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Der neue Bäcker in Weinhübel

Lars Pätzold übernimmt die Bäckerei Schober. Zum Start bekommt er am Dienstag sogar ein Ständchen gesungen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Manchmal sind auch unspektakuläre Nachrichten gute Nachrichten. Die Unspektakuläre heißt in diesem Falle: Mit dem Inhaberwechsel soll sich für die Kunden der beliebten Weinhübler Traditionsbäckerei an der Ecke Seidenberger-/Zittauer Straße fast gar nichts ändern. Nur aus dem Namen Bäckerei Schober wird Bäckerei Pätzold und zwei neue Verkäuferinnen ersetzen zwei bisherige. „Ich bin allerdings noch gar nicht dazu gekommen, den Namen am Schaufenster zu ändern“, sagt Lars Pätzold, der neue Inhaber der 1896 in dem Eckhaus eröffneten Bäckerei.

Nur eine Woche war sie geschlossen. Zeit, die der neue Chef vor allem für Behördengänge genutzt hat. Banken, Versicherungen, Ämter – überall musste der Inhaberwechsel vollzogen werden. Seit dem gestrigen Montag aber stehen Lars Pätzold und seine Kollegen Roland Pyka und Christoph Schmidt wieder in der Backstube und bereiten die Ware für die Eröffnung am Dienstag vor – nach den bewährten Rezepten. Einen Sektempfang oder gar ein Fest plant der 37-Jährige nicht: „Wir öffnen wie jeden Tag um 6.30 Uhr. Ich bin froh, wenn wir unsere Arbeit schaffen.“ Statt fünf Bäckern stehen jetzt nämlich nur noch drei in der Backstube. Der alte Chef, Horst Schober, ist in den Ruhestand gegangen. Und einen Kollegen hat der neue Chef nicht übernommen. „Ich will aber gern wieder einen einstellen“, sagt er. Bisher hat er noch keinen geeigneten Interessenten gefunden. So hofft er, die Arbeit übergangsweise zu dritt zu schaffen. Nur freitags könnte es eng werden. Dann ist der Kundenandrang am größten, sodass die drei Männer voll zu tun haben. Die Kundenzahl ist seit vielen Jahren konstant hoch: Unter der Woche über 300 am Tag, freitags sogar rund 500 und am Sonnabend zwischen 250 und 280.

Doch auch, wenn sich Lars Pätzold einen schlichten Eröffnungstag wünscht: So ganz geräuschlos wird der Neustart nicht gelingen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Für 10.30 Uhr hat sich nämlich der Bäcker- und Fleischerchor angekündigt. „Wir werden auf jeden Fall ein Ständchen singen“, sagt Wilfried Zwiebler vom Chor.

Lars Pätzold ist gebürtiger Görlitzer und seit 20 Jahren Bäcker: Gleich nach dem Schulabschluss begann er seine Lehre bei der Bäckerei Tschirch. Dort blieb er anschließend noch ein Jahr als Geselle und ging dann für zwei Jahre zur Bundeswehr. Seit 2002 arbeitet er in der Bäckerei Schober. „Durch die lange Berufserfahrung konnte ich das Unternehmen ohne Meistertitel übernehmen“, sagt er. Geholfen hat ihm die sogenannte Altgesellenregel. Die besagt, dass man mindestens fünf Jahre in dem Betrieb arbeiten und dem bisherigen Chef schon bei Bestellung und Buchhaltung geholfen haben muss, um die Zustimmung der Handwerkskammer zu erhalten.

Jetzt kann Lars Pätzold den Betrieb fast vollwertig führen. Nur ausbilden darf er nicht. Dazu müsste er Meister sein. „Vielleicht hole ich das ja noch nach, wenn ich Zeit finde“, sagt er. Ein Jahr lang Wochenend-Kurse oder ein Vierteljahr in Vollzeit würde das dauern. Doch bisher ist dazu noch keine Entscheidung gefallen. Erst einmal stehen andere Dinge an. Ein neuer Geselle muss gefunden werden, außerdem sollen ein paar Nebenräume für Waschküche, Umkleideraum und Büro umgebaut werden. Und ein privater Umzug steht auch noch an: Ab Mai will der neue Chef im Obergeschoss des Bäckereihauses wohnen.

Das ist praktisch, denn dann entfallen die Arbeitswege: „Beim Sauerteig wird 11 Uhr die erste Stufe angesetzt und 16.30 Uhr die zweite“, sagt er. Ab 22 Uhr beginnt die Hauptarbeitszeit, damit morgens alles fertig ist. Und wann schläft ein Bäcker? „Meist von 17 bis 22 Uhr“, sagt der neue Chef. Und weil fünf Stunden nicht reichen, manchmal auch am Vormittag ein bisschen. Doch gerade am Anfang wird dafür schlichtweg die Zeit fehlen.

Mit den bisherigen Chefs Horst und Ute Schober hat Lars Pätzold noch etwas gemeinsam: Auch er isst normalerweise keinen Kuchen. „Höchstens mal bei einer Geburtstagsfeier“, sagt er. Statt süß bevorzugt er herzhaft. Ungewöhnlich findet er das nicht: „Ein Fleischer will ja auch nicht ständig Fleisch und Wurst essen.“ Den Kuchen verkostet er nicht: „Ich backe ihn ja jeden Tag nach dem gleichen Rezept.“ Da könne eigentlich nicht viel schief gehen. Stehenbleiben will Lars Pätzold aber trotzdem nicht: „Vielleicht kommt ab und an mal ein neues Produkt hinzu“, blickt er voraus.

Bäckerei Pätzold, geöffnet Dienstag bis Freitag, 6.30 bis 18 Uhr und Sonnabend, 6 bis 10 Uhr