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Der Himmel über Freital

Etwa 250 Flugzeuge sind pro Tag über Freital unterwegs. Von ihnen fallen aber nur wenige auf.

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© dpa

Von Marie-Therese Greiner-Adam

Freital. Es wird geradezu unübersichtlich, will man die Luftwege über Freital und im Umkreis nachzeichnen. Während die Sächsische Schweiz an einem durchschnittlichen Tag von etwa 100 Flugzeugen überflogen wird, ist in der Freitaler Region mehr los. Kreuz und quer verlaufen die Airways – fünf an der Zahl – und bilden ein Gitter über den Wolken.

Die Flugzeuge, die Stefan Jaekel von der Deutschen Flugsicherung auf dem Radar hat, halten so viel Abstand zum Boden, dass man von den meisten gar nichts mitbekommt. Sie ziehen ihre Bahnen in einer Höhe von durchschnittlich zehn bis elf Kilometern und sind damit am Boden kaum oder gar nicht zu hören. In Metern rechnet man bei der Flugsicherung natürlich nicht, sondern in Fuß. Ein Meter entspricht ungefähr drei Fuß. Der normale Reiseverkehr findet also in einer Flughöhe von etwa 30 000 Fuß statt.

Damit man einen besseren Eindruck davon bekommt, was am Himmel über Freital los ist, hat sich Stefan Jaekel einen durchschnittlichen Wochentag herausgesucht und gezählt, wie viele Flugbewegungen es an diesem Tag gab. An einem normalen Wochentag, genauer am 9. Juni, waren es 245, hat er herausgefunden. An einem flugstarken Tag wie dem 1. Juli, wenn viele Menschen in den Urlaub fliegen, kommen 254 Flugbewegungen über Freital und dem Umland zusammen. Zu diesen gehören Flugzeugstarts, Landungen und Überflüge.

Die Deutsche Flugsicherung beobachtet natürlich nicht jedes Flugzeug. Nur angemeldete Flüge werden überwacht. Steigt auf dem Freitaler Flugplatz das Ultraleichtflugzeug Storch 582 in die Lüfte, bekommt Jaekel davon natürlich nichts mit. Wenn jedoch ein Airbus A 320 in Dresden über die Rollbahn heizt, wird das von der Flugsicherung begleitet.

Neben Flugzeugen, die auf den benachbarten Flughäfen Dresden, Leipzig und Prag starten oder landen, wird Freital auch von Flugzeugen mit exotischen Reisezielen überflogen. Der Flug von New York nach Wien führt beispielsweise über das Freitaler Umland. Auch wer von Leipzig ins aserbaidschanische Baku oder nach Bahrain will, kommt an Freital vorbei. Fliegt man von Amsterdam nach Abu Dhabi, streift man Freital ebenfalls.

Dabei gibt es gleich fünf Fluglinien, die über der Stadt und in einem Umkreis von zehn Kilometern verlaufen. Man darf aber nicht glauben, dass sich die Piloten stur an solche Flugbahnen halten. Je nachdem, wie das Verkehrsaufkommen ist, können sie auch einmal eine Abkürzung nehmen oder Umwege fliegen. Kristina Kelek, die ebenfalls bei der Deutschen Flugsicherung arbeitet, erklärt das so: „Das ist doch einfach, so wie auf der Autobahn: Da gibt es ja auch die Piste, die Nebenstraße und dazwischen die Auf- und Abfahrten.“

Neben den mittelgroßen Passagierfliegern durchqueren auch Wuchtbrummen wie die Frachtmaschine Boeing 777 oder der Airbus A 380 die Freitaler Lüfte. Transportiert werden ganz verschiedene Güter und natürlich auch Post. Schreibt man seinen Bekannten in Asien einen Brief, kann es also sein, dass dieser noch einmal über einen hinwegfliegt, weiß Stefan Jaekel. Mit der Boeing 777 ist auch das größte zweistrahlige – von zwei Düsentriebwerken angetriebene – Verkehrsflugzeug über Freital unterwegs. Es fliegt bis zu 950 Kilometer pro Stunde und der größte Typus kann mit bis zu 350 Tonnen Gewicht in den Himmel starten. Davon bekommt man aber in den Freitaler Straßen nichts mit.