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Der Musiker und sein Maler

Die Erinnerungen von Gustl Klose an die Tanzmusik nach dem Zweiten Weltkrieg finden eine überraschende Resonanz.

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© privat/Lausitzer Almanach

Von Frank Oehl

Kamenz. SZ-Leser Günter Kern hat den Geschichtsbeitrag „Als Gustl Klose die Tanzsäle swingte“ am Montag mit Interesse gelesen. Dabei erinnerte er sich sofort an ein Fundstück aus einem Buch, das ihm vor einiger Zeit in die Hände gefallen war. „Es war eine Zeichnung meines Bruders Hans-Georg aus der Mitte der Fünfziger Jahre, auf der meiner Meinung nach Gustl Klose zu sehen ist.“ Damals hieß Georg Baselitz noch nicht nach dem Geburtsorts der Kern-Brüder, aber gezeichnet hat der junge Mann schon wie verrückt. Die nebenstehende Zeichnung ist gewiss als karikaturistische Skizze einzuordnen. Sie zeigt ein Tanzpaar, das nicht zueinander findet, weil sich der Galan mehr der Musik des sitzenden Saxofonisten zugetan fühlt, was sie nicht gerade amüsiert.#

Diese Bleistiftzeichnung von Hans-Georg Kern (später: Baselitz) aus der Mitte der Fünfziger Jahre soll u. a. den Musiker Gustl Klose am Saxofon zeigen. Davon ist Günter Kern überzeugt: „Mein Bruder war ein großer Fan des Orchesters und ein begeisterter Bo
Diese Bleistiftzeichnung von Hans-Georg Kern (später: Baselitz) aus der Mitte der Fünfziger Jahre soll u. a. den Musiker Gustl Klose am Saxofon zeigen. Davon ist Günter Kern überzeugt: „Mein Bruder war ein großer Fan des Orchesters und ein begeisterter Bo © Repro

„Mein älterer Bruder war ein großer Fan des Gustl-Klose-Orchesters gewesen“, erinnert sich Kern. Der angehende Maler, dem der spätere Weltruhm noch nicht unbedingt anzumerken ist, sei gern im Hotel Stadt Dresden gewesen. „Er war, sowie ich es mitbekommen habe, ein begeisterter Tänzer bei Tanzveranstaltungen des GK-Orchesters im großen Saal gewesen.“ Das hatte Niveau und Stil gehabt, was sich natürlich vor allem auch an westlichen Einflüssen orientierte. Enge Röhrenhosen waren in – und Ringelsocken und Kautschuk-Sohlen. „Je mehr es quietschte unter den Schuhen, umso besser!“ Wie sich Kern erinnert, versuchte der neugegründete sozialistische Staat natürlich, auf die westliche geprägte Mode Einfluss zu nehmen. „So durfte Boogie Woogie nicht offen getanzt werden. Wer es dennoch tat, konnte schon mal des Saales verwiesen werden.“ Und wer soll derart negativ aufgefallen sein? Natürlich Georg Kern. Das passt schon ins Bild ...