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Der nächste Wolf ist da

Ein Jäger hat bei Seifersbach ein Tier entdeckt. Nach der Sichtung bei Döbeln ist es der zweite Nachweis in Mittelsachsen.

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© Thorsten Backhaus

Rossau/Döbeln. Etwas Braunes auf einer Wiese bei Seifersbach erregte am 20. Dezember 2017 die Aufmerksamkeit von Thorsten Backhaus. Der Jäger war gegen 15.30 Uhr auf dem Weg zur Jagd. „Ich dachte erst, es wäre ein Reh“, sagt der 50-Jährige. Doch bei näherem Hinschauen entpuppte sich das Tier als Wolf. Backhausen zückte schnell sein Handy und filmte und fotografierte seine Entdeckung. Die Aufnahmen sandte er an den Sachsenforst sowie die Untere Jagdbehörde. Die Verantwortlichen traten mit dem Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“ in Verbindung. Von dort kam nun die Bestätigung: Bei dem Tier handelt es sich um einen Wolf. „Auf dem Foto- beziehungsweise Filmbeleg ist eindeutig nachvollziehbar, dass es sich um einen Wolf handelt“, teilt Philipp Kob, Mitarbeiter im Kontaktbüro in der Lausitz, mit.

Für Backhaus war es der erste Kontakt mit einem Wolf. Von Wolfsrissen aus der Umgebung habe er bisher noch nichts gehört. „Ich denke, das Tier ist nur durchgezogen“, vermutet der Frankenberger. Der Wolf sei ein Politikum, findet der Jäger, Jagdpächter und Begehscheininhaber. „In Deutschland hat man sich mal viel Mühe gegeben, den Wolf auszurotten. Das hat sich jetzt geändert“, sagt er. Der gebürtige Thüringer vermutet, dass auch der Wolf irgendwann einmal geschossen werden darf, und zwar dann, wenn was passiert ist.

Im Bereich des Jagdverbandes Hainichen, zu dem auch Backhaus gehört, habe es in der Vergangenheit schon einmal einen Hinweis auf Wolfsrisse gegeben. Kurze Zeit, bevor die Fotos von Backhaus entstanden, sei nur wenige hundert Meter von dem Standort entfernt beobachtet worden, wie ein Wolf in ein Rudel Mufflons vorgedrungen sei und dort ein Tier gerissen habe. Davon berichtet Mark Imhof, der Vorsitzende des Jagdverbandes. „Der Riss selbst wurde nicht fotografiert und ich habe auch nur durch Erzählungen davon erfahren“, so Imhof. Ihn ärgert, dass der Wolf die Bewirtschaftungspläne der Jäger, die für drei Jahre festhalten, von welchen Tieren wie viele geschossen werden, durcheinanderbringt. „Sicher hat der Wolf seine Berechtigung in Gebieten, wo er Sinn macht“, sagt Imhof. Zu dem Tier gebe es unter Jägern geteilte Meinungen. „Wir wollen ihn nicht ausrotten, aber als Jäger die Möglichkeit behalten, das Geschehen in unserem Revier mit zu beeinflussen“, sagt Imhof.

Dem Landratsamt sind über die Sichtung des Wolfes bei Seifersbach hinaus keine weiteren Spuren eines Wolfes bei Mittweida bekannt, wie Kreissprecherin Cornelia Kluge am Freitag sagt. Das Kontaktbüro aus der Lausitz hingegen vermeldet sieben Hinweise auf einen Isegrim in Mittelsachsen, bei denen es sich nicht sicher sagen lasse, ob es sich um Wölfe handelt. Der bisher einzige eindeutige Nachweis eines Wolfes liegt mit einem Bild vom 17. April aus Mochau vor. Einer Privatperson war es gelungen, ein Tier zu fotografieren. Von weiteren Wolfssichtungen sowie -rissen sei darüber hinaus aus der Region Döbeln derzeit nichts bekannt, sagt Mario Tröger, der Sprecher des Döbelner Jagdverbandes.

Wie auch der Wolf aus Mochau soll sich das Tier bei Seifersbach auf Wanderschaft befunden haben, so Philipp Kob. „Junge Wölfe wandern meist zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr aus dem Elternterritorium ab und begeben sich auf die Suche nach einem geeigneten Lebensraum, um darin selbst ein Territorium zu besetzen und mit einem passenden Fortpflanzungspartner ein Rudel zu gründen“, so der Experte. Woher der Wolf aus Seifersbach kommt, lasse sich ohne genetischen Nachweis nicht sagen. Erforderlich wäre dafür eine Hinterlassenschaft des Tieres. Laut Kob sei nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dem Wolf um denjenigen handelt, der bei Döbeln gesichtet worden ist. „Es könnte jedoch genausogut ein anderer, wandernder Wolf sein“, ergänzt er.

Kob rät Nutztierhaltern in ganz Sachsen dazu, ihre Bestände vor Wolfsübergriffen zu schützen. „Es ist jederzeit mit auftretenden Wölfen auch außerhalb bekannter Wolfsgebiete zu rechnen“, begründet er. Bester Schutz sei es, die Tiere in der Nacht in den Stall zu bringen oder sie mit einem geeigneten Zaun zu schützen. (DA/mf)

Ein Video vom Wolf finden Sie unter http://szlink.de/gesichtet

Herdenschutzbeauftragter Ulrich Klausnitzer: Tel. 0151 50551465

[email protected]

Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes: Tel. 03731 7994001

[email protected]