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Der Mann, der für Eulen auf Bäume steigt

Eyk Terpe führt seit vielen Jahren Eulentagebuch. Wie aber gelingen ihm seine erstaunlichen Tieraufnahmen?

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Bei den Menschen ist dieses heimliche Beobachten verpönt. Aber Naturschützer dürfen das bei Tieren: das Fotografieren einer Paarung. Eyk Terpe hat darin schon eine gewisse Übung. Seit 2007 betreut der ehrenamtliche Naturschützer an seinem 200 Jahre alten Fachwerkhaus in Nasseböhla einen Kasten für Schleiereulen. Etliche erfolgreiche Bruten konnte Eyk Terpe damit schon beobachten. Über den Alltag der Tiere im Kunsthorst in der Fichte am Haus führt der Nasseböhlaer seit Jahren Tagebuch.

Schleiereulen vor der Paarung.
Schleiereulen vor der Paarung. © privat

Und das liest sich dann so: „Es ist 18 Uhr am 20. Februar. Ich sitze im Versteckzelt, leichter Nieselregen macht die Abenddämmerung etwas geheimnisvoller ... Die erste Eule wagt sich aus dem Kasten. Sekunden später ist sie in der Dämmerung verschwunden. Das Eulenmännchen aber sitzt immer noch auf dem Anflugbrett, erst in tiefer Finsternis folgt er dem Weibchen zur nächtlichen Jagd ...“ Witzigerweise kennzeichnet Terpe die Begriffe Weibchen und Männchen in seinem Tagebuch mit den Zeichen, die man auch auf Toilettentüren findet. Sein Versteckzelt auf dem Baum ist übrigens circa acht Meter vom Kunsthorst entfernt. Wenn Eyk Terpe die Balz seiner Schleiereulen beschreibt, liest sich das so: „Das Männchen umfliegt den Horstbaum in enger Bahn, lässt sich klatschend fallen und lockt immer wieder mit leisem Gesang. Und dann ist plötzlich der leise Ruf des Weibchens zu hören.“

Geduld ist es, die den sportlichen Tierfreund, der bei der Flussmeisterei Riesa arbeitet, auch sensationelle Fotos machen lässt. Mit einer Nikon D 600. Nächtelang hält sich der Nasseböhlaer in der Nähe der Eulen auf, damit sie die Scheu vor ihm verlieren. Die langen Fotopausen nutzt der 55-Jährige, um die Laute anderer Tiere zu hören oder sie zu beobachten: Singvögel, Rehe, Steinmarder, Füchse. „Der Verrückte, ich kenn ihn nicht anders“, sagt seine Frau über Terpe. Sport und Vögel – das sei sein Hobby. Wenn draußen was los ist, braucht der Naturbursche keinen Fernseher. Doch Fotos und Aufzeichnungen macht er nur für sich selbst. Ergänzt werden seine Beobachtungen durch Recherchen. Beim Naturschutzbund Nabu schätzt man Eyk Terpe als engagierten Mitstreiter.

Ach, was zu seinen Schleiereulen noch zu machen wäre, ist eine Gewölleanalyse. Die könnte zeigen, welche Beutetiere die Eulen genau gefressen haben: Feldmäuse oder Hausmäuse, Spitzmäuse, Brandmaus, Schermäuse, Waldmäuse oder Hausratten. Eyk Terpe kann sie alle unterscheiden.