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Der pendelnde Augenarzt

Guido Reiß vertritt über ein Jahr lang seine Bischofswerdaer Fachkollegin. Zusätzlich zu seiner Arbeit in Hoyerswerda.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. In Bischofswerda einen Termin beim Augenarzt zu bekommen, ist für viele so etwas wie ein Fünfer im Lotto. Das war schon nicht leicht, als Dr. Reingard Hartig praktizierte. Die Ärztin arbeitete an der Kapazitätsgrenze, konnte schon seit Anfang 2016 keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Seit Sommer vergangenen Jahres ist sie im Schwangerschaftsurlaub bzw. in der Elternzeit. Vertreten wird sie seit Juli an zwei Tagen in der Woche von Guido Reiß.

Obwohl an diesen Tagen nur eine ärztliche Notversorgung möglich ist, ist der Mann ein Schatz für Bischofswerda. Die Vertretung durch ihn sichert, dass es weiterhin in der Stadt eine Augenarztpraxis gibt. Voraussichtlich gut ein Jahr wird Dr. Reingard Hartig weg sein. Guido Reiß plant bis August 2017 mit der Vertretung.

Aufgrund seiner Aufgaben in Bischofswerda hat er zurzeit drei Arbeitsplätze an verschiedenen Orten. Seine angestammte Praxis befindet sich in Hoyerswerda, wo Guido Reiß natürlich weiterhin tätig ist. Darüber hinaus übernimmt er ein- bis zweimal im Monat an der Bautzener Augenklinik einen Wochenend-Bereitschaftsdienst. Bisher operierte er dort auch. Wegen der Vertretung in Bischofswerda stellte er diese Aufgabe zurück. Die Augenklinik wie die beiden Praxen in Bischofswerda und Hoyerswerda arbeiten unter dem Dach der Oberlausitz Kliniken. Beide Praxen gehören zu medizinischen Versorgungszentren. So ist es möglich, Kräfte zu bündeln.

Täglich 40 bis 60 Patienten

Guido Reiß behandelt 40 bis 60 Patienten an jedem seiner Arbeitstage in Bischofswerda. Er kümmert sich dabei vorwiegend um Akutfälle, um die Nachsorge nach einer Augenoperation, um Glaukom-Patienten, die einmal im Vierteljahr mindestens einmal zum Augenarzt müssen, und um Menschen, deren Sehleistung stark nachgelassen hat. Augenuntersuchungen, die nicht dringend sind, werden zurückgestellt. Außerhalb der beiden Sprechtage am Dienstag und Mittwoch werden Notfall-Patienten an die Bautzener Klinik verwiesen. Besetzt ist die Bischofswerdaer Augenarztpraxis an vier Tagen in der Woche – von Montag bis Donnerstag.

Die beiden erfahrenen Arzthelferinnen Petra Walkstein und Jana Vincenz sorgen dafür, dass es in der Praxis reibungslos läuft. Auch an den Tagen, an denen Guido Reiß nicht in Bischofswerda sein kann. Sie führen eine Reihe von Untersuchungen durch, wie zum Beispiel das Messen des Augendruckes, Gesichtsfelduntersuchungen und Sehtests. All das sind wichtige Vorarbeiten, auf deren Basis Guido Reiß dann relativ schnell entscheiden kann, welche Patienten er noch einmal genauer untersuchen muss und wo das derzeit nicht erforderlich ist.

Gutes Arbeitsklima

Bereits 2012 arbeitete der Augenarzt vertretungsweise in Bischofswerda. Er kennt die Praxis, die in einem Seitenflügel des Seniorenwohnhauses in Bischofswerda Süd untergebracht ist. Er kennt die Arbeitsabläufe und einen Teil der Patienten. Und er schätzt das gute Arbeitsklima in dem kleinen Team. Trotz des Pensums an drei Arbeitsorten bemühe er sich, in der Woche nicht wesentlich länger als 40 Stunden zu arbeiten „Mehr als arbeiten kann man nicht. Und man braucht auch Erholung“, sagt Guido Reiß auch mit Blick auf die Verantwortung, die er als Arzt gegenüber seinen Patienten trägt. Guido Reiß schwört auf gute Organisation und darauf, die Prioritäten richtig zu setzen.

Der gebürtige Thüringer studierte in Leipzig und Erfurt Medizin, war Assistenzarzt in Neubrandenburg und Erfurt, ehe er 2006 in die Bautzener Augenklinik wechselte. Seit 2009 ist er Facharzt für Augenheilkunde. Im Jahr darauf übernahm er die Augenarztpraxis des Medizinischen Versorgungszentrums in Hoyerswerda. Rückhalt für seinen Beruf findet der 48-Jährige bei seiner Lebensgefährtin. Sie arbeitet in der Bautzener Augenklinik als OP-Schwester.