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Der merkwürdige Bürgersteig

Auf der Köhlerstraße gibt es Stellen, an denen es mit dem Kinderwagen oder Rollator eng wird. Wer hat das so geplant?

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© Arvid Müller

Von Nicole Czerwinka

Weinböhla. Rund zwei Millionen Euro hat die Sanierung der Köhlerstraße in Weinböhla gekostet. Ein beträchtlicher Teil davon konnte durch Fördermittel des Freistaats finanziert werden, der Rest von Gemeinde und Landkreis. Doch nachdem die Baufahrzeuge nun abgefahren sind und die Straße Mitte November feierlich eingeweiht werden konnte, regt sich Unmut.

Es geht nicht um die Straße an sich, sondern um den Bürgersteig, der an einer Stelle merkwürdige Formen angenommen hat. Der alte Sandweg ist zwar bei der Sanierung asphaltiert worden. Doch ist er an einer Stelle so schmal, dass Mütter mit Kinderwagen oder ältere Menschen mit Rollator auf die Straße ausweichen müssen.

Manfred Zemke aus Niederau ist passionierter Läufer und rennt regelmäßig an der Köhlerstraße in Weinböhla entlang. Ihm ist das Problem schon mehrfach aufgefallen – und es macht ihn wütend: „Der Weg ist nach der Unterführung noch zwei Meter breit, dann wird er an der alten Mauer plötzlich schmaler und noch ein paar Meter weiter gibt es statt eines Fußwegs nur noch einen schmalen Asphaltstreifen von höchstens 50 Zentimetern“, sagt er.

Falsch geplant?

Er versteht nicht, warum die Gemeinde den neuen Fußweg offenbar um die Grundstücksbegrenzungen herum bauen musste. „Der Abstand zu den Zäunen und der alten Steinmauer ist außerdem viel zu groß. Das hätte man doch anders lösen können.“ Auch dass viele Anwohner diese offensichtliche Schildbürgerei bei einer so teuren Straßensanierung einfach hinnehmen wollen, kann er nicht verstehen – und hat sich deshalb bei der Sächsischen Zeitung gemeldet. „Das bleibt doch jetzt 100 Jahre so, warum hat man da nicht gleich richtig geplant?“

Der Bau Köhlerstraße ist eine Gemeinschaftsleistung des Landkreises und der Gemeinde Weinböhla. Während der Landkreis für den Bau der Fahrbahn verantwortlich zeichnete und sich an den Kosten für die Entwässerungsanlagen beteiligt hat, übernahm die Gemeinde den Bau der Oberflächenentwässerungsanlagen, der Fußwege und Längsparkstreifen, der Bushaltestellen und die Anpassung des Bestandes an Trinkwasserleitungen.

Außerdem wurde durch Weinböhla die Straßenbeleuchtung in diesem Bauabschnitt erneuert. 51 Prozent der Kosten übernahm der Landkreis, 49 Prozent die Gemeinde Weinböhla. Der Freistaat Sachsen hat für die Baumaßnahme Fördermittel in Höhe von 75 Prozent beigesteuert.

Lutz Heinl, der Weinböhlaer Bauamtsleiter, teilt auf Anfrage der SZ mit, dass das Management der Bauvorbereitung und -durchführung beim Kreisstraßenbauamt Meißen gelegen habe. „Ich weiß, dass es sowohl in der Planungsphase als auch während der Baudurchführung Abstimmungen mit allen Grundstückseigentümern, die vom Bauvorhaben betroffen sind, gegeben hat. Grundlage dafür waren unter anderem die Grunderwerbspläne, aus denen hervorgeht, ob und wenn ja in welchem Umfang private Flächen für den Straßen- und Gehwegbau benötigt werden“, sagt er. Aber nicht mit allen Grundstückseigentümern haben die Verhandlungen zum Erfolg geführt.

Das Ergebnis ist nun deutlich zu erkennen: „Der jetzt fertiggestellte Straßenabschnitt der Köhlerstraße zwischen Dresdner Straße und Friedensstraße mit ihren Nebenanlagen verkörpert quasi auch das Ergebnis der intensiven Verhandlungen zwischen dem Landkreis als Straßenbaulastträger und den Grundstückseigentümern, Veränderungen an der zu verzeichnenden Situation wird es meines Erachtens nicht mehr geben“, sagt Heinl.

Grundstückseigentümer ist schuld

Das Landratsamt in Meißen erklärt die Sache wie folgt: „Verursacher ist ein Grundstückseigentümer, der den erforderlichen Grund und Boden für einen breiteren Gehweg nicht verkauft hat. Das Amt hat bis zuletzt gehofft, das Problem klären zu können. Einzige Alternative wäre ein Planfeststellungsverfahren gewesen, doch das kann Jahre dauern“, teilt die Sprecherin des Landkreises, Kerstin Thöns, mit.

Die Sicherheit von Fußgängern mit Rollator oder Kinderwagen sei aber nicht gefährdet, da auf der anderen Straßenseite die Befahrbarkeit für Kinderwagen und Rollstühle vorhanden ist. „Daher waren sich Landkreis und Gemeinde auch einig, auf das langwierige Verfahren zu verzichten, auch wenn es keine optimale Lösung ist“, sagt Thöns. Die Weinböhlaer werden mit dem Bürgersteigstreifen also leben müssen.