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Der Kampf um Kunden

Händler in den kleinen Einkaufszentren haben es schwer. Trotzdem wird investiert. Eine Bilanz aus den Stadtteilen.

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© René Meinig

Von Annechristin Bonß und Nora Domschke

Shoppen können Dresdner nicht nur in der Innenstadt. Auch in den Stadtteilen gibt es viele kleine Einkaufszentren. Diese kämpfen allerdings um Kundschaft. Nicht jeder Händler hält durch. Immer wieder stehen Flächen leer. Dabei gibt es neben den Schließungen auch Erfolgsgeschichten und Neuanfänge. Und bald auch zwei ganz neue Center – eins davon an einem altbekannten Standort.

Gorbitz: Aus dem alten Center

wird ein modernes Karree

Am Gorbitz-Center an der Coventrystraße hat sich wohl am meisten verändert in diesem Jahr. Bereits 2015 hatte der jetzige Besitzer, die Firma Hirmer Immobilien, den Komplex erworben. Um in den schwächelnden Standort wieder mehr Kunden zu locken, soll nun saniert werden. Im Sommer startete der Abriss des Parkhauses. Im Inneren des Zentrums gibt es keine Händler mehr. Das Gebäude ist entkernt und soll komplett erneuert werden.

Dann ist auch der Name Geschichte. Im Internet wirbt das Unternehmen für Mietflächen unter einem neuen Label. Künftig sollen die Gorbitzer im „Dresden.Karree“ einkaufen. Bunte Visualisierungen zeigen einen modernen Einkaufskomplex. Hier soll ein großes Lebensmittelgeschäft eröffnen, dafür waren Edeka und Kaufland im Gespräch. Auch eine Drogerie soll einziehen, es könnte Rossmann sein. Nach SZ-Informationen hat einer der Hauptmieter nun schon unterschrieben. Jeden Donnerstag finden vor Ort Mietergespräche statt. Offiziell darüber sprechen will niemand beim Investor. Presseanfragen blieben immer wieder unbeantwortet. Der Bau geht im nächsten Jahr weiter. 2018 soll der neue Standort wiedereröffnen.

Strehlen: 2017 soll das Otto-Dix-Center umfassend verändert werden

Das Otto-Dix-Center an der Reicker Straße wirkt trotz vieler Kunden selbst in der Weihnachtszeit und auch in den Tagen danach trostlos. Der Großteil der einst belebten Geschäfte ist mit einem Rollladen verschlossen. Der Spruch „Schön, dass Sie da sind“ prangt an den Läden. Der richtet sich wohl vor allem an die Kunden der Kaufland-Filiale, die nach wie vor zahlreiche Dresdner aus der Umgebung an den Standort zieht. Neben einem Bäcker und einem Fleischer haben sich im Hauptgebäude bis heute ein Zeitschriftenladen, ein Shop eines Telefonanbieters, zwei Modegeschäfte sowie zwei Billigmärkte gehalten. Zudem gibt es im Obergeschoss eine Bowlingbahn. Die Friseurfiliale der Kette Klier neben dem Eingang zum Kaufland hat indes vor etwa einem Monat zugemacht – ein weiterer Rollladen hat sich geschlossen.

Leerstand prägt auch das Bild im Außenbereich. Schon vor Jahren sind dort etwa eine Apotheke und ein Friseur, zuletzt das Modegeschäft Ernsting’s Family ausgezogen. Immer wieder kündigten die Eigentümer des ODC Veränderungen an. Passiert ist bislang allerdings nichts. Das soll sich nun ändern, verspricht der neue Eigentümer. Seit April dieses Jahres gehört das Einkaufszentrum der ICG Projektgesellschaft, die in Frankfurt am Main sitzt. Geschäftsführer Jochen Stahl will im kommenden Jahr in einen massiven Umbau investieren. Dabei soll unter anderem die Kaufland-Filiale von der ersten Etage komplett ins Erdgeschoss umziehen. Neben Kaufland wurde kürzlich auch für das Seniorenheim Michael Bethke ein langjähriger Mietvertrag unterschrieben, sagt Stahl. „Damit sind die großen Ankermieter für die kommenden Jahre gesichert.“ Anfang 2017 will der neue Eigentümer die konkreten Pläne für das ODC vorstellen.

Zschachwitz: Investor wartet auf Baugenehmigung für Zschachwitzer Ei

Das Kaufhaus Günther ist Geschichte. Nach 86 Jahren fiel das Gebäude an der Pirnaer Landstraße den Abrissbaggern zum Opfer. An seiner Stelle soll ein neues Einkaufszentrum entstehen. Der Investor hatte ursprünglich damit gerechnet, dass die Baugenehmigung noch in diesem Jahr erteilt wird. Nun hofft die Atlas GmbH aus Weimar, dass der Bescheid für das „Zschachwitzer Ei“ Anfang 2017 vorliegt. Dann können die Bauarbeiten am zwölf Millionen Euro teuren Neubau starten. Neben einem Rewe- und Rossmannmarkt sollen ein Friseur, ein Modegeschäft und ein Café eröffnen.

Nickern: Der Kaufpark istnicht nur bei Dresdnern beliebt

Der Kaufpark Nickern ist mit 75 Geschäften das größte Einkaufszentrum im Dresdner Südosten. In diesem Jahr feierte der Standort 20-jähriges Bestehen. Hier kaufen nicht nur Kunden aus dem Umkreis ein. Auch Tschechen haben das Center für sich entdeckt. Busunternehmer bieten Fahrten aus dem Nachbarland nach Nickern an. Und auch unter Händlern ist der Kaufpark beliebt. Leerstand gibt es kaum. Nur auf der ehemaligen Baumarktfläche hat sich auch in diesem Jahr nichts getan. Im Mai 2015 hatte dort der Anbieter B 1 geschlossen. 9 000 Quadratmeter stehen im Kaufpark derzeit leer. Zunächst war angedacht, den Kaufpark umzubauen, zu erweitern und die Baumarktflächen dabei zu integrieren. Dazu will sich der neue Centermanager aktuell nicht äußern. Auch die Stadt hält sich bedeckt. Demnach sei eine Veränderung des Sortiments durchaus möglich. Eine Erweiterung der Fläche ist stadtplanerisch nicht vorgesehen, so eine Sprecherin.

Prohlis: Das Einkaufszentrum an der Prohliser Allee ist bei Händlern gefragt

Prohlis wächst – und damit auch die Zahl der Bewohner im Stadtteil. Vor allem die Senioren genießen die hervorragende Infrastruktur in dem Plattenbaugebiet. Gute Einkaufsmöglichkeiten bietet dort vor allem das Prohliszentrum zwischen Gamigstraße und Prohliser Allee. Im September wurde der Edeka-Markt im Erdgeschoss umgebaut und modernisiert. Bereits Ende 2015 konnte die lange Zeit leer stehende Ladenfläche im Obergeschoss an den Textildiscounter Kik vermietet werden. Das Einkaufszentrum hat sich inzwischen zum beliebten Standort für Händler entwickelt, sodass kaum noch Flächen leer stehen.