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Der Plan vom großen Stadion

Eine Machbarkeitsstudie soll Skeptiker von der Erweiterung des DDV-Stadions überzeugen. Das wird schwierig.

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© Robert Michael

Von Juliane Richter

Um die Erweiterungspläne des DDV-Stadions ist es still geworden. Eigentlich wollte der Stadionbetreiber, die Stadion Dresden Projektgesellschaft, bereits Ende vergangenen Jahres eine Probetribüne errichten, welche das spätere Zuschauergefühl simulieren soll. Doch bis auf den kurzzeitigen Aufbau einer noch kleineren Holzkonstruktion ist nichts geschehen. Trotz der derzeit sehr präsenten Abstiegsgefahr für Zweitligist Dynamo Dresden hält der Stadionbetreiber an den Ausbauplänen fest. Dynamo ist als Hauptmieter alles andere als überzeugt davon.

Die Sicht der Betreibers: Ein Alleinstellungsmerkmal in Europa

Axel Eichholtz, Chef der Projektgesellschaft, hat die Debatte ins Rollen gebracht. Er sieht im geplanten „Suprastadion ein Alleinstellungsmerkmal, eine Vorreiterrolle.“ Allerdings hat er den Gegenwind der Vertragspartner durchaus zur Kenntnis genommen. Deshalb hat Eichholtz in den vergangenen Monaten eine Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen. Diese behandelt die technische Umsetzung, Vermarktungsaspekte und auch Finanzstrukturen.

Die Ergebnisse will Eichholtz in etwa zwei Monaten zunächst der Stadtverwaltung und dem Verein präsentieren. Darin inbegriffen soll ihm zufolge auch eine Lösung für das Steinhaus sein, das sich noch hinter dem Stadion befindet und welches der Verein gern sanieren würde.

Mit inbegriffen ist auch der seit Jahren von ihm geplante Bau eines Hotels auf dem Gelände. „Wenn das Stadion erweitert wird, rutscht das Hotel an die Blüherstraße. Wenn nicht, entsteht es auf dem Parkplatz an der Lennéstraße“, sagt Eichholtz. Grundsätzlich will er seine beiden Vertragspartner offenbar mit den neuen Fakten überzeugen. Auf die bisherige ablehnende Haltung des Vereins angesprochen, sagt er: „Dynamo ist ja nur Mieter.“ So, als habe der Verein ohnehin kein Mitspracherecht. Beschwichtigend fügt er hinzu: „Der Verein ist mit der jetzigen Situation zufrieden. Aber ist das wirklich zukunftsweisend?“

Die Sicht des Vereins: Ein Ausbau kostet Millionen und trifft Dynamo

Dynamo-Geschäftsführer Michael Born lehnt die Erweiterung ganz klar ab. „Lieber habe ich im jetzigen Stadion eine Auslastung von 95 oder 98 Prozent als dann vielleicht 75 bis 80 Prozent.“ Beim Umbau würden Kosten entstehen, die seiner Meinung nach auf Dynamo umgelegt werden würden. Unbestätigten Angaben zufolge könnte die Kapazitätserweiterung bis zu 25 Millionen Euro kosten. Doch eine noch höhere Miete lehnt Born ab. Ohnehin fordert er seit Monaten einen höheren Zuschuss zur Stadionmiete von der Stadt. Anlass dafür ist auch, dass ein Teil der Stadionverträge kommendes Jahr ausläuft, unter anderem jener, der die Miete regelt.

Born sieht den Verein im Ligavergleich schwer benachteiligt. Abzüglich aller Zuschüsse liegt die Miete pro Saison bei etwa 4,5 Millionen Euro und ihm zufolge an Platz eins der Liga. Die Konsequenz sei, dass der Verein deutlich weniger Geld für die Profimannschaft zur Verfügung hat. Nämlich nur etwa 75 Prozent des Ligadurchschnitts. Schon zum Jahresende hatte Born angemerkt, dass mehr Geld nötig sei, um wettbewerbsfähig in der Zweiten Liga zu bleiben und im Umkehrschluss zu wenig Geld schneller zum Abstieg führen kann. Deshalb fordert Born, den Fußballstandort stärker zu fördern. Eine Chance für mehr Geld könnte die mit dem Auslaufen der Stadionverträge wegfallende Zinsbindung sein. In der aktuellen Niedrigzinsphase dürfte Geld freiwerden – das jedoch zuerst an die Stadt fällt.

Die Sicht der Stadt: Vorsichtige Aufgeschlossenheit

Als Eigentümer des Stadions hat die Stadt unmittelbares Mitspracherecht bei einem solchen Großprojekt. Die Projektgesellschaft stellt klar, dass die Kosten nicht eins zu eins von der Stadt getragen werden müssten – laut Eichholtz eine gemeinsame Lösung aber erwünscht ist. Sportbürgermeister Peter Lames (SPD) sieht die Stadt bei dem Thema grundsätzlich aufgeschlossen. Allerdings müssten konkrete Zahlen vorliegen. Hier stehe man derzeit noch ganz am Anfang. Wenn mehr Fakten vorliegen, würde sich zu gegebener Zeit der Stadtrat mit dem Thema beschäftigen, sagt Lames.