Von Holger Gutte
Fasching auf dem Hutberg in Großschönau – für Dirk Lischke und Eckhardt Wenderlich ist das selbstverständlich. Dabei wissen beide ganz genau, dass das vor 20 Jahren noch ein großer Traum war. An Fasching ist auf dem Hutberg vor 20 Jahren nicht zu denken gewesen. Gaststätte und Pavillon glichen 1996 einer Ruine. Sechs Jahre Leerstand und Vandalismus haben das Haus gezeichnet. Wer auch immer hier seinen Frust abgebaut und seiner Zerstörungswut freien Lauf gelassen hatte, hat ganze Arbeit geleistet. „Nicht ein Fenster war damals noch ganz“, schildert Eckhardt Wenderlich. Das Dach, die Fußböden, die Toiletten und der Clubraum des Grußschinner Faschingsclubs (GFC) – alles ist kaputt gewesen. Dabei wollte der Konsum kurz vor der Wende das Haus sanieren. Die Pläne dafür sind sogar in Absprache mit dem Faschingsclub gemacht worden. Doch dann kam mit der Faschingssaison 1990/91 das Aus, als es den Konsum plötzlich nicht mehr gab.
Eckhardt Wenderlich freut sich jedes Mal aufs Neue, wenn er in der Hutberg-Gaststätte oder im Pavillon steht. Der 75-Jährige hat zusammen mit Reinhold Lischke und Johannes Peschke dem Planungsteam für den „Wiederaufbau des Vereinshauses Hutberg“ angehört. Denn der Faschingsclub hatte 1996 das Haus in Erbpacht von der Gemeinde übernommen. „Wir wollten im Verein alle wieder Fasching auf dem Hutberg und sind der festen Überzeugung gewesen, dass wir das schaffen“, erinnert sich Eckhardt Wenderlich. Und er erzählt fast schon wieder so euphorisch, wie sie damals alle bei der Sache waren.
„Die Großschönauer lieben ihren Hutberg, und das haben sie uns gezeigt“, sagt er. Allein von Herbst bis Weihnachten 1996 werden für den Wiederaufbau 592 Stunden geleistet. Eckhardt Wenderlich hat die Zahl bis heute im Kopf behalten und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht exakt stimmen würde. Bis Weihnachten ist das Haus winterfest gewesen. Mit großen Wellblechen sind beispielsweise die Fenster damals abgedeckt worden. Spätestens am vierten Advent haben 1996 alle in Großschönau gewusst, was da für ein Projekt auf dem Hutberg am Laufen ist. Bei minus 20 Grad Celsius haben damals die Mitglieder des Großschönauer Posaunenchores auf der Aussichtsplattform des Hutberges gespielt. „Sie sollten schön laut spielen, damit man es im Ort weithin hören konnte“, erzählt Eckhardt Wenderlich. Und die Großschönauer kamen wirklich spontan hoch, erzählt er. Bis heute treten die Posaunenbläser und der Chor der evangelisch-lutherischen Kirche Großschönau im Advent auf dem Hutberg auf.
Hier beginnt am 11. 11. die Faschingssaison
Viele Spenden erhält der Verein danach für sein Projekt. Sponsoren werden gefunden, und die Gemeinde hilft mit. Weil zu den Vereinsmitgliedern viele Handwerker gehören, kann der GFC viele Arbeiten in Eigenleistung erbringen. Dennoch werden natürlich auch Baufirmen gebraucht. Um sie bezahlen zu können, musste der Verein einen Kredit aufnehmen. Aber all die Mühe und das Risiko haben sich gelohnt, sind sich Lischke und Wenderlich einig. Zur Millenium-Feier zur Jahrtausendwende konnte die erste Veranstaltung auf dem Hutberg stattfinden. Und fortan gibt es auf dem Hutberg wieder Faschingsveranstaltungen.
„Einiges war am Anfang noch provisorisch. Aber mit der Dekoration haben wir vieles überdeckt“, gesteht Dirk Lischke. Der 49-Jährige ist inzwischen Vereinsvorsitzender und Vizepräsident des GFC. 20 Jahre später stehen nun wieder Reparaturen an. In diesem Jahr sind beispielsweise die Fußböden in der Gaststätte und das Dach im Eingangsbereich erneuert worden. In den letzten zwei Jahren wurden zudem eine neue Heizung sowie in der Gaststätte und im Pavillon neue Bars eingebaut. Neue Fensterbänke sollen noch rein, und die Holzfassade muss repariert und gestrichen werden. Und noch ein Problem kommt in den nächsten Jahren auf den Verein zu. Die aus dem Jahr 1906 stammende Wasserleitung vom Ortsnetz bis zum Hutberg muss ausgewechselt werden.
Dirk Lischke ist sich sicher, dass auch das geschafft wird. Die Großschönauer stehen nach wie vor zu ihrem Hutbergfasching. Die Auftaktveranstaltungen am 11. und 12. November sind schon längst ausverkauft. Die finden traditionell im Naturparkhaus in Waltersdorf statt.
Das Motto der diesjährigen 44. Saison wird natürlich erst am 11.11. gelüftet. Um 17.17 Uhr übergibt am Freitag Bürgermeister Frank Peuker (SPD) vor dem Gemeindeamt symbolisch den Amtsschlüssel an den Grußschinner Faschingsclub.