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Der Mann am Steuer

Bäwo wird 25 Jahre alt. Hätte Robin Bäger nicht übernommen, wäre der Caravan-Handel vielleicht eingegangen.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Wenn Robin Bäger über seinen Vater spricht, sagt er „Chef“. Zumindest, wenn es ums Geschäftliche geht. Bis sich die beiden aufeinander eingestellt hatten – das habe eine Weile gedauert, gibt der Sohn zu. „Diesen professionellen Umgang miteinander müssen Familienmitglieder erst lernen.“ In Familienunternehmen ist diese Findungsphase sicher nichts Ungewöhnliches. 2007, mit 24 Jahren, stieg der gelernte Kfz-Mechaniker mit in das Geschäft seines Vaters ein. Irgendwann habe er dann angefangen, seinen Senior „Chef“ zu nennen. „Dann ging das irgendwie leichter“, erzählt der 34-Jährige lachend. Im Kreise der Familie, bei Feiern zum Beispiel, wird der Schalter aber umgelegt. Dann ist der Vati wieder der Vati – wie in allen Familien.

Eine Feier steht dem Riesaer Caravan-Handel gerade auch ins Haus. Er wird 25 Jahre alt. Seine Hand dafür, dass der Geschäftsbereich dieses Jubiläum einmal groß feiern würde, hätte Robin Bäger bei seinem Einstieg vor zehn Jahren wohl nicht ins Feuer gelegt. „Zu dieser Zeit war unser Geschäftszweig mit der Baumaschinenvermietung weitaus erfolgreicher“, erzählt er. Denn Bäwo ist eigentlich gar kein eigenständiges Unternehmen, sondern eine Tochter der besagten Baumaschinenvermietung: des Riesaer Bauservices. Der beschäftigt inklusive Bäwo rund ein Dutzend Mitarbeiter in Riesa und Oschatz.

Gründerin des Caravan-Zweigs war eigentlich seine Mutter, Silvia Bäger. Die Idee kam über eine befreundete Familie aus Westdeutschland. „Die haben wir nach der Wende kennengelernt.“ Eine „folgenschwere“ Bekanntschaft aus Sicht von Robin Bäger. Besagte Familie betreibt bis heute das Caravanunternehmen Wewo Caravaning. „Durch die sind wir auf den Geschmack gekommen“, so Bäger junior. Und in Anlehnung an Wewo – steht für Westerwald-Wohnmobile – wurde das neue Geschäft der Familie Bäger schließlich Bäwo getauft, also Bäger-Wohnmobile.

Alternde Gesellschaft ist gut fürs Geschäft

Heute läuft der Geschäftsbereich Caravaning erfolgreich, doch zwischenzeitlich stand dieser auch mal auf der Kippe. „Als sich meine Eltern trennten, war es zunächst unklar, wie es mit der Caravan-Sparte weitergeht“, erzählt Robin Bäger. „Ich habe das dann übernommen.“ Also ging es weiter. Inzwischen haben sich die Verhältnisse in dem Familienbetrieb gewandelt. „Der Caravan-Geschäftszweig ist deutlich gewachsen und nicht mehr finanziell abhängig von der Baumaschinenvermietung“, so der Junior. Erst vor einem Jahr hat sich das Geschäft noch einmal deutlich vergrößert und ist von Oelsitz aus an die Lommatzscher Straße gezogen. „Wir konnten unseren Umsatz in den letzten vier Jahren verdreifachen“, sagt Robin Bäger. Dabei profitiert das Familienunternehmen vor allem von den aktuellen Trends in der Reisebranche. „Mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Die Hersteller kommen aktuell kaum nach mit der Produktion.“

Warum? „Das hat sicher auch etwas mit Sicherheitsaspekten zu tun. Wegen der politischen Situation sind Flugreisen in die Türkei oder nach Nordafrika derzeit eben unbeliebt. Die Reisenden suchen sich Alternativen in Deutschland und anderen europäischen Ländern.“ Aber auch der demografische Wandel spielt den Bägers in die Karten. Es sei schon eher die Generation 50 plus, die sich Wohnmobile anschaffe. „Aber im Wohnwagenbereich und im Verleih sind es durchaus auch jüngere Kunden, Familien mit kleinen Kindern etwa. Denn für sie ist es sehr praktisch, einfach immer alles dabei zu haben“, erklärt Bäger. Auch er selbst mag diese Form des Reisens. Der Junior hat seinen Traumberuf gefunden. „Es macht Spaß, den Leuten etwas zu verkaufen, das sie mit Urlaub verbinden.“ Und so muss sich Vater Klaus-Dieter wohl keine Sorgen um die Unternehmensnachfolge machen. „Es ist schon geplant, dass ich bald mit in die Geschäftsführung einsteige“, erzählt er.

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Klaus-Dieter Bäger seine Reisen im Rentenalter verbringen wird. Bleibt die Frage, ob der Vater seinen Sohn ebenfalls „Chef“ nennen wird, sobald der seinen Posten übernommen hat.