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Der Maulwurf kommt mit in die Schule in Ebersbach

Eveline Jelonek aus Friedersdorf lehrt Grundschülern die tschechische Sprache. Und geht dafür auf Wanderschaft.

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© Thomas Eichler

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach. Eveline Jelonek ist seit drei Jahren im Ruhestand. Dennoch geht sie einmal in der Woche in die Schule. Die diplomierte Lehrerin für Russisch und Geschichte kann nicht anders. „Einmal Lehrerin – immer Lehrerin“, sagt sie. Seit 2011 betreut sie an der Jahnschule in Ebersbach ein Ganztagsangebot und bringt den Grundschülern die Grundbegriffe der tschechischen Sprache bei. Frau Jelonek ist mit Begeisterung Lehrerin. Vielleicht hat sie das in die Wiege gelegt bekommen, denn ihr Vater war Lehrer an der ehemaligen Kirchschule (heute Jahnschule) und später deren Leiter. Sie selbst war Schulkind dort und genießt noch heute den Blick aus dem Klassenzimmer hinüber zur Kirche.

Kurz nach der Wende begann sie, Tschechisch zu lernen. „Das hat mich sehr interessiert“, sagt sie. „So nah an der Grenze zu Tschechien hat man viel Kontakt mit den Menschen, die dort leben. Ich finde die Leute sehr nett und umgänglich“, so die Ruheständlerin. Außerdem öffne es viele Türen, wenn man bei den Nachbarn unterwegs ist und tschechisch spricht. Diese Erfahrung hat sie sehr schnell gemacht.

In zwei Gruppen betreut die Friedersdorferin jeweils zehn Schüler. „Das Ganztagsangebot ist natürlich nur ein Schnupperkurs für die Kinder“, sagt die Lehrerin. Sie weiß, dass viele von ihnen nach der Grundschulzeit am Gymnasium oder in der Oberschule weiter tschechisch lernen, wenn die Schule das anbietet. Die Mädchen und Jungen kommen dann schon mit einem Grundwortschatz und ersten Kenntnissen in der tschechischen Grammatik und Rechtschreibung in die neue Schule. „Tschechisch ist eine schwere Sprache“, weiß Frau Jelonek. Deshalb arbeitet sie sehr naturverbunden und mit viel Anschauungsmaterial. Ihre sehr gute methodische Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Dresden komme ihr dabei noch heute zugute, sagt sie. Sie hat sich für den Förderunterricht selbst Stoffverteilungspläne und einen Lehrplan erarbeitet. Für den Sprachunterricht nutzt die Lehrerin zum Beispiel den Kater Mikesch. Er entstammt dem Buch von Josef Lada, einem tschechischen Illustrator und Autor. Auf den sind die Kinder selbst gestoßen und wollten mehr wissen. Frau Jelonek besorgte Zeichnungen und das Buch vom sprechenden Kater. Im Zoo Liberec fotografierte sie die weißen Tiger und stellte sie den Schülern vor. Wenig später erzählte ein Kind, dass es mit seinen Eltern in diesem Zoo gewesen ist.

Immer wieder ist Eveline Jelonek mit ihrem Mann in Tschechien und auch in Polen unterwegs zum Wandern. Dabei nutzt sie jede Gelegenheit, Neues in Erfahrung zu bringen, um es den Kindern im Unterricht zu vermitteln. Da kauft sie immer mal wieder ein tschechisches Kinderbuch oder fragt die Nachbarn über die tschechischen Bräuche und Sitten aus. Von einem Naturlehrpfad in Spindlermühle brachte sie Wissenswertes über die Tierwelt in Tschechisch mit. Eines Tages traf sie beim Wandern einen Jugendlichen aus dem Oberland, der ihr berichtete, dass er sich nun mit eigenen Augen ansehen möchte, was die Lehrerin damals im Ganztagsangebot berichtet hatte. Das macht die resolute Frau sehr stolz und bestärkt sie, solange es ihre Gesundheit zulässt, weiter mit den Kindern Tschechisch zu lernen.

24 Wochen im Schuljahr – 39 hat es insgesamt – übt sie mit den Kindern, jeden Dienstag eine Unterrichtsstunde. Für mehr reichen die Fördermittel, die die Schule bekommt, nicht aus. Eveline Jelonek ist ein bisschen traurig, dass der Förderuntericht für dieses Schuljahr im Mai schon endet. Viele Kinder haben ihr signalisiert, dass sie auch im nächsten Schuljahr wieder bei Frau Jelonek lernen möchten. Zuvor erhalten sie noch ein Zertifikat und ein kleines Quiz. Dabei sollen sie unter anderem beantworten, wie das Tier auf Tschechisch heißt, das Mäuse fängt. Es ist Kocka.