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Der Marathon-Mann

Einmal 42,195 Kilometer sind Tell Wollert zu wenig. Er mag es viel länger – scheitern inklusive.

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© Robert Michael

Tino Meyer

Natürlich hat er an der Startlinie gestanden. Der Dresden-Marathon zum Saisonausklang ist inzwischen Pflicht für Tell Wollert. Dass er den sozusagen im Vorbeigehen absolviert, sagt der 36-Jährige nicht. Stimmt aber. Als Zugläufer für die – auf jeden Fall für reine Hobbyläufer – doch sehr ambitionierte 3:30-Stunden-Marke geht das nicht anders.

Zudem hat Wollert einen Monat zuvor schon ganz andere Herausforderungen bewältigt. Der gebürtige Hallenser, der im Raum Dresden seit 2010 als Personal Trainer arbeitet, lief quasi fünf Marathons hintereinander – und war trotzdem nicht im Ziel. Der Spartathlon, dieser historisch-kultige Ultralauf von Athen bis Sparta, misst schließlich 246 Kilometer, umgerechnet also rund sechs Marathons am Stück.

Vor dem sechsten und letzten musste er dann saft- und kraftlos aufgeben, im wahrsten Sinn des Wortes. „Ich hatte keine Energie mehr“, sagt Wollert und erzählt, wie er für 3,5 Kilometer eine ganze Stunde benötigte, wie er trotz Temperaturen von knapp 30 Grad Celsius nicht mehr warm wurde, wie er buchstäblich am Ende war.

Dass er es wie 2014, als er bei Kilometer 180 verletzt aufgeben musste, wieder nicht geschafft hat, akzeptiert Wollert. Die Gesundheit, betont er, geht vor. Nur über das Warum rätselt er. „Ich habe mich ein Jahr gezielt auf meinen absoluten Jahreshöhepunkt vorbereitet, habe alles dem großen Ziel untergeordnet“, meint Wollert. Durch eine Ernährungsumstellung habe er binnen eines halben Jahres acht Kilo abgenommen und sich damit so gut gefühlt wie nie. Ohne Tempotraining pulverisierte der frühere Judoka, der eher zufällig zum Laufen fand, seine Bestzeiten – bei der Team-Challenge genauso wie beim Nachtlauf.

Auch die Generalprobe lief problemlos. Den Trans Alpine Run, das Sieben-Etappen-Rennen für Zweier-Teams durch die Alpen, beendete er mit seinem Kumpel Matthias Klemm als 50. von 269 Duos – nach 247 Kilometern und 14 973 Höhenmetern.

Wollerts vorläufiges Fazit zum Projekt Spartathlon: „Es sollte nicht sein.“ Ob er einen dritten Versuch wagt, sei offen. Dass er beim nächsten Dresden-Marathon wieder als Zugläufer dabei ist, indes so gut wie sicher. „Die Dankbarkeit der Läufer ist riesig“, berichtet Wollert vom Zieleinlauf am vergangenen Sonntag nach 3:29:46 Stunden, und er findet: „Das wärmt das Herz.“

Der Erlebnisvortrag zum Trans Alpine Run von Tell Wollert und drei weiteren Dresdnern findet an diesem Freitag im Laufsportladen, Fritz-Reuter-Str. 34, statt. Beginn ist 19.30 Uhr. Anmeldung unter: www.laufsportladen.de