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Der MZ-Neustart verzögert sich

Die neuen Eigentümer des Motorradbauers wollen kleine, preiswerte Maschinen herstellen. Doch bislang ist die Finanzierung nicht gelungen.

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Von Brigitte Pfüller

Martin Wimmer dreht auf der 125er MZ einige Runden auf dem Gelände der MZ Motorenwerke in Hohndorf bei Zschopau. „Es ist eine tolle Maschine“, meint der Inhaber des traditionsreichen Unternehmens. „Wenn man selbst Grand-Prix-Fahrer war, weiß man, was an einer Maschine gut ist.“

Im vergangenen Februar hatte Wimmer gemeinsam mit Martina Häger und dem ehemaligen Rennfahrer Ralf Waldmann die Firma Motorenwerke Zschopau GmbH gegründet. Damals übernahm die Gesellschaft sämtliche Einrichtungen, Warenlager und alles, was noch zur Marke „MZ“ dazugehört. Trotzdem läuft die Produktion noch nicht, obwohl seitdem 22 Leute eingestellt wurden. „Für Verwaltung, Ersatzteilvertrieb und für Entwicklung“, erklärt Martin Wimmer, der eigentlich Ende Mai die ersten Bikes herstellen und 50 Mitarbeiter beschäftigen wollte. Aber in der Montage in Hohndorf geben sich derzeit nur die früher hier schon gebauten MZ´s sowie der Elektroroller „Charly“ ein Stelldichein, weil die erste Finanzierungsrunde gescheitert ist.

Geschäftsplan liegt Banken vor

„Unser Plan, die Firma mit neuen Ideen weiterzuführen, liegt seit Januar 2009 in einem über 60-seitigen Businessplan den Banken und der Politik in Sachsen vor“, ärgert sich der Inhaber. Darin gebe es eine klare Linie, wie MZ bereits im ersten Jahr gewinnbringend arbeiten könne. Dazu gehört ein Neustart mit den vorhandenen Maschinen – aber nicht ohne das große Superbike, die 1000S. Diese Maschine sei viel zu teuer für den Endkunden und bringe zu wenig Gewinn.

Denn das neue MZ-Konzept sieht vor, kleinere und preiswerte Maschinen in Sachsen zu entwickeln und zu bauen. Als Ergänzung soll die kostengünstige Zuliefer-Produktion in China dienen. „Warum werden denn pro Jahr 300000 Chinaroller in Deutschland verkauft?“, fragt Martin Wimmer. Er kennt sich in dem asiatischen Land gut aus, da er dort für ein deutsches Motorenunternehmen mehrere Jahre für Produktion und Qualitätssicherung verantwortlich war. „Nicht weil er so toll ist, sondern weil er ein billiges Gefährt ist“, gibt er sich selbst die Antwort.

Aber bei MZ sollen künftig keinesfalls einfache Chinaroller vom Band laufen, sondern viel bessere Motorräder, die unter deutscher Marke auch in China oder in Afrika auf den Markt kommen könnten. „Viele Länder mögen Produkte aus Deutschland und zahlen dafür auch bis zu 20 Prozent mehr. Das ist ein riesiger Markt.“ Und MZ sei die einzige Einheit in ganz Deutschland, die noch in der Lage sei, kleinere Motorräder zu entwickeln und zu fertigen.

Deshalb hat Wimmer viel privates Kapital investiert und will in einer zweiten Finanzierungsrunde weiter kämpfen. Ihm schwebt vor, die MZ-Motoren wie nach einem Baukastensystem zusammenzubauen – sodass ein künftiges Moped auch als Rennmaschine mal 270 Stundenkilometer schnell sein kann. Das gleiche Modell könnte dann weniger motorisiert mit Tasche für Notebook und Helm als straßentaugliches Gefährt zur Firma dienen. „Mein Traum wäre es, Motorräder für weniger als 2000 Euro auf den Markt zu bringen, die sich jeder leisten kann.“

Um der Realisierung dieses Traums näher zu kommen, veranstaltet die neue MZ-Mannschaft mit dem Bürgermeister von Zschopau, Klaus Baumann, am Wochenende das Motorradfest „MZ lebt!“. „Es kostet keinen Eintritt. Aber die Erlöse für T-Shirts, Mützen und Getränke fließen in den Aufbau der Produktion“, kündigt der Firmeninhaber an.