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Der Pate von Klingenberg

Wie aus Florian Fischer „Flo Durden“ wurde, und warum es zur Lesung am Sonnabend in Ruppendorf italienisch zugeht.

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© Frank Baldauf

Von Jane Jannke

Ruppendorf. Es ist die Geschichte eines Jungen vom Lande, in dessen Brust zwei Seelen wohnen. Eine, die das geruhsame Dorfleben schätzt, aber auch die andere, eine rastlose, dunkle, die Fantasiewelten baut und unermüdlich durchspielt, wie es denn wohl wäre, wenn…

Mit 26 hat Florian Fischer aus Klingenberg einen vierjährigen Sohn, eine abgebrochene Ausbildung und zwei gescheiterte Anläufe an der Uni vorzuweisen. Die zweite Ausbildung hat er gerade begonnen, dazu kommen Nebenjobs – als Tellerwäscher, Roadie, Kassierer. „Ich würde schon gerne mal etwas zu Ende bringen wollen, aber auf der anderen Seite brauche ich dieses Abwechslungsreiche auch.“ Ein Achtstunden-Job am Schreibtisch – für Fischer kaum vorstellbar.

Schon in der Schule fällt er wegen seiner Neigung zum Geschichtenschreiben auf, aus kurzen Texten im Deutschunterricht werden halbe Romane. „Richtig zum Schreiben bin ich aber erst 2009 gekommen – das war am Tiefpunkt meines bisherigen Lebens“, erzählt Flo Durden, wie Fischer sich heute in Autorenkreisen nennt. „Der Tiefpunkt meines Lebens“ – das klingt seltsam für einen 26-Jährigen. Doch seinen ersten Roman, den er mittlerweile auch im Selbstverlag veröffentlicht hat, beginnt der Klingenberger damals in einem Krankenhauszimmer zu schreiben. „Ich litt an Depressionen und fiel monatelang aus“, erzählt Fischer freimütig.

Schreiben als Therapie

Die Depressionen seien auch ein Grund dafür, dass er sich nie auf eine Sache ganz versteifen wolle. „Wenn das dann schiefgeht, stürze ich wieder ab, weil mir nichts anderes bleibt.“ Die Kreativität habe ihm aus dem mentalen Tief geholfen. Seither schreibt Florian Fischer – im Bett, im Park, in der Kneipe. Seinen Notizblock hat er immer dabei. Sein 2015 erschienener, ca. 250 Seiten starker Erstling „Es kommt immer anders, als du denkst …“ entsteht über sechs Jahre hinweg in handschriftlichen Notizen. Darin wird aus Florian Fischer Flo Durden, der als namenloser 17-jähriger Ich-Erzähler in die dunkle Welt der Mafia-Clans Kalabriens eintaucht. Gemeinsam mit seinen ebenfalls juvenilen Freunden Giorgio und Rocco will er den Lehrmeister freipressen, den die lokale Mafia des kleinen Küstenstädtchens Burvalino wegen nicht gezahlten Schutzgeldes entführt hat – und gerät selbst dabei immer tiefer in die Strukturen des organisierten Verbrechens.

„Das Thema hat mich schon lange fasziniert“, so der erklärte Punk-Fan. Mario Puzos Mafia-Klassiker „Der Pate“ stand für die Entwicklung der Story buchstäblich Pate. Der dunkle Sumpf aus Macht und Verbrechen im Dunstkreis der Mafia sei es, der ihn reize. „Aber nur in der Fantasie“, schränkt er lachend ein. „Das ist das Schöne am Schreiben: Alles ist möglich. Man kann sogar einen Mord begehen, ohne dass man das in der Realität je tun oder auch nur erwägen würde.“ Mit dem Schreiben hofft Florian Fischer alias Flo Durden, künftig auch Geld verdienen zu können – ohne sich unter Druck zu setzen. Als nächsten Schritt will er „Es kommt immer anders, als du denkst …“ in die Buchläden bringen, um einen weiteren Leserkreis zu erschließen. Aber auch der Zweitling ist bereits in Arbeit. Diesmal verlegt Fischer die Handlung rings um den Mafiaboss Garotti kurzerhand nach Dresden. „Mein Umfeld wollte, dass ich mal was Regionales schreibe“, erklärt Fischer lachend.

In der Elbmetropole ist er viel in der dortigen Literaturszene unterwegs, hat sich mit anderen jungen Autoren vernetzt, auch über das Internet. Vier von ihnen bringt er an diesem Sonnabend, 10. September, mit zur Lesung in den Gasthof „Erbgericht“ in Ruppendorf.

Er selbst wird dort ab 19 Uhr aus seinem Erstling lesen und die Zuhörer in die Welt der Mafia entführen. Seine vier Autorenkolleginnen kommen aus dem ganzen Land und warten mit unterschiedlichen Genres auf. Der Eintritt ist frei, die Autoren freuen sich aber über einen freiwilligen Obolus.