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„Ich verstehe Leute nicht, die beim Wandern abschalten können“

Wanderprofi Manuel Andrack kam zu den Globetrotter-Wandertagen nach Bad Schandau. Im Gespräch sagt er, wo er am liebsten unterwegs ist.

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© Steffen Unger

Herr Andrack, Sie sind nicht zum ersten Mal in der Sächsischen Schweiz. Kommen Sie gern hierher?

Ja, was ist das für eine Frage? Wenn ich in anderen Mittelgebirgen gefragt werde, sind sie sehr traurig über meine Antwort. Aber sorry, Eifel, Harz oder Schwarzwald – die Sächsische Schweiz ist nicht zu toppen.

Gibt es für Sie einen Lieblingsort oder eine Lieblingsstrecke?

Das ist schon eher das rechtselbische Gebiet, vor allem die Klassiker wie die Bastei, die Schrammsteine, aber auch das Hinterland mit den Affensteinen.

Oft ist aber die Sächsische Schweiz überlaufen. Stört Sie der Andrang?

Das gehört mit dazu. Klar, wenn Sie an einem Sonntag, am Maifeiertag wandern, dann brauchen Sie sich auch in anderen Regionen Deutschlands nicht zu wundern, wenn es rappelvoll ist. Aber da hat gerade die Sächsische Schweiz genug Wege, um eine Alternative zu finden.

Was ist der perfekte Weg für Sie?

Der perfekte Weg ist nicht langweilig. Für mich sind schmale Wege reizvoll, in der Sächsischen sind das die Felsenwege und die Ausblicke gehören natürlich auch mit dazu. Es geht einem das Herz auf, wenn man die Wälder sieht und die Elbe; wenn man auf andere Felsformationen hinüberschauen kann. Hauptsache schmale Wege.

In einem Buch haben Sie aufgeschrieben, dass Wandern eine historische Dimension hat. Hat es auch eine philosophische Dimension?

Ja, auf jeden Fall. Das Wandern regt zum Philosophieren an. Gerade wenn man alleine wandert, schweifen die Gedanken. Ich kann Leute nicht verstehen, die sagen, ich kann abschalten beim Wandern. Bei mir kommt da das Gehirn gerade richtig in Schwung. Und ja, es gibt auch tolle Wanderphilosophen, aktuell Ulrich Grober, der sich mit der Philosophie der Bewegung und des Zu-Fuß-Gehens beschäftigt hat.

Was ist bei ihrer kleinen Wandershow anders als bei den üblichen Vorträgen?

Bei mir ist anders, dass es lustig ist. Klar, ich könnte einen Diavortrag über jemanden machen, der auf dem Himalaya war oder in der Serengeti-Wüste. Das Exotischste bei mir ist, wie ich in Bayern auf den Watzmann klettere und dabei fast umkomme … Ich nenne das auch Wandercomedy. Bisher ist das die erste in Deutschland.

Die Show läuft schon einige Jahre. Was kommt jetzt?

Ich arbeite an einem Buch, das im Frühjahr erscheinen wird. Es geht um eine Frage, die Eltern beschäftigt: Wie kriege ich die verwöhnungsverwahrlosten Bälger zum Wandern? Dazu wird es auch einen Vortrag mit vielen Bildern geben. Ich werde also Kinderwandercoach.

Das Gespräch führte Domokos Szabó.