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Der Herr der Raketen

Johannes Hauptmann macht seinen Freitaler Laden vor Silvester zum Knallerparadies. Der größte Böller ist 13 Kilo schwer.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Monster King, Kanonenschlag, Roter Baron oder einfach nur Respekt: Wer dieser Tage das Geschäft von Johannes Hauptmann betritt, kommt um die Namen nicht herum. Schon kurz hinter der Ladentür stapeln sich die bunten Schachteln mit dem explosiven Inhalt. Bis Sonnabend ist Hauptmann wieder Freitals Feuerwerks-Experte. Bis 16 Uhr sind in seinem Geschäft am Dorfplatz in Niederhäslich Raketen und Böller erhältlich.

Seit 1992 verkauft Johannes Hauptmann Silvester-Zubehör. „Es fing an aus einer Not heraus“, erzählt er. Denn eigentlich ist Hauptmann Experte für Bodenbelege, Tapeten, Farben und Malerwerkzeug. „Aber im Winter wird wenig renoviert. Da geht der Umsatz zurück“, sagt er. Um die Flaute ein wenig abzufedern, ist der jährliche Feuerwerks-Verkauf zur nützlichen Tradition geworden. „Als ich damals damit anfing, füllten die Knaller gerade mal zwei Einkaufstaschen“, erzählt er. Inzwischen ist das Angebot so groß, dass Hauptmann kurz vor Silvester seinen Laden umräumt.

Statt Musterkatalogen liegen dann in den Regalen Feuerwerkskörper aller Art. Von der Knallerbse bis hin zur Riesenbatterie hat Peter Hauptmann alles, was es für einen lauten Start ins neue Jahr braucht. Dafür arbeitet er mit einem Händler in Berlin zusammen. Produziert werden die explosiven Waren in China. „Die Neuheiten führt der Händler jedes Jahr bei einer Messe vor“, sagt Johannes Hauptmann. Der Freitaler ist jedes Mal dabei. „Ich habe da mein Bewertungssystem. Ich schaue mir jedes Modell an und teile ein in die Kategorien ‚gut‘, ‚mittel‘, ‚geht so‘.“ Seinen Kunden wiederum hilft bei der Auswahl später die moderne Technik. So findet sich im Werbeprospekt zu jedem Feuerwerk ein sogenannter QR-Code. Das Symbol mit dem Handy gescannt, werden die Kunden ins Internet weitergeleitet. Videos zeigen dort, wie die Knaller in echt aussehen.

Frauen mögen weniger Bums

Dass viele Kunden teils schon viele Jahre auf seine Raketen setzen und nicht auf die aus dem Supermarkt, erklärt Johannes Hauptmann mit der Qualität. Die Knallkörper in seinem Geschäft seien hochwertiger. „Den Unterschied merkt man, wenn sich die Palmen und Chrysanthemen am Himmel entfalten“, beschreibt Johannes Hauptmann, der selbst Pyrotechnik-begeistert ist. So stellt er aus seinen Vorräten inzwischen auf Bestellung auch für Hochzeiten oder Jubiläen Feuerwerke zusammen. „Es ist toll, wenn man den Leuten einen schönen Moment bereiten kann und sie strahlend in die Höhe schauen“, sagt er.

Diesen besonderen Moment lassen sich einige Kunden durchaus auch etwas kosten. So hat Hauptmann Kunden, die sich jedes Jahr für mehrere Hundert Euro bei ihm im Geschäft mit Raketen und Böllern eindecken. Zwei Männer aus Malter haben dieses Jahr gleich mehrere Kartons voll für insgesamt rund 800 Euro bestellt. Das teuerste Stück daraus kostet knapp 115 Euro, heißt „Titanen“ und macht seinem Namen alle Ehre: 13 Kilo schwer ist die Batterie, die 115 Sekunden Effekte und Geknall verspricht. Übertrieben findet Johannes Hauptmann das nicht. „Ich hatte mal einen Kunden, der zehn Stück davon gekauft hat. Er hatte einen schwerst behinderten Sohn, der eine riesige Freude an Feuerwerken hatte“, erzählt er.

Doch auch wer es lieber ruhiger haben will, wird bei Johannes Hauptmann fündig. So sind es vor allem Frauen, die es humaner und mit weniger Bums mögen, sagt Hauptmann. Während es Männer gern richtig krachen lassen, greifen die Damen lieber zu Wunderkerzen und Luftrüssel-Tröte. Gut gehen auch die Knallbonbons mit kitschigem Inhalt, wie Glitzersteinchen oder Plastikringlein. „Frauen mögen sowas“, sagt er.

Bei aller Vorfreude auf die Knallerei: „Sicherheit geht vor“, sagt Johannes Hauptmann. Nicht nur, dass seine Knaller ein Prüfsiegel tragen. Hauptmann gibt auch Tipps, damit die Knallerei unfallfrei bleibt. „Die Batterien sollten niemals auf einer Wiese oder auf unebenen Boden gezündet werden“, sagt er. Dann bestehe die Gefahr, dass sie beim Explodieren umfallen und Umherstehende verletzen. Wenn Johannes Hauptmann am Sonnabend, 16 Uhr, seinen Laden zuschließt, dann beginnen bereits die Vorbereitungen fürs nächste Jahr. Dann katalogisiert er, was übrig ist, und kümmert sich schon um die nächsten Bestellungen.