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Der Landfleischer wird Gastwirt

Steffen Richter führt jetzt das Sportlerkasino in Burkau. Der gebürtige Ostroer konnte einfach nicht Nein sagen.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Burkau. Gerade kommt Steffen Richter aus dem Schlachthaus. Seit fünf Uhr morgens ist er auf den Beinen. Wie jeden Tag. Weil eine Mitarbeiterin derzeit fehlt, hat er auch Dutzende Portionen Mittagessen gekocht. Für die Senioren und die Belegschaften in den Betrieben, die es angeliefert bekommen und für den Imbiss in seinem Fleischergeschäft in Burkau. Nach einer kurzen Kaffeepause beginnt seine zweite Schicht. Als Gastwirt hinterm Tresen.

Seit Monatsbeginn ist der Chef der Landfleischerei Steffen Richter der neue Pächter des Sportlerkasinos am Sportplatz. Die Fußballer hatten angefragt, ob er sich das nicht vorstellen könnte. Er konnte, musste dennoch erst drüber schlafen. Steffen Richter ist keiner, der vorschnelle Entscheidungen trifft. Dafür ist er zu lange selbstständig auf dem Dorf. „Man muss das alles schon realistisch einschätzen. Wir sind hier nicht in der Stadt, wo 1000 Leute in die Gaststätte kommen. Wir sind auf dem Land und da kommen eben auch mal nur drei Leute auf ein Bier.“ Und doch konnte er nicht Nein sagen, weil er hier verwurzelt ist. Er hilft, wenn er gebraucht wird und sponsert seit Längerem den Sportverein mit, wie er sagt. „Leerstand wäre für den Ort doch nicht gut gewesen.“

Zwei neue Biere im Angebot

Also sagte er zu, als die Sportler vom SV Burkau fragten. Zum 1. September übernahm er das Kasino, das seit Ende Juni geschlossen hatte. Der vorherige Pächter Mike Menzel hatte den Pachtvertrag mit der Gemeinde gekündigt. Die übergab es in Verantwortung des Sportvereins, der einen neuen Pächter suchte. „Zunächst geht es darum, die Gaststätte während der Trainings- und Spielzeiten zu öffnen.“ Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag. An allen anderen Tagen und alle zwei Wochen sonntags zapft Steffen Richter mit Unterstützung seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern ab 17 Uhr Bier – für Spieler, Trainer und alle anderen Gäste. Mit einem Pils und einem Weißbier vom Fass bietet er zwei neue Biere an. Andere Getränke bezieht er aus dem Getränkeladen im Ort. Für Steffen Richter selbstverständlich. Zu essen wird es vorerst den kleinen Imbiss geben – Bockwürste und Kamenzer aus der eigenen Produktion. „Wir müssen erst einmal sehen, wie es läuft. Erweitern kann ich das Angebot ja immer noch“, so der 52-Jährige. Vorerst für ein Jahr gelte sein Pachtvertrag.

Seit 2004 führt Steffen Richter in Burkau seine Landfleischerei mit heute sieben Mitarbeitern. Er schlachtet selbst Tiere aus der Region und stellt Wurst her. Bis 2011 erfolgte der Verkauf direkt ab Produktion, seitdem liegen Wurst, Fleisch und Salate in der Ladentheke. „Es bot sich damals die Gelegenheit, das Geschäft von Fleischer Jenak zu übernehmen. Wir haben es grundlegend modernisiert und bieten seitdem auch einen Imbiss hier.“ Ein bisschen Gastwirt ist er also schon, wenn sich Burkauer oder Durchreisende hier treffen auf einen Eintopf oder einen Gulasch. Und doch ist das Führen einer Gaststätte Neuland für den gebürtigen Ostroer, der seit 1983 Fleischer ist und der Liebe zu seiner Frau wegen nach Burkau zog. Doch er konnte zum Angebot der Gaststätte auch deshalb nicht Nein sagen, weil es neue Chancen fürs bestehende Geschäft eröffne, wie er sagt. „Wir bieten ja auch Partyservice und Catering an. Jetzt können wir einen Raum für die Feier gleich mit anbieten. Das macht’s attraktiver.“ Im Burkauer Sportlerkasino wolle er zunächst nichts verändern, sagt Steffen Richter. Er nutzt die Möbel, das der Sportverein nach dem Auszug von Mike Menzel von der Gemeinde kaufte. Allerdings wird er sein Hobby ins Sportlerkasino holen. „Es gibt künftig eine Dartscheibe.“ Dart und Angeln sind Steffen Richters Hobby, wenn er mal Zeit dazu hat. Seine Tage sind jetzt länger geworden.