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Der Mutmacher

Der Kamenzer Dieter Käbisch hat eine schwere Zeit erfahren. Er will allen danken, die für ihn da waren. Und selbst helfen.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Das Bild seiner kleinen Enkelkinder Wenzel (5) und Heidi (3) auf der Wohnzimmeranrichte nimmt Dieter Käbisch nun noch öfters wahr. Er hat viel Zeit dafür, die er sich noch bewusster als früher auch gönnt. Nach sehr schwerer Krankheit, die noch immer Behandlungen nach sich zieht, ist der früher so vitale Macher irgendwie ein anderer Mensch geworden. Er muss ruhiger treten, auch, wenn es ihm nach wie vor schwer fällt. Phasen beinahe euphorischer Tatkraft werden dabei öfters von Momenten einer in sich gekehrten Nachdenklichkeit abgelöst. „Ich hatte unwahrscheinliches Glück gehabt“, sagt der 73-Jährige. Das meint nicht nur eine gelungene Operation nach niederschmetternder Diagnose, sondern auch irgendwie das ganze, ausgefüllte Leben des Kamenzers.

Fast ein Vierteljahrhundert hat Dieter Käbisch das wirtschaftliche und kommunalpolitische Geschehen in der Lessingstadt und in den Landkreisen Kamenz und Bautzen maßgeblich mitbestimmt. Er war Inhaber mehrerer Firmen, die dem Baugewerbe verpflichtet sind, hat als CDU-Fraktionschef im Kreistag fungiert, war über die Mittelstandsvereinigung MIT unmittelbar am Aufbau der Kamenzer Gewerbemesse beteiligt und hat darüber hinaus in zahlreichen Gremien gewirkt. Das gelang, weil er eine mitziehende Familie um seine liebe Ehefrau Elke hinter sich wusste und zahlreiche Mitstreiter überall. Und, weil er nie ernsthaft erkrankt war. „Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.“

Vor drei Jahren, noch vor seinem 70. Geburtstag, der in Kamenz mit einem sozialen Projekt verbunden wurde, hatte er sich aus allen wichtigen Funktionen zurückgezogen. Die Söhne übernahmen die Geschäfte, und in den CDU-Verbänden in Stadt und Kreis hatten mittlerweile andere das Sagen, auch wenn sein Rat natürlich weiter gefragt war. „Die Übergänge klappten reibungslos“, freut sich der Rentner noch heute. Endlich war Zeit, für die Familie da zu sein. Das ließ sich wirklich gut an, aber nun hat sich das Rad herumgedreht. Jetzt ist die Familie selbst gefragt, denn 2015 brachte schicksalhafte Wendungen.

Niederschmetternde Diagnose

Das begann schon mit dem Jahreswechsel, den Dieter Käbisch im Malteserkrankenhaus verbrachte – mit einer hartnäckigen Lungenentzündung. Nach der langwierigen Genesung war eine dreiwöchige Heilkur in Bad Salzungen vorgesehen, natürlich mit der Frau. Am Pfingstmontag, während eines gemütlichen Abendessens im nahen Bad Liebenstein, brach aus heiterem Himmel eine noch viel dramatischere Krankheit über ihn herein. Mit Koliken, hohem Fieber, schlechten Blutwerten. Zurück in Kamenz ging es in die Notaufnahme des St. Johannes. Es folgten CT- und MRT-Untersuchungen mit der niederschmetternden Diagnose „Pankreaskarzinom“. Der Krebs der Bauchspeicheldrüse gilt als eine der heimtückischsten Krebsarten überhaupt. „Ich war am Boden zerstört“, sagt Dieter Käbisch. Aber irgendwie tat sich sofort auch ein kleines Licht am Ende des Tunnels auf. Über die Chirurgie der Malteser bekam er Kontakt zu Professor Dr. Helmut Witzigmann am Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt. Der bekannte Chirurg führt dort nicht nur ein Kompetenzzentrum für Pankreas-Erkrankungen, sondern seit einigen Jahren auch eine neuartige Operation durch. „Der Professor hat mir mit seiner ruhigen Art sofort Hoffnung gemacht.“

