Merken

Der Kalendermacher von Ottendorf

Wie aus einem bekannten Ottendorfer Drogisten ein bekannter Hochzeits- und Naturfotograf wurde.

Teilen
Folgen
NEU!
© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Veränderungen gehören zum Leben dazu. Das weiß auch Ullrich Köhler aus Ottendorf-Okrilla. Und der gelernte Drogist weiß auch, dass mit jeder Veränderung eine Chance verbunden sein kann.

Früher war die Straße zur Ottendorfer Kühn-Mühle eine kleine, aber feine Einkaufsstraße für den Ort. Hier gab es gleich mehrere Geschäfte und Dienstleister. Unvergessen das Konfektionsgeschäft Leonhardt oder das Papiergeschäft Rühle wie auch das Sportgeschäft Morenz. Spielwaren gab es hier und auch die Drogerie von Ullrich Köhler gehörte zu dieser Geschäftsstraße. Man lebte gut, aber reich werden konnte man hier sicher nicht. Zu Zeiten, als in Ottendorf noch Glas und Plastikprodukte hergestellt wurden, gehörte der Drogist zu den beliebten Ansprechpartnern. Ullrich Köhler wusste genau, was er in seinen Regalen anzubieten hatte und konnte seine Kunden genau über seine Angebote aufklären. Viele Ottendorfer schätzten seine Expertise. „Schon von klein auf bin ich an den Beruf herangeführt worden“, sagt er. „Weil klar war, dass ich das Geschäft einmal übernehmen werde, habe ich schon frühzeitig und mit Begeisterung an meiner beruflichen Perspektive und an meinen geschäftlichen Vorstellungen gearbeitet“, fügt er an. Und auch sein Naturell half ihm, denn Freundlichkeit wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. So ist Ullrich Köhler bis heute geblieben. Obwohl ihm das Leben nicht immer nur die sanften Seiten gezeigt hat. Als nach der Wende der Straßenbau auf die benachbarte Radeberger Straße kam, wurde der Verkehr schneller und die Anbindung an die Kanalisation war sicher auch ein enormer Fortschritt.

Umsätze gingen zurück

Doch die Bauphase dauerte extrem lange. Für die Geschäftsinhaber auf der Mühlstraße, die von der Radeberger abzweigt, war das eine Katastrophe. Kunden kamen nicht mehr zu den Geschäften durch. Andernorts entstanden neue Supermärkte. Die Umsätze gingen immer weiter in den Keller. „Als vorletzter Geschäftsinhaber musste ich aufgeben, um Schlimmeres zu verhüten“, erinnert sich Ullrich Köhler. Zum Glück gehörte auch Fotografie zur Drogisten-Ausbildung, schiebt er gleich nach. Wobei damit noch das richtige Handwerk gemeint ist. In seinem Geschäftshaus hatte Ullrich Köhler zu dieser Zeit noch immer sein eigenes Fotolabor. Fachgerecht mixte er seine Entwicklerflüssigkeiten selbst. Und er entsorgte sie auch. Zur Ausstattung seiner Fotoabteilung gehörte auch eine Trockenpresse. Schon als Kind hat er für seinen Onkel frischgetrocknete Bilder in die bestellten Formate geschnitten. Fotografie war damals aber auch absolute Vertrauenssache. „Deshalb bekam jedes Foto nach dem Zuschnitt eine Nummer, so konnte versehentliches Vertauschen ausgeschlossen werden“, beschreibt er. Ullrich Köhler hat dabei seine Liebe zu diesem Metier nie verloren. Mit der Zeit begann er, die Welt aus der Sicht des Fotografen zu betrachten. Fotografie wurde sein Lebenselixier und nach dem Aus für die Drogerie letztlich zu seinem Beruf. Sensibel verfolgt er nun das Geschehen und weiß genau, wann er auf den Auslöser drücken muss. „Wenn Brautpaare aus dem Standesamt kommen und die Anspannung von ihnen abfällt, entstehen herrliche Fotos“, verrät er. Aber die Natur seines Heimatortes liebt er ganz besonders. Daraus macht er alljährlich den Hermsdorfer Schloss- und Park-Kalender.

Aber das Thema Drogerie lässt ihn auch heute noch nicht los: Als Vorsitzender des Prüfungsausschusses des Drogisten-Handwerks engagiert sich Ullrich Köhler nach wie vor für den Drogisten-Berufsnachwuchs.