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Der kommt gut an

Der neue Chefdirigent der Elbland Philharmonie hat sich jetzt einem exklusiven Kreis vorgestellt.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Die Freunde der Elbland Philharmonie mussten am Dienstagabend einen äußerst holprigen Weg überwinden, bevor sie sich am Sitz des Orchesters treffen konnten. Die Rede ist von der Kirchstraße, die seit Ende Februar gesperrt ist. Doch die Baustelle hielt die Vereinsmitglieder und geladenen Gäste nicht davon ab, dem Treffen mit Sekt, Schnittchen und natürlich viel Musik beizuwohnen – darunter Landtagsabgeordneter Geert Mackenroth, Ex-Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer oder Stadtrat Thomas Gallitzdorfer.

Im Publikum: der Freundeskreis der Elbland Philharmonie plus geladene Gäste.
Im Publikum: der Freundeskreis der Elbland Philharmonie plus geladene Gäste. © Sebastian Schultz
Die Riesaer Schülerin Lea Wilhelm sang zur Musik der Band „Modern Groove“.
Die Riesaer Schülerin Lea Wilhelm sang zur Musik der Band „Modern Groove“. © Sebastian Schultz

Stargast im eigenen Haus war aber ein anderer: der neue Chefdirigent des Orchesters Ekkehard Klemm. Er löst Christian Voß ab. Mit seiner lockeren und freien Ansprache nahm Klemm der Klassik jene Schwere, die viele Laien damit verbinden. Und mit kleinen Anekdoten schaffte er es spielend, die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zum Beispiel mit dieser: „Ich stamme aus einem musikalischen Elternhaus. Geboren wurde ich auf der Chemnitzer Mozartstraße, im Sternzeichen des Schützen. Heinrich Schütz war ein Dresdner Komponist. Mit meinem Vater habe ich vierhändig Bruckner-Symphonien gespielt. Es konnte also gar nicht anders kommen.“

Und wie ist es gekommen? Von der vierten Klasse an war Klemm Kruzianer. Danach studierte er in Dresden Dirigieren und Komposition. Es folgten Stationen in Altenburg, Greifswald und München. Seit 2003 ist er Professor für Dirigieren an der Musikschule, an der er selbst gelernt hat. Zudem leitet er die Dresdner Singakademie. Ab der kommenden Spielzeit ist Klemm nun also Chefdirigent der Elbland Philharmonie – für ihn ein ganz wichtiges Orchester. „Für eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der Musik brauchen wir ein Orchester der Regionen.“

„Er kann andere begeistern“

Gewisserweise kehrt Klemm auch zu seinen Wurzeln zurück. „Als Student habe ich im Stern meine erste Beethovens Fünfte dirigiert. 1981 war das. Manche von ihnen haben mich also vielleicht schon mal gesehen.“ Das neue Programm trägt deutlich Klemms volksnahe Handschrift. So will der 58-Jährige, wenn möglich, vor jedem Konzert ein Einführungsgespräch anbieten. „Manche werden vielleicht sagen: Der Klemm, der macht auch viel moderne Musik, da komm ich nicht mit. Diese Befürchtung muss niemand haben.“

Damit kommt Klemm gut an – auch bei Gastgeber Ludwig Schulze, dem Chef des Freundeskreises der Elbland Philharmonie: „Weil er locker ist, gut reden kann und sein Faible für Musik sehr glaubhaft rüberbringt – und damit auch andere begeistert.“ Sein Verein hat derzeit rund 60 Mitglieder. „Sie kommen aus Riesa, aber auch aus Großenhain oder Meißen“, erklärt Schulze, der selbst Wahl-Coswiger ist. Der Sitz seiner Firma Abakus ist aber in Riesa. Der Freundeskreis unterstützt die Philharmonie ideell, aber auch schon mal mit einer Geldspritze für außerplanmäßige Ausgaben. „Das Orchester steht wirtschaftlich für sich, aber manchmal helfen wir aus.“ So zahle der Verein etwa Reisekostenzuschüsse, im vergangenen Jahr gab es Geld für Kinderinstrumente, so Schulze. Kinderinstrumente? Die Geschäftsführerin der Elbland Philharmonie Carola Gotthardt erklärt: „Unsere Musiker besuchen Grundschulen und Kitas und stellen dort ihre Instrumente vor. Die Kinder wollen die natürlich auch mal anfassen, da können Sie sich vorstellen, dass Profimusiker ihre Instrumente dafür nicht gern hergeben. Daher wollten wir die Kinderinstrumente anschaffen. Dank des Fördervereins war das dann auch möglich.“ Aber nicht nur als Geldgeber schätzt Gotthardt den Freundeskreis. „Ich bin froh, dass wir den Verein im Rücken haben. Da sind auch Leute, die für uns aufstehen, wenn die Finanzierung des Orchesters infrage gestellt wird.“

Doch seit der Fusion von Elbland Philharmonie und Landesbühnen Sachsen im Jahr 2012 scheint da nichts im Busch zu sein. Was das angeht, ist auch Ekkehard Klemm durchaus optimistisch: „Mein Eindruck ist, dass die Politik den Wert eines Orchesters im ländlichen Raum inzwischen erkannt hat.“ Gut, solang sich der holprige Weg nur vor dem Sitz der Elbland Philharmonie befindet.