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Der Luisenhof wird umgebaut

Zunächst haben die neuen Betreiber gezögert, jetzt fiebern sie dem Start entgegen. Etwas Entscheidendes fehlt aber.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Zu groß, zu teuer – der Balkon Dresdens war für Gastronom Armin Schumann einfach ein unkalkulierbares Risiko. Als dann der neue Eigentümer 19 000 Euro Miete pro Monat haben wollte, entschied er sich Ende Juni 2015, den Luisenhof aufzugeben. Seitdem steht das Gebäude leer. Patria Casa, wie sich die Eigentümerfirma nennt, hat mit einigen potenziellen Wirten verhandelt. Carsten Rühle und Carolin Rühle-Marten wagen nun den Neustart.

So soll es ab April im Luisenhof aussehen.
So soll es ab April im Luisenhof aussehen. © Visualisierung: O+M Architekten GmbH www.ottoundmu

Der Mietvertrag ist unterschrieben. Wie hoch die Miete ist, verraten Eigentümer und Gastronomen nicht. Aber sie sei „marktüblich“, allerdings deutlich niedriger als zuvor, weil weniger Fläche vermietet wird. Denn der Luisenhof wird kleiner. Hatte Schumann rund 500 Plätze, werden es künftig 170 drinnen und 130 draußen sein. Das ist auch der Grund, weswegen Rühle zugesagt habe. „Ich habe anfangs gesagt: Um Himmels willen, im Leben nicht!“

Jetzt, da umgeplant wurde, kann sich das Ehepaar gut vorstellen, das Restaurant erfolgreich zu betreiben. Es ist das erste eigene. Er ist Betriebsleiter im Dresden 1900 am Neumarkt und seit 32 Jahren Gastronom. Sie ist Restaurantfachfrau und war Serviceleiterin bei einer Veranstaltungsagentur in Dresden. „Wir wollen ein richtiges Familienunternehmen daraus machen“, erklärt Rühle-Marten. So sollen auch die Kinder mitgestalten und -arbeiten.

Das Konzept sei klar: modern und schlicht, aber gemütlich und einladend. Das original Eichenparkett wird aufgearbeitet und bleibt. Grau-, Creme- und Brauntöne bekommen goldene Akzente. Eigentlich unterscheide sich der künftige Anblick nicht sehr von dem der 1950er- und 1960er-Jahre, so Rühle-Marten. Die Gäste erwarten Klassiker wie Kartoffelsuppe, Sauerbraten, Schnitzel und mehr. „Wir wollen aber auch eine moderne Küche anbieten, die Mitarbeiter können sich ruhig austoben“, erklärt Rühle.

Im April 2018 könnte es losgehen

Gefragte Veranstaltungen wie das Martinsgansessen und den sonntäglichen Familienbrunch werden wieder aufgelegt. Auch Kuchen und Torten werden angeboten, aber zunächst wohl aus den Traditionsbäckereien Wippler und Eisold. „Vielleicht stellen wir einen Konditor ein, wenn es gut läuft“, so Rühle. Er kalkuliert zunächst mit 16 Angestellten für Küche und Service.

Insbesondere die Kosten für das Personal seien hoch. Und um den akuten Fachkräftemangel abzumildern, will Rühle selber ausbilden. Den nötigen Schein dafür hat er. „Ich habe bisher bereits etwa 150 Lehrlinge ausgebildet.“ Ziel sei es, diese dann auch zu übernehmen. Wann es genau losgeht, hängt davon ab, wie die Arbeiten vorankommen. April 2018 nennt Rühle realistisch. „Ich werde aber nicht drei Tage vor Ostern öffnen. Nach dem Start muss sich erst alles einspielen.“

Bis dahin ist noch viel zu tun. Derzeit laufen „vorbereitende Arbeiten“, die der Eigentümer in Auftrag gegeben hat. Dieser ist für den kompletten Rohbau zuständig. In der Küche sind bereits Podeste gemauert, überall liegt der Boden frei, es wird an Heizung, Elektrik, Lüftung und den Sanitäranlagen gewerkelt. „Wir haben aber noch keine Baugenehmigung“, so Joel Rosenberg, der die Eigentümerfirma Patria Casa vertritt.

Deshalb dürfen noch keine Arbeiten ausgeführt werden, die in die Statik eingreifen. Es gebe aber Zusagen, alles sei mit dem Denkmalamt abgestimmt. „Wir rechnen in den nächsten Tagen, spätestens Wochen, mit der Baugenehmigung“, so Rosenberg. Rund eine halbe Million Euro will der Eigentümer in das Gebäude investieren. Erst dann können die Mieter ihre Küchengeräte einbauen und alles so gestalten, wie sie es möchten. Sie haben einen Kredit aufgenommen, um die Inneneinrichtung und alles Weitere zu finanzieren. Rund 600 000 bis 700 000 Euro werden sie dann investieren – in ihren Traum.

„Wir sind stolz und dankbar, dass wir den Luisenhof betreiben dürfen“, erklärt Rühle. Er und seine Frau haben großen Respekt vor der 123 Jahre alten Tradition. Diese wollen sie fortführen, aber der Gaststätte auch eine eigene Handschrift verpassen. „Eine große Herausforderung.“

Bereits jetzt nimmt Carolin Rühle-Marten Reservierungen für Familienfeiern wie Hochzeiten und Jugendweihen entgegen. Ab Anfang Januar gehen die beiden dann auf Mitarbeitersuche. „Wir freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen“, erklärt Rühle. Auf dem Balkon Dresdens zu arbeiten sei doch attraktiv, deshalb gehe er davon aus, dass es genug Interessenten geben wird.

Auch die Dresdner Verkehrsbetriebe freuen sich, dass der Mietvertrag unterschrieben ist. „Wir begrüßen jede Form von Gastronomie an dieser Stelle“, so Sprecher Falk Lösch. Denn für die Standseilbahn sei der Betrieb des Luisenhofes enorm wichtig, um viele Fahrgäste anzulocken. Das habe auch die Zeit seit der Schließung gezeigt. Es sind nun deutlich weniger. Aktuell fährt sie wegen einer Revision jedoch bis zum Sonnabend nicht.