestiegen. © Dietmar Thomas

Sebastian Hasche ist einer von derzeit 23 Lehrlingen des Konzerns. Der junge Mann kommt eigentlich aus Brand-Erbisdorf, ist aber nach Leisnig gezogen, weil er bei den Leisniger Obstgärtnern zum Gärtner in der Fachrichtung Obstbau ausgebildet wird. Das erste Lehrjahr durfte er gleich überspringen, weil er nicht mit dem Realschulabschluss, sondern dem Abitur in der Tasche zum Bewerbungsgespräch gekommen ist. Das war vor ungefähr einem Jahr. Doch schon früher stand für ihn fest, dass er in die Landwirtschaft gehen will. „Meine Großeltern hatten einen Bauernhof“, erklärt er seinen Berufswunsch.

Sein erstes Jahr der Ausbildung im zweiten Lehrjahr hat er im Frühsommer geschafft. Am schönsten findet er, dass er bei Wind und Wetter draußen ist. Das sei für ihn aber auch zugleich Herausforderung. „Im Winter, wenn es sehr kalt ist, dann muss ich mich schon überwinden“, sagt der 19-Jährige. Dass die Obstgärtner im Winter die Hände in den Schoß legen, sei ein Trugschluss. „Auch dann gibt es eine Menge zu tun“, versichert der Azubi. Als Beispiele nennt er den Schnitt der Obstbäume und die Nützlingspflege. „Die Nützlinge verstehen wir als Gegenspieler zu den Schädlingen“, erklärt der junge Mann. Damit im Frühjahr beispielsweise viele Wildbienen ausschwärmen und beim Befruchten den Blüten helfen können, müssen deren Nisthilfen den Winter über gesäubert werden.

An seinem künftigen Beruf schätzt Sebastian Hasche auch dessen Vielseitigkeit, „und dass wir vom Pflanzen bis zur Ernte immer dabei sind“. Ähnlich sehen es die Zwillinge Lena und Laura Ernst. Die 17-Jährigen kommen aus einem Ortsteil von Grimma und lernen beide Gärtnerinnen im Obstbau. „Wir haben schon immer dieselben Interessen“, begründen sie. Das erste Lehrjahr hat ihnen gut gefallen. Die Wetterwechsel und die Ernte zu erleben, sei für sie spannend gewesen. Mit Lena und Laura Ernst drückt noch ein weiteres Zwillingspaar die Schulbank: Luzie und Lina Herzog. Luzies Ausbildungsbetrieb ist die Obstland-Tochter in Baderitz. „Eigentlich wollte ich in die Forstwirtschaft gehen“, sagt Luzie. Doch indes gefalle ihr die Ausbildung zur Gärtnerin im Obstbau wirklich gut: „Ich habe nicht vor zu wechseln.“

Über ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Lehrbetrieb und wie die jungen Leute ihre Ausbildung meistern, das haben sie am Sonnabend möglichen nachfolgenden Lehrlingen und deren Eltern berichtet. „Im Obstbau stellt jedes Tochterunternehmen im Spätsommer zwei Auszubildende ein, sodass es zehn Verträge geben wird“, sagt Tina Eichhorn, die die Marketingabteilung bei der Sachsenobst Dürrweitzschen leitet. Weil sich in einem Jahr nur zwei neue Lehrlinge gefunden hatten, sei der Konzern dazu übergegangen, sämtliche Ausbildungsbereiche selbst an einem Tag vorzustellen. Auf Messen andernorts habe sich das weniger gut gemacht. „Hier in Dürrweitzschen haben wir Platz, können auch Feldtechnik und Erntemaschinen zeigen und in die Plantagen nebenan fahren“, erklärt sie, weshalb die Obstland in Sachen Nachwuchsgewinnung eigene Wege geht. Dass sie damit Erfolg hat, zeigen die jungen Leute, die an den einzelnen Ständen die Fragen beantworten oder sich bei der Arbeit auf die Finger schauen lassen.

Dazu gehören die angehenden Elektrofachleute. Ausbildungsbetrieb auf diesem Gebiet ist die Elmu Mutzschen, ebenfalls eine Tochtergesellschaft der Obstland Dürrweitzschen AG. Insgesamt bildet die Unternehmensgruppe vom klassischen Obstanbau und Agrarservice, über Anlagen-, Fruchtsaft- und Elektrotechnik bis hin zum Bauwesen sowie der Land- und Baumaschinentechnik aus. Zurzeit beschäftigt die Obstland Dürrweitzschen AG in allen Obstanbau- und Vermarktungsbetrieben sowie im Bereich der Dienstleitungen Elektro, Bau und Immobilien 360 Mitarbeiter. Hinzu kommen in der Saison die jeweiligen Erntehelfer.