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Der Müll ist schwierig

Gelber Sack, Bio, Rest, Papier – jeden Tag eine andere Sorte. Ein Riesaer fragt sich, ob das nicht auch einfacher geht.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Am Dienstag ist der Gelbe Sack dran, am Mittwoch muss der Restmüll vor die Tür und am Donnerstag der Biomüll. Der Abfallkalender ist voller als so manch privater Terminkalender. Aus Sicht von Joachim Wittenbecher, der von Leipzig aus in die beschauliche Eigenheimsiedlung am Merzdorfer Ring gezogen ist, ist die Müllentsorgung in Riesa nicht nur kompliziert, sondern auch unzuverlässig. „Es ist an der Zeit, dieses komplizierte Müllsystem öffentlich zur Diskussion zu stellen“, findet er. Er stellt sich Fragen, über die auch andere Bürger im Hoheitsgebiet des Entsorgers Remondis schon mal nachgedacht haben dürften. Die SZ sprach darüber mit Remondis-Geschäftsführer Thomas Schiefelbein.

Warum funktioniert die Abholung so unzuverlässig?

Wittenbecher und seine Nachbarn haben beobachtet, dass in den letzten Monaten im Müllkalender vorgegebene Abholtermine zunehmend nicht eingehalten werden. „Unsere Straßen verkommen zu einem, drastisch ausgedrückt, Müllhaufen.“ Zum letzten Mal sei etwa die Biotonne am Montag geleert worden – drei Tage nach dem angegebenen Termin. Angesichts dessen könne man sich die teure Produktion des Müllkalenders auch sparen, findet der Riesaer.

Thomas Schiefelbein weist die Kritik zurück. Schwierigkeiten gebe es lediglich mit dem Biomüll. „Das sind Anpassungsprobleme“, räumt er ein. Hintergrund ist, dass der Versorger derzeit verstärkt für die Biotonne wirbt. Aktuell zahlen die Verbraucher dafür nur die Tonnenmiete, die Leerung ist derzeit gratis. „Das funktioniert auch sehr gut. Wir haben inzwischen weit über 10 000 Tonnen.“ Diese Masse müsse allerdings mit fünf Fahrzeugen bewerkstelligt werden, so Schiefelbein. Wittenbecher reicht diese Antwort nicht. „Man stelle sich vor, die Polizei oder der Krankentransport kann nicht zum Unfallort kommen. Die Folgen solch einer Aussage wären nicht auszudenken.“ Für Anwohner, Besucher und Kunden ergebe sich zudem ein furchtbares Bild von der ansonsten sehr gepflegten Wohnsiedlung.

Warum gibt es nicht einen Abholtag für alle Müllarten?

Das dürfte jeder begrüßen: „Viel sinnvoller ist es, alle Tonnenarten und Gelbe Säcke auf jeweils einen Tag der Woche zu konzentrieren“, meint Joachim Wittenbecher. „Im Zeitalter der Digitalisierung dürfte dies logistisch wahrlich kein Problem mehr sein.“ Das sieht der Remondis-Geschäftsführer allerdings anders. „Wir haben jeden Tag die gleiche Anzahl von Fahrzeugen im Einsatz. Wenn wir die montags nach Riesa und dienstags nach Strehla schicken, geht das nicht auf, weil die Städte eben unterschiedlich groß sind“, erklärt er.

Warum bleiben die Tonnen auf der Straße stehen?

Wittenbecher und andere Anwohner berichten, dass die Tonnen nach der Leerung nicht wieder dort hingestellt werden, wo sie vor der Leerung standen. Mehr noch: „Zum Teil lassen die Männer die Tonnen einfach auf der Straße stehen.“ Laut Thomas Schiefelbein widerspricht das den Anweisungen, die das Unternehmen den Mitarbeitern gibt. „Die Tonnen dürfen nicht auf den Straßen stehenbleiben.“

Warum gibt es nicht einfach nur eine Tonne für alle Müllarten?

In der Schweiz gibt es etwa Abfallsäcke, in denen Müll gesammelt wird, der bei uns getrennt wird: Tetrapackungen von Fruchtsaft oder Milch, Joghurtbecher, zerbrochenes Geschirr, alte Turnschuhe. Warum gibt es hier keinen Sack für alles? Thomas Schiefelbein erklärt: „Wenn Sie etwa Papier in den Restmüll schmeißen, wo es sich mit Essenresten vermischt und aufweicht, können Sie daraus kein Altpapier mehr herstellen. Die Qualität des Rohstoffs würde dann zu sehr leiden.“ Das Gleiche gelte für den Plastikmüll. Ohne die Mülltrennung müssten viel mehr neue Rohstoffe gewonnen oder importiert werden.