Merken

Der Mann aus dem Schausteller-Wagen ist tot

Er war gerade erst wieder nach Stauchitz zurückgekehrt. Die Todesursache ist unklar.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Jürgen Müller

Stauchitz. Rund zwei Jahre lebte der gebürtige Hannoveraner Einhard Wagner in einem Schaustellerwagen. „Hier kriegt mich keiner mehr raus“, hatte er vor fast genau einem Jahr der SZ gesagt. Und sollte recht behalten. Am Montag wurde er von seiner zwölfjährigen Tochter in dem Wohnwagen tot aufgefunden. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Er ging von einer unnatürlichen Todesursache aus. Deshalb wurde die Kriminalpolizei eingeschaltet.

Möglicherweise ist er an verunreinigtem Trinkwasser gestorben. In dem Wohnwagen gab es weder Wasser- noch Abwasseranschluss. Wagner, der auch unter Diabetes litt, holte sich Wasser in einem Kanister. Der 49-Jährige soll seit längerer Zeit über Übelkeit geklagt haben, wohl auch eine Folge des Wassers. Die Polizei fand in dem Wagen jede Menge leerer Bierflaschen. Der Wagen soll einen sehr unordentlichen, schmutzigen Eindruck gemacht haben.

Nachdem die SZ über den Einsiedler und Aussteiger berichtet hatte, meldete sich eine Gartenbaufirma aus Priestewitz bei ihm . Sie bot ihm eine Arbeit und einen Stellplatz auf der grünen Wiese für seinen Wagen an, was er sich sehnlichst wünschte. Tatsächlich arbeitete der 49-Jährige bis Ende September in Priestewitz. Dort war er auch gemeldet. Dann trennte sich die Firma von ihrem Mitarbeiter, und zwar nicht nur, weil über den Winter weniger Arbeit anliegt. „Er war nicht besonders zuverlässig“, sagt eine Mitarbeiterin. Die meiste Zeit habe er im Bett gelegen. Mit seiner zwölfjährigen Tochter habe er Wasserpfeife geraucht, habe auch Hanf anbauen wollen. Dies habe ihm die Firma jedoch untersagt. Befürchtet wurde, dass er illegale Drogen nahm. Nachgewiesen werden konnte ihm das nicht. Seit etwa zwei Wochen war der Wohnwagen wieder in Stauchitz zu sehen. Eigentlich wollte der Mann schon eher zurück, doch das gelang zunächst nicht, weil die Reifen ohne Luft waren und er zudem keinen Traktor fand.

Der Schaustellerwagen, der auf dem Gelände der ehemaligen Kellerei in Stauchitz steht, und dessen Bewohner waren manchem Anwohner ein Dorn im Auge und beschäftigten auch den Gemeinderat. Wagner führte einst ein ganz normales Leben, erlernte den Beruf eines Ledertechnikers, war verheiratet, hatte zwei Kinder, ging einer Arbeit nach. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau betrieb er in Riesa einige Zeit auch einen Naturkostladen. Nachdem die Ehe in die Brüche ging, lebte er einige Zeit in einer Wohngemeinschaft im Gut Jahnishausen. Später kaufte er in Steudten einen alten Bauernhof. Doch er konnte das Grundstück nicht halten, verkaufte es wieder. Von dem Erlös kaufte er sich den Wagen, der nach seinen Angaben 70 Jahre alt war und neu aufgebaut wurde.