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Der Kasper trägt Trauer

Chester Mueller, der Programmmacher des Max-Jacob-Theaters in Hohnstein ist unerwartet verstorben.

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© Archivbild: SZ

Von Dirk Schulze

Hohnstein. Der Themenabend zu Bilanz und Zukunft des Puppenspiels in Hohnstein am Dienstagabend wurde von einer traurigen Nachricht überschattet. Einer der wichtigsten Protagonisten der vergangenen Jahre fehlte in der Runde: Chester Mueller ist gestorben. „Für den Traditionsverein, das Max-Jacob-Theater und die Stadt ist das ein großer Verlust“, sagte Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD), der die Veranstaltung mit einer Schweigeminute eröffnete. „Wir können es noch gar nicht fassen.“

Chester Mueller hatte die Veranstaltungen im Max-Jacob-Theater organisiert, den Kontakt zu den Künstlern gehalten und das Programm des Hauses geprägt. Begonnen hat sein Engagement für das Puppenspiel 2012 als Koordinator des deutsch-tschechischen „Kasparek“-Projekts, in dessen Rahmen das marode Puppenspielhaus mit EU-Geldern saniert wurde. Nachdem das Projekt ausgelaufen war, blieb er dem zum Max-Jacob-Theater getauften Haus treu.

Chester Mueller war einer, der sich in der Szene auskannte, sagt Heike Krause vom Traditionsverein Hohnsteiner Kasper. „Er musste sich nicht vorstellen, er war bekannt.“ Wanderfreunde dürften den Mann mit dem weißen Bart und der für ihn typischen bunten Wollkappe noch als Wirt der Brand-Baude in Erinnerung haben, deren Geschicke er ab 2006 leitete. Später zog er mit seiner Partnerin vom Brand nach Hohburkersdorf, wo er sich im Verein der Kunst- und Naturfreunde Permahof engagierte.

Seine Kontakte in die Kunst-, Theater- und Musikwelt reichen weiter zurück. Bis 2005 war Chester Mueller Manager des vielfach ausgezeichneten Tanztheater-Ensembles Derevo. Mit der in Leningrad gegründeten und seit 1997 in Dresden beheimateten Künstlergruppe war er in 25 Ländern auf Tour. Er hielt den Tänzern den Rücken frei, organisierte Visa, Verträge, Fördermittel und kreative Arbeitsorte. „Wir wissen nicht, was passiert ist / Wir wissen nur, dass wir ihn vermissen“, schreibt Derevo-Gründer Anton Adassinsky in einem Nachruf auf der Website des Ensembles.

In den Neunzigerjahren arbeitete Chester Mueller als Veranstalter im Kulturzentrum Scheune in Dresden. Davor lebte er unter anderem in Polen und Spanien. Geboren ist er 1951 im amerikanischen Bethesda, sein Vater war dort Wirtschaftsattaché. Aufgewachsen ist er im niedersächsischen Worpswede. Er arbeitete zehn Jahre als Lokalredakteur bei der „Nordseezeitung“. 1980 baute er einen alten Bahnhof in Bremerhaven mit zum Kulturbetrieb aus und veranstaltete Festivals und Konzerte.

Seine Arbeit für das Puppenspiel in Hohnstein soll weitergeführt und auf andere Schultern verteilt werden. Wie genau, ist im Moment noch offen. „Das kann man nicht so nebenbei machen“, sagt Heike Krause vom Traditionsverein Hohnsteiner Kasper. Ein bereits geplantes Stück mit Flüchtlingen hat der Verein jetzt abgesagt. Chester Mueller sei so stark darin eingebunden gewesen, dass es niemand anders mache könne.

Am vergangenen Freitag ist Chester Müller verstorben. Er wurde 65 Jahre alt.