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Der Kreisel bleibt

Aus dem Provisorium an der Bautzener Schliebenkreuzung soll eine Dauerlösung werden. Anwohner kritisieren das.

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© Carmen Schumann

Von Frances Scholz

In Bautzen kreiselt es an der Schliebenkreuzung seit April. Autofahrer und Fußgänger haben sich schnell an die neue Verkehrssituation gewöhnt. Noch ist der Kreisverkehr allerdings ein Provisorium. Doch bald will die Stadt diesen fest installieren.

Warum wurde der Kreisverkehr eigentlich errichtet?

Der Kreisel ist Teil des Verkehrsversuchs in der Innenstadt. Zwischen Vogelkreuzung und Holzmarkt ist derzeit nur Tempo 30 erlaubt. Die Planer haben den Kreisel haargenau auf die Kreuzung von Schlieben-, Clara-Zetkin- und Dresdener Straße eingepasst. „Ein Kreisverkehr bringt eine Verkehrsverflüssigung“, sagt Verkehrsexperte Prof. Dr. Dieter Müller vom Institut für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen (IVV). Die Staus an den Ampeln entfallen, Konfliktsituationen mit Fußgängern und Radfahrern beim Abbiegen kommen seltener vor. Denn als Querungshilfe gibt es für Passanten an jedem einmündenden Straßenast einen Zebrastreifen. Durch den dreimonatigen Versuch wollte die Stadt prüfen, ob ein Kreisverkehr an der Schliebenkreuzung dauerhaft sinnvoll ist.

Zu welchen Erkenntnissen ist die Stadt beim Testkreisel gekommen?

Baubürgermeister Peter Hesse (CDU) bestätigte im jüngsten Stadtrat, dass der provisorische Kreisverkehr gut angenommen wird. „Es gibt überwiegend positive Reaktionen, deswegen wollen wir ihn als dauerhafte Lösung einsetzen.“ Dirk Ohm vom Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme (Ivas) hat den Test des Kreisels in Bautzen begleitet. „Alle Verkehrsteilnehmer achten nun viel mehr aufeinander“, sagt der Ingenieur. Die Situation an der Schliebenkreuzung funktioniere sehr gut. Täglichen fahren genauso viele Fahrzeuge über die Kreuzung wie zu Zeiten der Ampelregelung. „Es gibt jetzt keinen richtigen Stau mehr, sondern nur noch stockenden Verkehr, weil die Autos langsam in den Kreisverkehr reinrollen“, erklärt Dirk Ohm. Die Westtangente als Ausweichstrecke spielt für Autofahrer hingegen keine Rolle.

Wie reagieren die Anwohner und Händler auf den Kreisel?

Die Stadt hatte die Anwohner am Dienstagabend zu einer Gesprächsrunde eingeladen. „Wir haben mehr als 200 Einladungskarten im Umkreis des Kreisels verteilt“, sagt Tobias Schilling, Mitarbeiter des Presseamtes. Auf der Facebookseite der Stadt und bei der SZ beschwerten sich aber einige Anwohner, sie hätte keine Information erhalten. Das zeigte sich auch an der Teilnehmerzahl. Nur acht Interessierte kamen. Sie beschäftigte vor allem die Situation für Radler. „Ich fühle mich nicht sicher, wenn ich im Kreisverkehr fahren muss und auf der Straße“, sagt Heinz Polenz. Der 79-Jährige wolle lieber wieder den Gehweg mit seinem Rad nutzen. Doch die Planer machten ihm keine Hoffnung. Denn generell soll der Radverkehr auf die Straße gelenkt werden. Auch ab dem Kreisverkehr bei der Esso-Tankstelle sollen Radler künftig auf der Straße fahren. „Radfahrer müssen selbstbewusster fahren, nur so funktioniert die Lösung mit dem Kreisel“, sagt Andreas Kuring von der Firma Exner und Schramm, die den festen Kreisverkehr plant.

Die Gewerbetreibenden an der Clara-Zetkin-Straße haben ein noch größeres Problem. „Durch den flüssigeren Verkehr haben Kunden kaum noch die Chance in unsere Einfahrt einzubiegen“, sagt Katja Kutschke von der Fleischerei Wetzko. Hinzu kommt: Die Stadt plant in Höhe der Leibnitzstraße, eine Verkehrsinsel zu errichten. „Dann haben unsere Lieferfahrzeuge keine Möglichkeit mehr auf unser Grundstück zu fahren. Um in die Einfahrt zu kommen, müssen sie ausholen und dabei die andere Fahrbahn noch mit benutzen“, erklärt Stefan Genzler von der Apotheke zur Brücke. Die Planer haben diese Dinge nicht mit einkalkuliert. „Wir werden uns mit den Gewerbetreibenden noch mal gesondert hinsetzen und an einer Lösung arbeiten“, verspricht Falko Wendler, Leiter des Hoch- und Tiefbauamtes.

Wie geht es jetzt weiter, wann wird der Kreisverkehr gebaut?

Aktuell läuft die Vorplanung für den dauerhaften Kreisverkehr an der Schliebenstraßenkreuzung. Im September wird darüber im Stadtrat gesprochen. Die Ausschreibung der Bauarbeiten soll dann im Januar kommenden Jahres beginnen. Der Start der Arbeiten ist für April 2016 vorgesehen. „Im Oktober 2016 wollen wir mit dem Kreisverkehr fertig sein“, sagt Falko Wendler. Der Kreisel wird dann etwas breiter. Einen Durchmesser von 32 Metern soll er bekommen. Verkehrsinseln für Fußgänger werden rund um den Kreisel fest installiert. Zudem soll es noch zwei weitere Übergänge auf der Clara-Zetkin-Straße geben. Bis es so weit ist, bleibt die provisorische Lösung auf der Schliebenkreuzung erhalten.