Dann, kurz nach den Feierlichkeiten zu „25 Jahren Firma H+K“, musste es ganz schnell gehen. Zwölf Stunden lang lag der Kamenzer unter dem Messer, danach zehn Tage auf der Intensivstation, und nach vier Wochen hielt er ein Zertifikat in der Hand mit der Quintessenz „OP gelungen“. Der halbe Magen, die halbe Bauchspeicheldrüse, die ganze Galle und 30 Zentimeter Dünndarm wurden entfernt und alles andere zusammengefügt. Nun zieht sich eine entsprechend lange Narbe quer über den Bauch. „Ich habe wohl riesengroßes Glück gehabt“, sagt Dieter Käbisch, der nun für ein halbes Jahr Chemotherapien über sich ergehen lassen muss. Mindestens als Vorsorgemaßnahme. Auch die notwendige Giftgabe gegen Wucherzellen wird eine kräftezehrende Angelegenheit, aber der Rekonvaleszent ist guter Dinge. „Ich bin bereit, mein Leben nach neuen Wahrheiten auszurichten“, sagt er. Dazu gehört zum Beispiel eine möglichst weit nachwirkende Danksagung. „Ich habe sowohl in Kamenz als auch in Dresden erlebt, was unser Gesundheitswesen ausmacht.“ Die professionelle Arbeit der Ärzte und Schwestern sei das eine, aber was ebenso viel zähle, sei die menschliche Zuwendung, die er hier wie dort gespürt habe. Sie habe ihn auch aus der Kamenzer Heimat erreicht, und das habe ihm Kraft gegeben, selbst schwierigste Momente auf der Intensivstation zu überstehen. „Ich glaube, ich habe zehn Tage lang nicht geschlafen.“

Spenden für die Forschung

Sofort, als es ihm wieder etwas besserging, hat er darüber nachgedacht, wie man den Medizinern in würdiger Form danken und gleichzeitig allen Betroffenen Mut machen könnte. „Letzteres geht nur, wenn man etwas gegen die schrecklichen Ängste vor einer Krebsdiagnose tut.“ So entstand die Idee eines Benefizkonzertes. Auch über Krankenhauspfarrerin Marion Missbach, die früher in Schmorkau tätig war, wurde der Kontakt zur evangelischen Kirchgemeinde in Kamenz hergestellt. „Ich wünsche mir, dass in der St. Marien Kirche ein Benefizkonzert stattfinden kann“, so Dieter Käbisch. Vor allem über den Rotary Club Kamenz, dem der 73-Jährige seit 20 Jahren angehört, werden die organisatorischen Fäden in der Hand gehalten (siehe Kasten). Ziel ist es, über Spenden und den Konzertreinerlös möglichst viel Geld für die Forschung am Friedrichstädter Krankenhaus gegen das Pankreaskarzinom einzunehmen. Dass die KKH-Teams aus Kamenz und Dresden am 15. November mit dabei sein werden, versteht sich von selbst.

„Krebs ist ein Schicksal, dass jeden treffen kann“, sagt Dieter Käbisch nun leider aus eigener Erfahrung. „Umso wichtiger ist es, den Kampf gegen diese Geißel der Menschheit zu unterstützen.“ Und der altersweise Senior denkt dabei vor allem auch an die Heranwachsenden. Wie seine Enkelkinder Wenzel und Heidi. „Die sind so liebevoll besorgt um mich.“ Die ermahnten ihn ständig, dass er sich nicht so anstrengen solle. „Wegen deiner Narbe, Opa!“

Der Rotary Club Kamenz organisiert am 15. November um 15 Uhr in der Hauptkirche St. Marien ein Benefizkonzert mit Prof. Matthias Eisenberg an der Walcker-Orgel.

Der Erlös aus Konzert und einer Spendensammlung soll der PankreasKrebsforschung im KKH Dresden-Friedrichstadt zugutekommen.

Spenden können beim Unterstützungsverein des RC Kamenz eingehen unter DE49850503003000197000 (IBAN). Zweck: „Pankreas-Krebsforschung“ Eine Spendenquittung kann auf Wunsch ausgestellt werden.