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Der Meiler steht bereit

Ein Tharandter Verein hält die Köhler-Tradition lebendig. Am Wochenende wird der Meiler zum 170. Mal entzündet.

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© Andreas Weihs

Von Franz Werfel

Tharandt. Beeindruckend sieht er aus, der Tharandter Meiler. Etwa zweieinhalb Meter ist der runde Erdhaufen hoch, vier Meter beträgt sein Durchmesser. Neben ihm stapeln sich exakt bemessene Holzscheite. „Jeder ist genau einen Meter lang“, erklärt Bernd Papperitz. Er bildet mit seinem Sohn Sven und Michael Richter den harten Kern des Tharandter Meilervereins. Die aktuell 30 Vereinsmitglieder organisieren seit sieben Jahren das Meilerfest, das traditionell am letzten Mai-Wochenende stattfindet.

© Sven Papperitz

„Nach dem Fest ist vor dem Fest“, sagt denn auch der Vereinsvorsitzende Michael Richter. Bedeutet: Geht das eine Fest zu Ende, wird schon für das neue geplant. Denn so ein großer Meiler braucht Vorlauf. „Am wichtigsten ist immer, dass wir gutes Buchenholz haben“, sagt Richter. In diesem Jahr hat der Verein auch Scheite aus dem Stadtwald bekommen. Trotzdem muss er jedes Jahr viel Holz zusätzlich einkaufen. Rund 3 500 Euro investiert der Verein in das Material und den Transport.

Seit März haben die freiwilligen Helfer in 2 000 Arbeitsstunden den Meiler aufgeschichtet. Das Grundgerüst des Meilers besteht aus 50 Kubikmetern Holz. „Fachleute sprechen von Raummetern“, sagt Bernd Papperitz. Um das Holz wird Stroh gelegt und der kleine Hügel mit einer Erdschicht von zehn bis 15 Zentimetern ummantelt.

Noch raucht, schwelt und kohlt hier nichts. Das wird sich aber am Sonnabend ändern. „Das Schönste am ganzen Fest ist immer das Entzündungs-Ritual“, sagt Bernd Papperitz. Das Ritual ist dem ursprünglichen Entzünden nachempfunden. Ein langes Eisenrohr, an dessen Ende sich eine Fackel befindet, wird ab der Steinmauer, die den Meilerplatz umgibt, in einen Kanal geschoben. Der reicht bis in die Mitte des Meilers . „Das ist aber nur Show“, sagt Sven Papperitz. „Entzündet wird der Meiler von oben – mit Stroh und Trockenholz.“

Drei Wochen Dauerbrand

Erstmals aufgeschichtet wurde der Meiler 1846 von Edmund Freiherr von Berg, dem Nachfolger Heinrich Cottas als Leiter der Königlich-Sächsischen Forstakademie. Der Meilerplatz im Breiten Grund geht also in sein 170. Jahr. „Einen Köhler gab es hier nie“, sagt Bernd Papperitz. Der Tharandter Meiler im Breiten Grund war schon immer als Lehr- und Schaumeiler gedacht. „Im 19. Jahrhundert bekamen es viele Absolventen der Forstakademie in ihrem Beruf als Revierförster noch mit echten Köhlern zu tun“, sagt Bernd Papperitz. Damit die Jungförster wussten, wie dieses Handwerk funktioniert, war eine Ausbildung gerade auch am Meiler sinnvoll.

Seit 1976 gibt es wieder ein jährliches Meilerfest in Tharandt. „Maßgeblich verdanken wir den Erhalt dieser Tradition Otto Wienhaus“, sagt Michael Richter. Wienhaus, der seinen zweiten Doktor im Fachbereich Chemie zum Thema „Thermische Veredelung von Holzresten“ erwarb, setzte sich dafür ein, dass der Meiler in Tharandt wieder schwelen konnte. Im Meilerverein ist Otto Wienhaus Ehrenmitglied. Und der Verein tauscht sich international im europäischen Köhlerverein aus.

Ist er erst einmal entzündet, schwelt der Meiler drei Wochen lang. Dabei verliert er etwa die Hälfte seines Volumens. Am Ende entstehen vier Tonnen hochwertige Buchenholzkohle. Die erinnert alle Gäste an die einstige Bestimmung des Köhlers: Holzkohle zu produzieren. Diese war nötig, weil die Glut der Kohle fast doppelt so heiß werden kann, wie einfache Holzfeuer. Nur mit Temperaturen um die 900 Grad Celsius konnte man Erze aus dem Gestein gewinnen. Die heutige Meilerkohle wird nur noch zum Grillen genutzt. Der Verkauf beginnt am 2. Juli um 8 Uhr.