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Der Mann mit Rhythmus im Blut

Uwe Schmidt beherrscht viele Instrumente. Mit den Trommeln erreicht er die Leute mehr als mit anderen Instrumenten.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Das erste Musikinstrument von Uwe Schmidt steht noch in einer Ecke seines Musikzimmers. „Als Schüler habe ich das Akkordeonspielen gelernt. Damals war es eine Sache zwischen Quälerei und Freude“, so Uwe Schmidt, den viele als DJ und Moderator des Spindelfaschingsclubs kennen. Doch dass er in seinem Musikzimmer so viele kleine und größere Instrumente aus verschiedenen Ländern aufbewahrt und spielt, ahnen wohl die wenigsten. Er sucht musikalisch immer wieder nach einer neuen Herausforderung – auch für seine Zuhörer.

An seine Übungsstunden auf dem Akkordeon kann sich Uwe Schmidt noch genau erinnern: „Wir mussten uns immer die Hände mit heißem Wasser waschen, da wir auf den Instrumenten der Lehrerin lernten.“ Dafür erinnert sich Uwe Schmidt gern an die Veranstaltungen, bei denen er auftreten durfte.

Später begann er, Gitarre zu spielen. Das war während seiner Lehrzeit zum Oberflächenbeschichter in Jena. „Wenn man einmal das Spielen eines Instrumentes gelernt hat, kann man mit ein bisschen Übung auch andere spielen“, so Uwe Schmidt. Seine musikalische Begabung nutzte er während der Armeezeit noch mehr aus. „Kultur war damals gefragt. Also trat ich mit einem Kumpel als Gitarrenduo auf. Ich habe sozusagen mit der Gitarre in der Hand gekämpft. Das Andere lag mir nicht so“, sagte Uwe Schmidt.

Wieder zurück in Jena lernte er seine Frau Gisela kennen. Weil sich die beiden im großen Wohngebiet nicht wohlfühlten, suchten sie nach einer Alternative. Und die fanden sie in Hartha. Hier wurde gerade das Werk 5 der Spindelfabrik aufgebaut. In Hartha gab es Arbeit, einen Bauplatz fürs Eigenheim und im Spindelfaschingsclub den direkten Draht zu den Einheimischen. „Seit 31 Jahren bin ich beim Fasching dabei. Ich bringe Ideen fürs Drehbuch ein und moderiere“, so Uwe Schmidt. Nach der Wende begann er, nebenberuflich aus DJ zu arbeiten. Seitdem unterhält er als „Schmidt‘s Hits“ bei Hochzeiten, Geburtstagen, Dorffesten oder legt die richtige Musik für die Teilnehmer des Mittelsächsischen Tanzfestes auf.

Neben Haus, Garten, Vereinsarbeit und Diskothek begann sich der Harthaer, fürs Trommeln zu interessieren. „Der Rhythmus hat mich fasziniert. Beim Trommeln geht es zurück zum Ursprung. Trommeln sind die ältesten Instrumente der Welt“, so Schmidt. Er fand in der Trommelgruppe in Naundorf Mitstreiter, die seine Begeisterung teilten. Angefangen habe er mit Bongos. Anleitung zum Trommeln gab es von einem Afrikaner. „Ich habe gelernt, dass es verschiedene Arten von Trommeln gibt. Manche meditieren, andere gehen aus sich heraus“, so Uwe Schmidt.

Das Trommeln und die Geschichte der Musikinstrumente ließen ihn nicht los. Immer mehr Instrumente aus Afrika ergänzten seine Sammlung – so auch verschiedene Maultrommeln und Rasseln. Die kleinen Instrumente hat er in einem alten Koffer verstaut. Uwe Schmidt war noch nicht in Afrika. Aber wie es dort sein könnte, erlebt er fast jedes Jahr beim Afrikafest in Würzburg. „Spontan finden sich Trommelgruppen zusammen. Es ist einfach faszinierend, und man ist mittendrin. Alles ist total anders“, so Schmidt. Manchmal baut er sich die Instrumente auch selbst – wie das Didgeridoo. Das war früher ein Abflussrohr.

Uwe Schmidt spielt nicht nur auf den Instrumenten, sondern kann auch jede Menge über sie erzählen. So ist eine original afrikanische Trommel aus Tropenholz gefertigt. Zwei Metallringe spannen das Ziegenleder. „Das wird mit Haaren darauf gespannt. Und erst dann rasiert. Deshalb sind bei manchen Trommeln auch noch am Rand Haare zu sehen. Gespannt wird das Fell mithilfe von Stricken, die sich nicht dehnen dürfen. „Sie beeinflussen je nach Spannung den Klang der Trommel“, so Uwe Schmidt. Wird das Trommelleder nass, erschlafft es. Dann muss es ans Feuer gelegt werden, um es wieder zu straffen. Das und noch vieles mehr erzählt Uwe Schmidt bei seinen Veranstaltungen. Denn er hat gemerkt, dass nur das Abspielen von digitaler Musik die Leute nicht mehr aus der Reserve lockt. Dabei soll doch bei Feiern auch Stimmung aufkommen. „Die Kombination macht es. Zuerst zögern die Leute, mitzumachen. Ist der Bann einmal gebrochen, wird alles anders. Die Gesichter hellen sich auf, und der Spaß beginnt“, sagt der DJ.

In diesem Jahr hat er zum ersten Mal mit seinen afrikanischen Instrumenten beim Projekttag an der Oberschule mitgewirkt. „Es war toll. Wir haben uns in Trommelsprache unterhalten.“ Neben afrikanischen Trommeln hat Uwe Schmidt auch orientalische, lateinamerikanische und türkische in seinem Gepäck.