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Der junge Mann und die Tuba

Andreas Pretzsch übernahm schon mit 16 die Feuerwehrkapelle Reichstädt. Das war ein Abenteuer.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Reichstädt. Das letzte große Jubiläum hat der Feuerwehrkapelle Reichstädt überraschend eine kräftige Verjüngung gebracht. Jetzt ist es eine ausgesprochen frische Gruppe. „Unser Altersdurchschnitt dürfte um die 30 Jahre liegen“, sagt Andreas Pretzsch, der Leiter der Kapelle. Aber sie hat Tradition und bereitet sich auf ihre Feier zum 50-jährigen Bestehen vor. Pretzsch selbst passt mit seinen 26 Jahren gut hinein. Dass er in so jungen Jahren die Gruppe leitet, daran hat er sich gewöhnt. Denn er macht das schon seit zehn Jahren. „Das war damals aus der Not geboren“, sagt er.

2007 feierte die Kapelle ihr 40-jähriges Jubiläum, danach traten acht Musiker aus Altersgründen aus der Kapelle aus. „Wir hatten damals einen kompletten Generationswechsel“, erzählt Andreas Pretzsch. Die Mitglieder, die teilweise seit der Gründung dabei gewesen sind, wollten das Jubiläum noch mitfeiern und haben dann aufgehört. Auch der damalige Leiter Horst Schulz hatte sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen.

Zwölf Musiker waren noch übrig. „Und wir standen vor der Frage: Wie geht es weiter?“, erinnert sich Pretzsch. Er hat sich dann den Hut aufgesetzt, dabei aber Hilfe von seinem Vorgänger bekommen. „Er hat mir das Dirigieren beigebracht.“ Heute kann die Kapelle auch ohne Dirigenten spielen. Jeder kennt seine Einsätze.

Neue Mitglieder erwünscht

So wie Pretzsch aus der Not heraus Dirigent wurde, gab es noch andere Probleme zu lösen. „Es war oft sehr abenteuerlich, alle Stimmen zu besetzen. Wir haben dann geeignete Titel gesucht, die man mit zwei oder drei Stimmen spielen konnte. Auf schwierigere Stücke haben wir verzichtet.“

Pretzsch fing im Fanfarenzug mit dem Musikmachen an und kam über dessen Leiter, Siegfried Tröger, zur Feuerwehrkapelle. Dort begann er „wieder aus der Not heraus“, Tuba zu spielen. Jeden Freitag treffen sich die Musiker im Speiseraum der Grundschule, um zu üben. Im Frühjahr, wenn die Dorffeste beginnen, ist die Kapelle Bestandteil von so manchem Umzug oder musikalischem Frühschoppen. Dabei sind die Reichstädter vor allem in den benachbarten Orten unterwegs. Ihr Einzugsbereich reicht von Freiberg bis Glashütte, aber auch bis nach Göda bei Bautzen. Einer der Musiker stammt von dort. Durch diesen Kontakt ist eine Freundschaft der beiden Kapellen entstanden.

Mit dem Rückzug der alten Generation gingen die Feuerwehrmusiker auf die Suche nach neuen Mitgliedern. Das hält seitdem an. Manche, die dazu stießen, gingen wieder – meist sind sie der Arbeit hinterhergezogen. Bei Andreas Pretzsch stellte sich diese Notwendigkeit nicht. Er hat nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert. Er ist heute beim Deutschen Roten Kreuz in der ambulanten Pflege unterwegs. Dort arbeitet er in Schichten. Beruf, die Leitung der Feuerwehrkapelle und seine Familie füllen ihn aus. Im März erwarten er und seine Partnerin ein weiteres Kind. Das wird eine spannende Zeit für den jungen Mann.

Denn Mitte März hat die Kapelle auch ihr großes Fest zum 50-Jährigen angesetzt. Für Sonnabend, den 18. März, lädt sie in den Niederen Gasthof ein, wo um 19 Uhr das Programm beginnt. Dort stellt die Feuerwehrkapelle Reichstädt ihr Repertoire vor. Das reicht von böhmischer Blasmusik bis zu Rock- und Pop-Stücken.

Damit erinnern die Reichstädter an die Anfänge im März 1967. Der inzwischen verstorbene Erhard Schreiber suchte damals Interessenten und fand 22 Musiker, die zur Gründung in den Gasthof Zu den grünen Linden kamen. Ihre Kapelle hat nun 50 Jahre Bestand und wird noch länger zu hören sein.

Der Vorverkauf für das Jubiläumsfest beginnt am 1. März in der Bäckerei und im Niederen Gasthof Reichstädt.