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Der junge Zidane

Luca, der Sohn des großen Zinedine, versucht sich auf einer anderen Position. Im Finale der U17-EM trifft er auf Deutschland.

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© Getty Images

Von Rainer Kalb

Wie der Vater so der Sohn? Das stimmt bei den Zidanes wahrlich nicht. Zwar wollte Luca Zidane, der zweite von vier Söhnen des großen Zinedine, diesen imitieren, aber das missriet gründlich. Im Halbfinale der U17-EM wollte er genauso gut zu sein wie der Weltmeister von 1998.

Während Zinedine Zidane im WM-Endspiel 2006 in Berlin gegen Italien einen Elfmeter frech mittig an die Latte lupfte, der von der Unterkante hinter die Linie sprang, traf der Filius nur an die Oberkante, aber nicht ins Tor. Aber niemand machte Luca Zidane einen Vorwurf. Immerhin ist der 17-jährige Franzose kein begnadeter Mittelfeldspieler, wie sein Vater es war, sondern Torhüter. Und immerhin hat er im Elfmeterschießen (2:1) gegen die Belgier drei Schüsse abgewehrt, den letzten sogar nach seinem Fehlschuss. Nervenstärke ist offensichtlich erbbar.

„Für mich zählt seine spielentscheidende Rolle. Den Elfmeter hat er so versucht, hat ihn vergeben – ich habe kein Wort darüber verloren“, sagte Trainer Jean-Claude Giuntini. Der Blick war in die Zukunft gerichtet, auf das Endspiel heute gegen Deutschland. Da dürfte der Keeper dem Gegner wieder einige Schwierigkeiten bereiten, denn bis zum 1:1 gegen Belgien hatte er noch kein Gegentor kassiert.

„Große Namen hin und oder her, wir haben dem Zidane im vergangenen Jahr vier Stück eingeschenkt. Da machen wir uns nicht verrückt“, erklärte Bundestrainer Christian Wück. Zumal er mit Constantin Frommann auch auf einen starken Keeper zurückgreifen kann. Der Freiburger kassierte noch keinen einzigen Gegentreffer im Turnier, wurde lediglich beim 4:2-Sieg im Viertelfinale gegen Spanien zweimal im Elfmeterschießen geschlagen. So bleibt für Markus Schubert von Dynamo Dresden nur der Platz auf der Bank.

Wie Luca Zidane zum Torwart wurde, ist eine einfache Geschichte. Der Vater erzählt: „Mein älterer Sohn hat entschieden, dass bei den Spielen im Garten der Kleine ins Tor muss. Irgendwann gefiel dem die Rolle, und Ehrgeiz hat er auch.“

Die Rolle als Nummer 1 statt Nummer 10 hat den Vorteil, dass Luca nicht mit dem Vater verglichen werden kann. Das ist bei Bruder Enzo, dem Mittelfeldspieler, natürlich anders. Deshalb hat er auch den Geburtsnamen der Mutter, Fernandez, angenommen. Beide stehen bei Real Madrid unter Vertrag, wo der Vater als Trainer der Reserve den Aufstieg in die 2. Liga verpasst hat. Eins ist klar: In Fußballerkreisen stirbt der Name Zidane noch lange nicht aus. (sid)

TV-Tipp: Eurosport zeigt das Finale heute ab 19 Uhr.