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Der Kasper hat’s geschafft

Vor zehn Jahren gründete sich der Traditionsverein in Hohnstein. Was er erreicht hat, ist bemerkenswert.

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© Archivfoto: Unger

Von Anja Weber

Hohnstein. Karl Pavlicek ist der Hohnsteiner Kasper in Person. Er gibt der Holzpuppe ein Gesicht, Eine Hauptfigur auch zum Kaspertag, einem traditionellen Rundgang durch Hohnstein. Sein Weg führt ihn dann als Letztes auch am Max-Jacob-Theater vorbei. Vor zehn Jahren hätte wohl kein Hohnsteiner daran gedacht, dass im ehemaligen Lichtspielkino wieder die Lichter angehen. Der Traditionsverein Hohnsteiner Kasper hat das geschafft.

Es war im April 2006. Karl Pavlicek konnte es wohl nicht mehr mit ansehen, wie das Gebäude mehr und mehr den Bach runterging. Und bevor alles zu spät war, hatten er und seine Familie zu einem Ideenaustausch eingeladen. Eine gute Aktion, wie sich herausgestellt hat. Am 18. Juli 2006 wurde dann im Puppenspielhaus mit 16 Interessierten der Traditionsverein Hohnsteiner Kasper gegründet. Das Hauptziel habe damals darin bestanden, das Puppenspielhaus zu sanieren, damit dort wieder Veranstaltungen stattfinden können, so Karl Pavlicek. Doch erst einmal brauchte der Verein Geld, viel Geld. So wurden zum Beispiel Trödelmärkte organisiert. Dass man aus den Erlösen kein marodes Haus sanieren kann, war dem Traditionsverein klar. Also ging es auf die Suche nach Sponsoren. Karl Pavlicek kann sich noch daran erinnern, dass der Lions Club Sebnitz als Erstes eine großzügige Spende überreicht hatte. Es kamen Puppentheater, die in Benefizveranstaltungen auftraten. Im Puppenspielhaus war es eisig kalt. Mit einem Dieselaggregat kam etwas Wärme ins Haus. Die Sicherungen hielten allerdings den Scheinwerfern nicht stand. Also wurde bei Dämmerlicht gespielt. Die ersten 1000 Euro waren bald zusammen. Dann kam ein Weihnachtsgeschenk von der Ostsächsischen Sparkasse: 4500 Euro. Weitere Veranstaltungen folgten. Es kamen immer mehr Spenden. Doch „der Verein brauchte den großen Wurf“. Ines von Bardeleben, die damals in der Stadtverwaltung Hohnstein gearbeitet hatte und sich unter anderem in der Beschaffung von Fördemitteln auskannte, hatte die Idee: ein EU-Förderprojekt. Auf der Suche nach einem Partner in Tschechien stieß Hohnstein auf die tschechische Stadt Dolni Poustevna. Dort gab es ein Marionettentheater. Doch auch dieses Haus bedurfte umfangereicher Sanierungsarbeiten. Also hatte man sich zusammengetan, Anträge gestellt, die Bürokratie immer im Nacken. Vereinsmitglied Nikolaus Drexler war es dann, der über die Stiftung der Ostsächsischen Sparkasse noch mehr Geld in die Vereinskasse besorgen konnte. Der Eigenanteil stand. Architekt Ulrich Hupfer hatte ein Projekt entworfen und kam ziemlich ins Schwitzen. Mehrmals musste es überarbeitet werden, damit auch die Finanzierung passte. Im Jahr 2012 konnte die Sanierung beginnen. Um die Baukosten etwas zu schmälern, haben die Vereinsmitglieder und viele Helfer selbst mit angepackt. 450 Stunden sind auf ihr Konto gegangen. Vereinsvorsitzende Heike Krause hatte da die Fäden in der Hand. Bereits am 28. Februar 2013 konnte das Haus eröffnet werden. In den Folgejahren wurden die Bauarbeiten im Außenbereich weitergeführt. Der Verein ging wieder auf Sponsorensuche. Er entwickelte eigene Souvenirs und verkaufte diese. Und es gab auch wieder Fördermittel. So konnte ein behindertengerechter Aufgang gebaut werden, ebenso ein behindertengerechtes WC. Die Fassade wurde auch saniert. Doch für den Verein gilt: Nach dem Puppenspiel ist vor dem Puppenspiel. Zurücklehnen können sich die Mitglieder nicht. Sie brauchen ein Theater, das mit vielen Zuschauern gefüllt ist und das Einnahmen produziert. Deshalb sagen sie: Auf Wiedersehen im Max-Jacob-Theater.