Merken

Der Hirsch wird modern

Architekt Jens Zander will auf der Bautzner Landstraße 14/16 Wohnungen und sein Büro bauen. Der Entwurf polarisiert.

Teilen
Folgen
© Visualisierung: Zanderarchitekten

Von Kay Haufe

Es war keine einfache Aufgabe, die Jens Zander und seine Mitarbeiter lösen mussten. Zwischen dreigeschossige Gründerzeithäuser und ein sehr niedriges und kleines Gebäude sollen zwei Neubauten künftig so gut hineinpassen, dass sie der Umgebung gerecht werden. Herausgekommen sind zwei Häuser mit hellen Klinkerfassaden, bodentiefen Fenstern mit bronzefarbenen Gittern und Rahmen sowie eine sehr unkonventionelle Dachgestaltung in dunkler Schieferoptik. „Vor allem über die Dächer möchte ich einen Übergang zu den unterschiedlichen Höhen der Umgebung finden“, sagte Jens Zander im Loschwitzer Ortsbeirat. Dort war der Architekt eingeladen, um seine Ideen für die Grundstücke Bautzner Landstraße 14/16 zu erläutern. Als Investor ist er dazu keineswegs gezwungen. „Aber ich freue mich, hier meine Pläne vorstellen zu können. Schließlich möchte ich nicht nur mit meinem Büro in den neuen Häusern einziehen, sondern auch selbst in einem hinteren Gebäude wohnen“, sagte Zander.

Etwas unglücklich ist er mit der massiven Brandwand, die jedem ins Auge fällt, der von der Stadt auf den Hirsch gefahren kommt. „Am besten wäre natürlich gewesen, die Lücke zum nächsten Gründerzeithaus gleich zu schließen. Aber der Nachbar will weder verkaufen noch selbst neu bauen. Also ist diese Wand unumgänglich“, so Zander. Er möchte einen Künstler-Wettbewerb starten, bei dem Vorschläge zur Bemalung der Wand entstehen. In der Jury könnten auch Stadtplanungs- und Denkmalschutz vertreten sein. „Keine Angst, es wird dem Charakter des Stadtteiles entsprechen“, erwiderte Zander auf die besorgte Frage von Ortsbeirat Martin Wosnitza (Freie Bürger).

Sechs Wohnungen sollen in den zwei Neubauten an der Bautzner Landstraße entstehen. Im Erdgeschoss zieht Zanders Architekturbüro ein, darunter gibt es eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen. Da die beiden Grundstücke sehr tief sind, sind im hinteren Bereich weitere Häuser vorgesehen. Darunter zwei Zweigeschosser mit Pultdach, in denen vier Wohnungen geplant sind. Direkt im Anschluss an die Brandwand der südlichen Grundstücksgrenze möchte Zander zwei weitere Wohnungen bauen und in eine einziehen.

Baubeginn kann jedoch frühestens im Herbst sein, obwohl bereits im Februar der Abriss starten sollte. Eine Mieterin habe erwirkt, dass er nicht eher beginnen dürfe, so der Architekt. Zudem ist in dem maroden Gebäude der Bautzner Landstraße 16 eine Fledermaus entdeckt worden, die er während der Zeit, in der sie ihren Nachwuchs aufzieht, nicht stören darf. Gegen die Tiere hat er absolut nichts, will später sogar Kästen für sie und Vögel anbringen lassen. „Während des Baus können sie aber nicht bleiben“, so Zander.

Sein Entwurf rief geteilte Meinungen hervor. Linken-Ortsbeirat Hans-Jürgen Burkhardt urteilte, dass die Häuser nicht auf den Hirsch passen. Simone Schindler, die früher in einem der alten Häuser wohnte, fand den Entwurf wesentlich besser als Zanders erste Pläne, die massiver wirkten. Grünen-Ortsbeirat Ralf Weber, der Institutsleiter an der Fakultät Architektur der TU ist, mahnte seinen früheren Mitarbeiter Zander, den Entwurf noch einmal zu überarbeiten und klare Traufzonen, abgehobene Erdgeschosszonen, Fensteranordnung und die Plastizität der Fassaden stärker zu beachten. „Dann sähen meine Gebäude aus wie die daneben. Das möchte ich nicht, denn ich gestalte für meine Zeit und nach meiner Haltung“, so der Architekt.