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Der letzte Schuss ist gefallen

Der Schießplatz in Eichgraben ist stillgelegt worden. Damit endet eine fast 150-jährige Tradition.

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© SZ Thomas Eichler

Von Jan Lange

Auf dem Schießplatz bei Eichgraben wird kein Schuss mehr fallen, kein Gewehr mehr geladen. Die Anlage wurde vom Kreisjagdverband außer Betrieb genommen. Nach SZ-Informationen entspricht die Schießanlage nicht mehr den geltenden EU-Normen. Die Verordnung für die Betreibung von Schießständen sei demnach in den vergangenen Jahren geändert worden. Für den Kreisjagdverband hätte das einen kostspieligen Umbau des Schießplatzes in Eichgraben bedeutet. Von über 40 000 Euro ist die Rede. Zu viel für die Jäger. Aus diesem Grund ist die Schießanlage stillgelegt. Es werde, wie vonseiten des Kreisjagdverbandes zu hören ist, auch keine spätere Wiederbelebung mehr geben.

Damit endet still und leise eine Tradition, die fast 150 Jahre angedauert hatte. Weil der Schießstand von 200 Metern Länge auf der Schießwiese bei der Mandaukaserne und der 800 Schritt lange Schießstand in der Mandauniederung bei Pethau völlig unzureichend zum Schulschießen war, wurde im Frühjahr 1869 im Hospitalforst bei Eichgraben das nötige Land zum Bau von drei Schießständen – zwei mit 600 Metern Länge und einen mit 400 Metern – erpachtet. Diese Anlagen waren schon 1873/1874 und dann nochmals im Jahr 1876 erweitert worden. Dafür wurde dann der Schießstand bei Pethau aufgegeben.

Nach dem Krieg nutzte die Nationale Volksarmee (NVA) das fast 25 Hektar große Gelände bei Eichgraben. Mit den Offiziershochschulen Zittau und Löbau befanden sich gleich zwei große NVA-Standorte in der Nähe. Die Ausbildungsfläche war dabei knapp 14 Hektar groß. Hier wurde bis Ende der 1980er Jahre immer wieder der Ernstfall geprobt. Nach der Wende und dem Untergang der NVA verwaltete das Bundesvermögensamt das Gelände. Die Behörde hatte für den brach liegenden Schießplatz jahrelang nach einem neuen Nutzer gesucht. Die Kreisjägerschaft zeigte schon Mitte der 1990er Jahre Interesse an dem Areal, doch die Gestaltung des Geländes zu einem Schießplatz nach modernen Anforderungen nahm mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Und so konnte die Anlage erst am 22. Mai 2000 in Betrieb genommen werden. Sie hätte demnach heute ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert. Doch dazu kommt es aufgrund der Stilllegung nun nicht mehr.

Auf die Jäger kommen derweil deutlich weitere Wege zu. Wurde der Nachwuchs bisher in Eichgraben ausgebildet, muss der Verband jetzt auf die Anlagen in Weickersdorf bei Bischofswerda und Commerau nördlich von Bautzen ausweichen. Laut Kreisjagdverband eignen sich aber auch die Plätze in Eibau und Oderwitz für die Ausbildung, sie werden jedoch nur im Ausnahmefall genutzt.