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Der Neue steht auf MZ

Kai-Uwe Börstler wird Leiter des Nieskyer Bauhofs. SZ hat ihn noch vor Arbeitsantritt getroffen.

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© André Schulze

Von Thomas Staudt

Wer ist das? Und was, bitte, macht der jetzt? Als Kai-Uwe Börstler zum Gespräch in die SZ-Redaktion kommt, ist das Interesse am neuen Leiter des Bauhofs Niesky groß. Oder am werdenden Leiter. Dienstantritt ist für ihn am 3. April. Kennen könnte man den stattlichen 47-Jährigen mit den etwas längeren, markant zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren zumindest vom Sehen. Denn Börstler ist seit 2002 Nieskyer und damals nicht von „Jott-wee-dee“ hierher gezogen, sondern aus Horka. „Ich habe in den letzten Jahren überwiegend im Westen gearbeitet“, erzählt er. Doch weil die Arbeit immer mehr wurde und die Zeit für die Familie, seine Lebenspartnerin und seine Tochter, immer knapper, entschloss er sich zu der Bewerbung bei der Stadt Niesky.

Erfahren hat er von der Ausschreibung durch einen Bekannten. Börstler ist gerade auf der Heimfahrt nach Niesky, hat die Hand am Steuer. Die Anzeige kommt per Whatsapp. Zuhause angekommen, fackelt Börstler nicht lange, formuliert ein Schreiben und schickt es ab. Das Warten verkürzt er sich mit Schweigen. „Ich habe fast niemandem davon erzählt. Nur seine Partnerin, seine Eltern und der besagte Kollege wissen davon. „Ich wollte erst sicher sein.“ Verständlich.

Das Auswahlverfahren zieht sich, zumindest in seinem Kopf. Auf die Stellenanzeige melden sich 32 Kandidaten. Zehn kommen in die engere Wahl. Zwei werden am Ende nochmals zu einem allerletzten Gespräch mit der Oberbürgermeisterin und vier Stadträten gebeten. Die Entscheidung, die der Stadtrat Anfang März trifft, fällt nicht einstimmig. „Ich konnte durch meine Qualifikation und durch meine Ausstrahlung überzeugen“, sagt Kai-Uwe Börstler und verkneift sich ein Lächeln.

Der Wunsch, zu wechseln, besteht schon lange. Nur der passende Job hat gefehlt. „Als Lkw-Fahrer hätte ich sofort hier anfangen können.“ Aber das wollte er nicht. Er hat mehr auf dem Kasten. Nach seiner Schlosserlehre im Braunkohlekombinat „Glück Auf“ in Knappenrode arbeitet er zunächst im Tagebau Reichwalde, geht ’91 zur Armee, anschließend wieder in die Grube. Mit einer Fortbildung zum Baumaschinenführer fängt er zwei Jahre später bei der Baufirma STB See an. 2008 geht er auf Montage, überwiegend im Westen, bevor er 2013 zu einer Spezialtiefbaufirma wechselt, die sich auf Pfahlgründungen für Gebäude, Silos, Fabrikanlagen oder Brücken spezialisiert hat. Er wird häufig bei Projekten am Bodensee eingesetzt, ist bei Aufträgen für Daimler-Benz in Stuttgart dabei, für MAN in München oder für eine Müllverbrennungsanlage in Luxemburg. Zuletzt als Polier mit Meisterbrief und Quasi-Bauleiter. Der drückt ihm regelmäßig nur die Mappe mit den Unterlagen in die Hand und sagt: „Ruf‘ an, wenn‘s Probleme gibt. Die Nummer kennst du ja.“

In der Regel kommt Börstler allein zurecht. Brenzlig wird‘s nur, wenn der Bagger auf weichem Grund abzuschmieren droht. „Rund um den Bodensee kann der Grund knochenhart sein. Doch sobald es anfängt zu regnen, wird er butterweich“, erzählt Börstler, der in Görlitz geboren und in Horka aufgewachsen ist. 25 Jahre lang ist er dort bei der Feuerwehr, schafft es bis zum Gruppenführer. 2013 ist Schluss. Die Hin- und Herfahrerei und der nervenaufreibende Job lassen ein weiteres Engagement einfach nicht länger zu.

Fahren sei verlorene Lebenszeit, sagt er. Was er bisher dafür investierte, kann er künftig in seine Hobbys stecken. „Hoffentlich!“ Kai-Uwe Börstler hat zwei. Nummer eins ist eine Hobby-Landwirtschaft, die er in Ödernitz zusammen mit einem Bekannten betreibt. „Das war für mich bisher immer ein willkommener Ausgleich für den Stress im Beruf.“ Die beiden bauen Rüben, Mais und Kartoffeln an, haben einen Ochsen im Stall stehen, mästen Schweine und machen Heu und Stroh.

Seine zweite Leidenschaft ist rasanter. Aber nur ein bisschen. Kai-Uwe Börstler ist MZ-Fan. Er fährt eine TS 250/1 und das meistens nicht allein. „Wir sind eine freie Truppe von zehn bis 15 Leuten in Niesky.“ Gemeinsam gehen sie auf Tour, nicht jedes Wochenende, aber meistens schaffen sie es mehrmals im Jahr. „Das macht immer ein ganz schönes Aufsehen, wenn wir im Pulk durch die Gegend fahren.“ Im vergangenen Jahr zum Beispiel auf den Löbauer Berg. „Ich habe schöne Bilder dort oben gemacht.“ Die Aussichten sind für Kai-Uwe Börstler in nächster Zukunft noch besser. Zumindest, wenn er im Bauhof die Kurve kriegt. Er selbst zweifelt nicht daran.