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Der Herr des Wassers

Einkaufszentren, Kreuzfahrtschiffe und eine Super-Jacht: Detlef Eilfeld baut kunstvolle Wasserspiele fast überall ein.

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© Tobias Wolf

Von Tobias Wolf

Das unscheinbare Becken ist wie auf Knopfdruck plötzlich dicht umlagert. Gut 200 Menschen drängen sich um den Rand, wissend, die Show geht gleich los. Es hat einen Hauch von Las Vegas, was Detlef Eilfeld im Stundentakt in Gang setzt. Erst zu zarter Musik, später zu rhythmischer Perkussion erklimmen Wasserstrahlen immer größere Höhen in der Halle auf dem Dresdner Messegelände – als führte ein unsichtbarer Musikdirektor durch die Dramaturgie eines Konzerts. „Wasser als Dirigent des Lebens“ ist ein Sinnbild, das Eilfeld gern verwendet, nicht nur, weil es das Lebenselixier des Menschen schlechthin ist.

Filigrane Bewegungen der Strahlen, ein symbolischer Lassowurf und viele bunte Farben lassen den Kenner in Messehalle 1 an den Brunnen vor dem Bellagio-Hotel in Las Vegas denken, der jährlich Hunderttausende Zuschauer anzieht. Die Bezeichnung „Klein Las Vegas“ findet Eilfeld eigentlich zu viel für sein Wasserspiel, ein bisschen Stolz darüber ist dem 56-Jährigen trotzdem anzumerken. Auch die Besucher schätzen Eilfelds Kunstwerke schon länger. Seit den 1990er Jahren ist er mit seiner Firma Wassertechnik Dresden auf der Messe „Dresdner Ostern“ präsent. Rund 300 000 Euro kostet die Anlage, die so viele in ihren Bann zieht: Teuer daran ist vor allem das Innere: 80 Hightech-Pumpen, 350 Düsen und gut 100 LED-Scheinwerfer bringen das Wasser zum Tanzen. Auf- und Abbau der Anlage dauern in Summe sechs Wochen.

Detlef Eilfeld ist einen weiten Weg gegangen, um seine Firma aufzubauen. Zu DDR-Zeiten noch als gelernter Heizungsmonteur unterwegs, beginnt er sich früh für alles rund um Wasser zu interessieren. Seit damals sammelt er alles, was er über Brunnen in historischen Archiven und Antiquariaten finden kann, hat mit einem Partner mehrere Bücher über die Geschichte der Dresdner Brunnen veröffentlicht. In jüngster Zeit war er bei der Rekonstruktion des Brunnens „Flugwille des Menschen“ dabei, verbaute im Untergrund die Technik, die das Wasser erst zum Sprudeln bringt.

Gleich sein erster städtischer Auftrag nach der Unternehmensgründung 1991 führt Eilfeld zum Brunnen des Dresdner Künstlers Vinzenz Wanitschke auf die Prager Straße. „Als ich meine erste Rechnung schrieb, damals noch über 750 Mark, haben meine Frau und ich mit einem Glas Sekt gefeiert“, sagt Eilfeld. Weitere Wasserspiele und Brunnen wie die Carola-See-Fontäne, die Fontäne im Schlosspark Pillnitz folgen. Eilfeld ist fast an allen historischen Orten der Region im Einsatz, darunter auch der Zwinger oder der Großsedlitzer Barockgarten. Dabei erfüllen sich auch Träume für den Wasser-Enthusiasten, wie die Mitarbeit bei der Sanierung des Cholerabrunnens oder des Neptunbrunnens im Krankenhaus Friedrichstadt. Da wird Eilfeld dann zum Historiker.

Aber seine Kunstwerke erfreuen heute auch Passagiere von Kreuzfahrtschiffen auf der ganzen Welt. 14 Ozeanriesen hat er mit Wasserspielen ausgestattet, darunter die weltgrößten „Oasis of the seas“ und „Allure of the seas“ mit gut 360 Meter Länge und Platz für über 7 000 Menschen. Auf Letzterer war er bis zur Inbetriebnahme 2010 an der Gestaltung der ersten beweglichen Bar auf dem Meer beteiligt. Die Flut oder Gezeitenbar genannte Anlage fährt auf beweglichen Stelzen von einer Art künstlicher Einkaufsstraße aus dem Rumpf zum Oberdeck, wo ein Wald mit 12 000 Bäumen zum Spazieren einlädt. Sobald die Bar nach oben strebt, illuminieren farbig angeleuchtete Wasserstrahlen das Spektakel von unten. Zurück fällt das Wasser wie in einer Regenbrause.

Auch in eine knapp 140 Meter lange Super-Jacht eines unbekannten Prominenten haben Eilfeld und seine Kollegen ein aufwendiges Wasserspiel eingebaut. Die Brunnenanlagen der Altmarktgalerie gehören genauso zu den Referenzen der Wassertechnik Dresden wie die höchste Kaufhausfontäne Europas im Leipziger Karstadt, die musikgesteuert und bunt erleuchtet 30 Meter hoch bis unter die Glasdecke sprudelt. Von Eilfelds Wasserspielen kursieren Hunderte Videos im Internet.

Neben den größeren Anlagen baut er auch Schwimmbecken für Hotels oder Privatkunden, vom Drei-Meter-Becken bis zur Halle mit Wellnessbereich. „Ohne mein Team könnte ich all diese Projekte nicht stemmen“, sagt Eilfeld. Zehn Mitarbeiter beschäftigt der Selfmade-Wasserexperte. Vom Sanitäranlagenbauer über den Betonfachmann und den Elektronikexperten ist alles dabei. Denn die Hightech-Anlagen wollen sorgsam programmiert werden. Eine richtige Berufsausbildung gibt es in Deutschland für den Job nicht, in anderen Ländern aber schon. Leidenschaft für das Elixier Wasser ist für Eilfeld ein Muss.