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Der neuer Chef bei den Monarchs

John Leijten ist holländischer Australier – und soll die Footballer der Dresden Monarchs zum Titel führen.

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© Robert Michael

Von Alexander Hiller

Die Augen wirken noch ziemlich müde, die Kleidung ein wenig unangemessen. John Leijten stand am Montagabend nach einer Weltreise in kurzen Hosen am Dresdner Flughafen. Die American Footballer der Dresden Monarchs haben sich als neuen Cheftrainer offenbar denjenigen Mann auserkoren, der den weitesten Anreiseweg zurücklegen muss.

John Leijten lebt in Australien, ist gebürtiger Holländer, hat beide Pässe – und ist nun Wahldresdner. Ein Kosmopolit. Und die Wunschbesetzung der Sachsen für den neuen Cheftrainerposten beim deutschen Vizemeister. Der Platz war vakant geworden, als die Monarchs nach der erfolgreichsten Saison der Klubgeschichte einen neuen Weg ohne den bisherigen Trainer Gary Spielbuehler einschlagen wollten. Doch John Leijten ist sich dieses Rucksacks bewusst.

Der 48-Jährige hat sich sorgsam vorbereitet und für seine Antrittspressekonferenz eine Rede auf Deutsch verfasst. „Die Saison 2013 liegt noch als großer Schatten auf uns, mit der Bundesliga und dem Big-6-Turnier liegen große Aufgaben vor uns, aber das gibt uns ein gutes Gefühl“, zitiert der bullig wirkende Holländer aus seinem eigenen Schreiben. „Aber der Vorstand und die Trainer haben gut gearbeitet, sodass wir die Monarchs weiterentwickeln können“, sagt der Trainer.

Diese Entwicklung wird der sächsische Erstligist zweigleisig angehen – mit großen Zielen ab 26. April in der Bundesliga und der Teilnahme am Wettbewerb für entwicklungs- sowie leistungsfähige Teams in Mitteleuropa. Das Format heißt „Big 6 European Football League“ und ist eine Art Champions League auf Einladungsbasis. Folgende Teams sind dabei: Raiffeisen Viking Vienna, Swarco Raiders Tirol (beide Österreich), der Schweizer Meister Calanda Broncos sowie die deutschen Teams New Yorker Lions aus Braunschweig, Berlin Adler und eben die Monarchs. „Das Format ist so interessant, dass es uns nicht sehr schwerfiel, das Budget entsprechend zu erhöhen“, sagt Präsident Sören Glöckner. Der Zusatzaufwand zum sonstigen Jahresetat von 300 000 Euro scheint mit knapp 20.000 Euro in der Tat überschaubar.

Das gilt auch für die Amtszeit von John Leijten. Sein Vertrag gilt zunächst nur für eine Saison. „Beide Seiten gehen von einer längerfristigen Partnerschaft aus. Aber es wäre Quatsch gewesen, einen Dreijahres-Kontrakt zu schließen und dann nach einer Saison festzustellen, dass es nicht passt“, erklärt Glöckner, zumal Leijten neben seinem Job in Dresden weiter als Nationaltrainer der australischen Footballer arbeitet. Das ist möglich, da es keine Terminüberschneidungen gibt.

Allerdings lässt Leijten keinen Zweifel daran, dass er nicht nur aus Jux an die Elbe gekommen ist. Das Engagement hat ihn schließlich auch einige Diskussionen mit seiner Frau gekostet, die nun in Melbourne fast acht Monate ohne ihn auskommen muss. „Ich habe die lange Reise nicht gemacht, um hier um den Klassenerhalt mitzuspielen – sondern um der Beste zu sein.“