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Der neue Chef im Teehaus

Der Werkleiter des Radebeuler Unternehmens setzt auf guten Berufsnachwuchs und neue technische Lösungen.

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© Norbert Millauer

Von Wolf Dieter Liebschner

Radebeul. Teetrinker gelten im Gegensatz zu den Liebhabern anderer anregender Getränke als kultivierter, entspannter und schlanker. Insofern hat sich durch den Wechsel an der Spitze der Radebeuler Teehaus GmbH nicht so sehr viel geändert. Auch der neue Werksleiter Björn Dobslaw ist wie sein Vorgänger Joachim Schacht bekennender Teetrinker.

Joachim Schacht ist in den Ruhestand gegangen.
Joachim Schacht ist in den Ruhestand gegangen. © Archiv/Arvid Müller

„Aber nicht, weil das diese Position verlangt, sondern weil Tee richtig gut schmeckt“, sagt Dobslaw. Er kostet dieses Gefühl mehrmals täglich aus. Und schenkt noch einmal Earl Grey nach. Nicht nur dieses Ritual verbindet Dobslaw mit Schacht. „Wir haben, bevor er in den Ruhestand gegangen ist, hier noch einige Wochen zusammengearbeitet“, sagt der 36-Jährige, der aus Nordrhein-Westfalen stammt. „Ich weiß, was dieser Mann in Radebeul geleistet hat.“

Schacht hatte das Teehaus, wo er mit 14 Jahren seine Ausbildung begann, nach 45 Jahren Betriebszugehörigkeit mit 63 Jahren verlassen. „Ein absoluter Fachmann“, so sein Nachfolger. Was ihn darin bestärkt, sowohl Radebeuler Traditionen zu wahren, als auch völlig neue Wege zu beschreiten. Beispielsweise hat das Radebeuler Werk noch nie ausgebildet. Das will der neue Chef ändern. „Wir haben hier ein super eingespieltes Team mit ausgezeichneten Technikern“, sagt er. So viel Fachwissen in einem Werk habe er noch nie erlebt. Und Dobslaw hat bereits in zahlreichen Unternehmen der Nahrungsgüterbranche in leitenden Positionen gearbeitet. „Aber die Hälfte unserer Belegschaft von 106 Mitarbeitern wird in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Das ist für uns eine große Herausforderung, besonders im mechanischen Bereich.“

Dobslaw kennt die Situation am Arbeits- und Ausbildungsmarkt genau. Deshalb will er künftig im Teehaus die Ausbildungsrichtungen Industriemechaniker sowie Anlagen- und Maschinenbediener einrichten. Voraussichtlich ab August 2017.

„Es geht aber darum, das in Radebeul bestehende hohe Fachwissen zu bewahren. Wir streben an, im Werk eine gute Mischung aus Jung und Alt zu bekommen. Nur so ist Nachhaltigkeit zu erreichen. Nur so kann vermieden werden, dass langfristig erneut die halbe Belegschaft altershalber ausgetauscht wird“, sagt der Werksleiter.

Künftig will er auch die Bande zum Mutterunternehmen Teekanne in Düsseldorf noch enger knüpfen. „Wir sind ein Unternehmen mit gleichem Geschäftsfeld“, so Dobslaw. „Das macht uns stark.“ Man müsse „im Gleichschritt mit Teekanne“ gehen. Er denkt dabei auch an die Erfahrungen der Düsseldorfer in der Ausbildung. Auch hätte man durch den unternehmenseigenen Maschinenhersteller Teepack hervorragende überbetriebliche Ausbildungsmöglichkeiten. Und es geht um Investitionen. „Mit einer weiteren Automatisierung können wir Radebeul noch innovativer machen.“ Erste Projekte für mehr Effizienz in der Verpackungstechnologie laufen bereits. Auch eine neue Verpackungsmaschine mit einem Investitionsvolumen von rund einer Million Euro steht in Aussicht. „Die Überlegungen laufen“, so Dobslaw.

Bereits teilweise abgeschlossen sind Renovierungsarbeiten im Werk selbst. Beispielsweise sind das Foyer und die Pausenräume für die Belegschaft neu gestaltet und mit einem einheitlichen Design versehen worden. „Corporate Identity“ heißt der Zauberbegriff für den Werkleiter. „Ganz gleich, ob man bei Teekanne oder Teehaus ist, der Besucher soll bereits vor Betreten des Werkes auch am Äußeren merken, dass Teehaus ein Teekanne-Unternehmen ist.“ Auch der Werksverkauf in der ehemaligen Fabrikantenvilla auf dem Werksgelände wird ein neues Aussehen bekommen. Insgesamt hat Düsseldorf für die Gebäudeinstandhaltung eine sechsstellige Summe bewilligt.

Keine Veränderungen wird es indes beim Sortiment geben. Fast eine Milliarde Teebeutel stellt das Werk im Jahr her. Radebeul ist damit nach Düsseldorf der zweitgrößte Standort. Knapp unter zehn Prozent sind Teehaus-Produkte, ungefähr ebenso viele kommen mit Teekanne-Label auf den Markt. Den Löwenanteil von 80 Prozent machen Handelsmarken aus. „Was das dann im Einzelnen ist, bestimmen unsere Kunden“, sagt Dobslaw.

Werksleiter und Betriebsrat bereiten sich derzeit schon auf den kommenden Juni vor. Dann stehen zwei Jubiläen ins Haus: Der Standort Radebeul besteht dann seit 135 Jahren und gehört seit 25 Jahren zu Teekanne. Das soll mit einem großen Sommerfest für die Mitarbeiter und ihre Familien gefeiert werden.

Dobslaw hat in diesem April sein erstes vollständiges Geschäftsjahr bei Teehaus begonnen. Er ist optimistisch. „Der Standort hier ist verlockend. Ich war bei diesem Angebot sofort Feuer und Flamme.“ Er hebt die „positive Radebeuler Mentalität und die Flexibilität“ hervor. „Wenn wir uns auch manches in Düsseldorf abgucken, das sind Eigenschaften, von denen das gesamte Unternehmen Teekanne profitiert.“