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Der Hutbergfasching lebt

Vor 20 Jahren begannen die Mitglieder des Grußschinner Faschingsclubs (GFC) mit dem Wiederaufbau des Kult-Tempels – eine einmalige Geschichte.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Fasching auf dem Hutberg in Großschönau – für Dirk Lischke und Eckhardt Wenderlich ist das selbstverständlich. Dabei wissen beide ganz genau, dass das vor 20 Jahren noch ein großer Traum war. An Fasching ist auf dem Hutberg vor 20 Jahren nicht zu denken gewesen. Gaststätte und Pavillon glichen 1996 einer Ruine. Sechs Jahre Leerstand und Vandalismus haben das Haus gezeichnet. Wer auch immer hier seinen Frust abgebaut und seiner Zerstörungswut freien Lauf gelassen hatte, hat ganze Arbeit geleistet. „Nicht ein Fenster war damals noch ganz“, schildert Eckhardt Wenderlich. Das Dach, die Fußböden, die Toiletten und der Clubraum des Grußschinner Faschingsclubs (GFC) – alles ist kaputt gewesen. Dabei wollte der Konsum kurz vor der Wende das Haus sanieren. Die Pläne dafür sind sogar in Absprache mit dem Faschingsclub gemacht worden. Doch dann kam mit der Faschingssaison 1990/91 das Aus, als es den Konsum plötzlich nicht mehr gab.

Das kleine Bild zeigt den Zustand des Pavillons im Jahr 1996.
Das kleine Bild zeigt den Zustand des Pavillons im Jahr 1996. © Verein

Eckhardt Wenderlich freut sich jedes Mal aufs Neue, wenn er in der Hutberg-Gaststätte oder im Pavillon steht. Der 75-Jährige hat zusammen mit Reinhold Lischke und Johannes Peschke dem Planungsteam für den „Wiederaufbau des Vereinshauses Hutberg“ angehört. Denn der Faschingsclub hatte 1996 das Haus in Erbpacht von der Gemeinde übernommen. „Wir wollten im Verein alle wieder Fasching auf dem Hutberg und sind der festen Überzeugung gewesen, dass wir das schaffen“, erinnert sich Eckhardt Wenderlich. Und er erzählt fast schon wieder so euphorisch, wie sie damals alle bei der Sache waren.

„Die Großschönauer lieben ihren Hutberg, und das haben sie uns gezeigt“, sagt er. Allein von Herbst bis Weihnachten 1996 werden für den Wiederaufbau 592 Stunden geleistet. Eckhardt Wenderlich hat die Zahl bis heute im Kopf behalten und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht exakt stimmen würde. Bis Weihnachten ist das Haus winterfest gewesen. Mit großen Wellblechen sind beispielsweise die Fenster damals abgedeckt worden. Spätestens am vierten Advent haben 1996 alle in Großschönau gewusst, was da für ein Projekt auf dem Hutberg am Laufen ist. Bei minus 20 Grad Celsius haben damals die Mitglieder des Großschönauer Posaunenchores auf der Aussichtsplattform des Hutberges gespielt. „Sie sollten schön laut spielen, damit man es im Ort weithin hören konnte“, erzählt Eckhardt Wenderlich. Und die Großschönauer kamen wirklich spontan hoch, erzählt er. Bis heute treten die Posaunenbläser und der Chor der evangelisch-lutherischen Kirche Großschönau im Advent auf dem Hutberg auf.

Hier beginnt am 11. 11. die Faschingssaison

Hörnitz: Für den Hurnzer Fasching gibt es am 11.11. um 11.11 Uhr eine etwas andere Schlüsselübergabe am Vereinshaus an der Straße der Jugend 18. Statt dem Schlüssel vom Gemeindeamt erhält der Hörnitzer Faschingsclub den vom Ausweichquartier JAM. „Wir holen vorher die Kinder von der Grundschule in Bertsdorf mit dem Bus ab“, sagt Elferratschef Björn Münnich. Für die Schüler gibt es Leckereien. Das Thema für die neue Saison wird bekannt gegeben. Und um 18 Uhr wird zum gemütlichen Beisammensein eingeladen.

