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Der Kunstschütze von Wembley

440-mal lief Eberhard Vogel in der DDR-Oberliga auf. Von seinen Toren schwärmen die Fans noch heute. Am Sonntag wird er 75.

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© dpa

Von Bernd Scheffel, Jena

Die Szene, die sein Fußballer-Leben prägte, kann Eberhard Vogel noch heute traumhaft sicher wiedergeben. „Dribbling halbrechts, 40 Meter Entfernung. Den Ball auf den linken Fuß und das Ding ins Dreiangel reingehauen.“ Es ist der 25. November 1970, als dem Jenaer im Länderspiel im Wembley-Stadion beim 1:3 der DDR gegen England der denkwürdige Treffer gelingt. Keeper Peter Shilton hatte gegen den Kunstschuss keine Chance. Es war eines von Vogels 25 Länderspieltoren. Am Sonntag wird er 75.

Aber es war auch nicht der einzige Treffer mit besonderem Schauwert in Vogels Karriere. Beim 4:1-Sieg der DDR-Auswahl über die UdSSR-Elf am 28. Juni 1964 im Entscheidungsspiel zur Olympia-Qualifikation in Warschau hatte Vogel den russischen Torwart mit einem direkt verwandelten Eckball überrascht.

In der Oberliga absolvierte der Ausnahmeangreifer für den FC Karl-Marx-Stadt 198 Punktspiele (70 Tore), für den FC Carl Zeiss Jena wurde er in 242 Partien aufgeboten (118 Tore). Mehr als 188 Tore hatte nur Joachim Streich (229) erzielt. Mit insgesamt 440 Einsätzen avancierte „Matz“ Vogel zum Rekordspieler in der DDR. Kurz vor seinem Karriereende stand er mit dem FC Carl Zeiss vor seinem größten Triumph im europäischen Fußball. Doch im Finale des Europapokals der Pokalsieger unterlagen die Thüringer am 13. Mai 1981 in Düsseldorf Dinamo Tiflis mit 1:2.

Nach der Karriere gab der Diplom-Sportler seinen Erfahrungsschatz als Trainer weiter. Unter seiner Regie wurden die DDR-Junioren 1986 Europameister und ein Jahr darauf WM-Dritter. „Wir hatten damals eine gute Truppe, aus der nicht nur Matthias Sammer seinen Weg gemacht hat“, betont Vogel. Das Ende des DDR-Fußballs erlebte Vogel als Assistenztrainer der letzten Nationalelf. Bei den Heimspielen des heutigen Drittligisten Jena gehört Vogel fast immer zu den Ehrengästen. (dpa)