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Der Hutberg tanzt mit Trio

Die Disco-Gruppe mag es nicht mehr geben. Aber am Sonnabend stehen die Mitglieder doch wieder auf der Bühne.

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© privat

Von Susanne Sodan

Wie genau dieser Sketch ablief, kann Eugen Schindler gar nicht mehr sagen. Ein Witz mit Bier, soviel ist klar. 30 Jahre ist das Bild schon alt. „Ich weiß noch, dass wir diese Latzhose extra haben anfertigen lassen“, sagt Eugen Schindler. Wir, das sind Klemens Burkhardt, Mario Marquardt und er – Trio. Nicht die westdeutsche Band, sondern die ostdeutsche Disco-Truppe. Sechs Jahre lang, von 1984 bis 1990, zog sie durch Jugendclubs und Säle der Region, spielte die neueste Musik und unterhielt die Gäste. „Heute würde man uns DJs nennen“, sagt Schindler. Zu Hochzeiten hatten Trio über 200 Auftritte pro Jahr. Bei der Masse behält man eben nicht jeden Bühnenscherz im Gedächtnis.

Trio gibt es zwar längst nicht mehr. Disco machen die Mitglieder trotzdem noch. Zumindest einmal im Jahr: zum Hutbergtanz in Schönau-Berzdorf. Der findet diesen Sonnabend statt. Ganz neu ist die Veranstaltung nicht, es gibt sie schon seit 2011. Allerdings unter einem anderen Namen: Treffen der Alten Garde des Jugendclubs hieß sie in den vergangenen Jahren. Die Alte Garde, also frühere Mitglieder vom Schönauer Jugendclub, organisieren die Veranstaltung auf dem Hutberg. „Sie hatten uns 2010 angesprochen, ob wir mitmachen wollen“, erzählt Eugen Schindler. „Und wir haben gesagt: Die Nummer machen wir.“ Eigentlich kommen die Trio-Mitglieder aus Görlitz, Schindler aus Jauernick-Buschbach. Aber der Schönauer Jugendclub war eine Adresse, bei der Trio in den 80ern häufig zu Gast waren. „Die Verbindung zu den Leuten ist auch nie abgebrochen.“ Eine interne Veranstaltung – also zwischen Ehemaligen vom Jugendclub und Ehemaligen von Trio – soll der Tanz auf dem Hutberg aber nicht sein, macht Schindler klar. „Das war die Schwierigkeit mit dem alten Namen.“ Treffen der Alten Garde des Jugendclubs – das habe sich zu sehr nach einem internen Fest angehört. Das aber sollte der Hutbergtanz nie sein. „Es ist jeder eingeladen“, sagt Schindler. Die Gäste sind es schließlich auch, die das Programm bestimmen sollen. „Wir werden alles Mögliche dabei haben.“ Allerdings nicht mehr auf Tonbandkassetten. Nachdem die ursprünglichen Mitglieder in der Wendezeit aufgehört hatten, führte ein Friedersdorfer Freund der Truppe, Frank Langer, die „Discothek Trio“ weiter. „Er hat alles auf seinem Rechner“, sagt Eugen Schindler und lacht.

In den 80ern, mit Trio in Originalformation, sah das ganz anders aus. „Da sind wir mit vollbepacktem Auto und Anhänger zu unseren Auftritten gefahren“, erinnert sich Schindler. Menschen unterhalten, das habe sowohl Klemens Burkhardt als auch ihm immer schon gelegen. Die beiden kennen sich bereits seit Kindergarten-Tagen. „Später haben wir dann Schuldisco gemacht.“ Aus Schuldisco wurden vereinzelte Auftritte andernorts, in Jugendclubs. Die erste Musikanlage wurde gekauft. Zu Schindler und Burkhardt kam Mario Marquardt dazu. Daraus wurde Trio. „Es ging dann rapide vorwärts.“ Profimusiker ist keiner der drei. Schindler ist eigentlich Gleisbauer und arbeitete früher im Tagebau Berzdorf, Klemens Burkhardt ist Steinmetz und hat heute einen Betrieb in Gersdorf und Mario Marquardt ist Elektriker. „Aber das Kreiskabinett für Kulturarbeit hatte sich damals angesehen, was wir so machten. Das war üblich“, erklärt Eugen Schindler. „Danach gab es eine Einstufung.“ Und damit waren Trio offiziell zugelassene Disco-Gruppe.

Sie spielten in Jugendclubs der Region, in den Zwei Linden, in der Stadthalle, im Haus der Jugend in Görlitz, in Bautzen, später auch in Cottbus und Elsterwerda. Die Kreise wurden größer, die Arbeit auch. „Wir hatten ja damals keinen Manager oder dergleichen“, erzählt Schindler. Terminplanung, Absprachen mit den Veranstaltern – das machten sie selber.

Woher sie die Musik hatten? „Klemens Burkhardt hatte eine Bekannte in Berlin“, erzählt Schindler. Eine Bekannte, die Radiosender wie Rias und SFB hören konnte. „Wir habe ihr eine Stereoanlage gekauft und ein Menge Kassetten“. Die Bekannte schnitt die neueste Musik mit –und schickte die Kassetten zurück in die Oberlausitz. „Es ging aber auch ganz offiziell“, sagt Schindler. „Es gab Veranstaltungen, bei denen DJs Musik mitschneiden konnten. Ich weiß noch, wie wir alle in der Stadthalle in langen Reihen saßen, die gesamten DJ der Region mit ihrer Technik vor sich.“ Und vieles habe man auch einfach untereinander getauscht.

Nach der politischen Wende wollten die drei nicht mehr so recht. Sehr schnell sei es damals losgegangen mit Diskussionen um Geld und Gagen. Das habe den Spaß verdorben. Die Leidenschaft für Musik ist geblieben. Was Schindler selber gerne bis heute hört? „Silly in der Zeit mit Tamara Danz“, sagt er. Vielleicht wünscht sich das ja ein Gast am Sonnabend.

Tanz für Jung und Alt auf dem Hutberg Schönau-Berzdorf: 22. Juli, Beginn 19 Uhr.