Mittelherwigsdorf: Um 10.30 Uhr ziehen am Freitag die etwa 130 Schüler der Grundschule von Mittelherwigsdorf zum Gemeindeamt. Dort erhält um 11.11Uhr der Herschdurfer Karnevalsverein den Amtsschlüssel. Während der Showeinlagen bekommt der HKV von Bürgermeister Markus Hallmann (Freier Wählerverein) eine Aufgabe, die er in der Saison lösen muss. Am Abend wird ab 20 Uhr bei Musik und guter Laune das Geheimnis um das Thema der Saison gelüftet. Der Eintritt ist frei.

Olbersdorf: In der Schulturnhalle beginnt der Faschingsauftakt erst am Sonnabend um 19Uhr mit dem Einmarsch des Elferrates, 20.11 Uhr folgt das Programm des FCO.

Seifhennersdorf: Am Freitag erfolgt um 11.11 Uhr die Schlüsselübergabe am Rathaus. Das neue Prinzenpaar wird vorgestellt. Am Sonnabend folgt die Eröffnungsveranstaltung ab 20.22 Uhr im Pünktchen.

Spitzkunnersdorf: Am Kretscham übernimmt am Freitag um 11.11 Uhr der Kunnerschdurfer Karnevalsclub die Amtsgeschäfte. Um 19.59 Uhr beginnt die Eröffnungsveranstaltung mit Jolly Jumper.

Zittau: Der hohe Närrische Rat zieht mit Gefolge am Freitag, um 10.30 Uhr, von der Neustadt zum Markt. Dort wollen sie die närrische Regentschaft übernehmen. Jens Hentschel-Thöricht, Zittaus stellvertretender Oberbürgermeister, übergibt dem Zittauer Karnevalclub (ZKC) 11.11 Uhr den Rathausschlüssel. Der ZKC hofft auf viele Schaulustige, die sich auf dem Markt einfinden. „Auf die Zuschauer warten tolle Musik und zahlreiche Überraschungen“, verspricht ZKC-Mitglied Jens Meurich. Bei der Schlüsselübergabe wird auch das Thema der Saison bekannt gegeben. Darüber hinaus sind alle zur 1. Prunksitzung am 19. November, ab 20.20 Uhr, im Volkshaus Zittau eingeladen. Für alle karnevalsbegeisterten Tänzer, Spieler und Musiker findet zudem am 24. November, von 10 bis 12 Uhr, im Volkshaus ein Schnuppertag für neue Mitglieder und die Funkengarden statt.

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Viele Spenden erhält der Verein danach für sein Projekt. Sponsoren werden gefunden, und die Gemeinde hilft mit. Weil zu den Vereinsmitgliedern viele Handwerker gehören, kann der GFC viele Arbeiten in Eigenleistung erbringen. Dennoch werden natürlich auch Baufirmen gebraucht. Um sie bezahlen zu können, musste der Verein einen Kredit aufnehmen. Aber all die Mühe und das Risiko haben sich gelohnt, sind sich Lischke und Wenderlich einig. Zur Millenium-Feier zur Jahrtausendwende konnte die erste Veranstaltung auf dem Hutberg stattfinden. Und fortan gibt es auf dem Hutberg wieder Faschingsveranstaltungen.

„Einiges war am Anfang noch provisorisch. Aber mit der Dekoration haben wir vieles überdeckt“, gesteht Dirk Lischke. Der 49-Jährige ist inzwischen Vereinsvorsitzender und Vizepräsident des GFC. 20 Jahre später stehen nun wieder Reparaturen an. In diesem Jahr sind beispielsweise die Fußböden in der Gaststätte und das Dach im Eingangsbereich erneuert worden. In den letzten zwei Jahren wurden zudem eine neue Heizung sowie in der Gaststätte und im Pavillon neue Bars eingebaut. Neue Fensterbänke sollen noch rein, und die Holzfassade muss repariert und gestrichen werden. Und noch ein Problem kommt in den nächsten Jahren auf den Verein zu. Die aus dem Jahr 1906 stammende Wasserleitung vom Ortsnetz bis zum Hutberg muss ausgewechselt werden.

Dirk Lischke ist sich sicher, dass auch das geschafft wird. Die Großschönauer stehen nach wie vor zu ihrem Hutbergfasching. Die Auftaktveranstaltungen am 11. und 12. November sind schon längst ausverkauft. Die finden traditionell im Naturparkhaus in Waltersdorf statt.

Das Motto der diesjährigen 44. Saison wird natürlich erst am 11.11. gelüftet. Um 17.17 Uhr übergibt am Freitag Bürgermeister Frank Peuker (SPD) vor dem Gemeindeamt symbolisch den Amtsschlüssel an den Grußschinner Faschingsclub.