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Der Herr der Rätsel

Christoph Eske eröffnete den ersten Escape Room in Dresden – und exportiert die Idee nun weiter.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Er sperrt Menschen ein. Er lässt Handschellen klicken. Er legt Leute in Ketten. Nicht nur das. Christoph Eske setzt sich danach an einen Computer und schaut sich auf dem Monitor an, wie seine Gäste versuchen, sich wieder zu befreien. Nein, er ist kein Sadist und auch nicht kriminell. Für das, was er da tut, wird die Polizei ihn nicht ins Gefängnis bringen. Eske ist der Herr der Rätsel. Vor zwei Jahren brachte der 29-Jährige als Erster die Idee der sogenannten Escape Rooms nach Dresden, der Räume, aus denen man sich befreien muss. Wer bei ihm einen der „Adventure Rooms“ im Nudelturm am Albertplatz bucht, dem bleibt eine Stunde Zeit, um sich durch alle möglichen Kniffeleien zu rätseln und sich so den Weg in die Freiheit zu bahnen. Der Dresdner hat sich mit dem Spiel selbst einen Traum von Freiheit erfüllt.

Wer Eskes linkes Wadenbein sieht, der denkt: Der muss einfach in Dresden wohnen. „Klotzsche“ hat er sich als Jugendlicher dort tätowieren lassen. Trotzdem wurde es später beruflich erst einmal Wien. Als sein dortiger Arbeitgeber ihn bei einer Beförderung übergeht, hat er genug. „Ich habe mir ein Jahr lang eine Auszeit genommen, um mir zu überlegen, was ich machen will“, erzählt er. Schon immer hat ihn die Psychologie fasziniert. Das macht er sich zuerst beim Poker zunutze. Europaweit startet er bei Turnieren und verfolgt die Idee, damit professionell Geld zu verdienen. Doch bei einem Urlaub in Budapest findet er seine neue Passion. „Uns sprach ein Typ an, der uns in einen dortigen Adventure Room einlud, weil seine Mitspieler abgesprungen waren.“ Seine Freunde halten Eske für leichtsinnig, weil er sich mit einem Fremden irgendwo einsperren lassen will. Doch das Spiel fasziniert den Dresdner so sehr, dass er die Idee in seine Heimatstadt exportiert.

Heute gibt es drei Räume voll mit Rätseln. Einige hat Eske vom Erfinder der „Adventure Rooms“, dem Schweizer Gabriel Palacios übernommen. Der Physiklehrer hatte den ersten Raum für seine Schüler aufgebaut. Mit Palacios Segen macht Eske die Marke nun deutschlandweit bekannt. Ein neuer Standort in Leipzig wurde schon eröffnet. In diesem Jahr kommen weitere in Magdeburg, Erfurt und Chemnitz dazu. Auch an einer rollenden Variante tüftelt Eske. Er will einen ausgedienten Bus zum Rätselraum machen. „Damit könnten wir zum Beispiel Jugendklubs anfahren.“ Genau das macht Christoph Eske aus. Er ist keiner, der stehen bleiben kann, stehen bleiben will. Er braucht Ziele. Immer wieder hat er neue Ideen. Ein gutes Ventil dafür sind momentan die neuen Rätsel, die er sich immer wieder überlegt. Oft auch mit Gabriel Palacios gemeinsam. Als der Leipziger Standort eröffnet werden soll, sitzen sie tagelang mit Laptops in den leeren Räumen. „Manchmal denkst du, jetzt hast du ein geniales Rätsel“, sagt Eske. Doch es sei schon oft passiert, dass er wenig später alles wieder über den Haufen wirft. „Manchmal ist es zu kompliziert, manchmal zu einfach. Es dauert, bis ein Rätsel entsteht, das die Menschen begeistern kann.“ Anfangs baute er mit seinem Team die Räume noch selbst auf. Wochenlang waren sie beschäftigt. Heute nimmt er sich dafür Firmen. „Das musste ich aber auch erst lernen, Dinge abzugeben.“

Dass die Heimat nun wieder Dresden ist, freut ihn. Dass er sein eigener Chef ist, sowieso. Sein Rätsel-Imperium baut er rund um seine Familie auf. Seine Freundin und er bekamen vergangenes Jahr ein Kind. „Deshalb müssen die neuen Standorte auch gut erreichbar sein. Damit Zeit für die beiden bleibt.“ Manchmal gönnt sich Eske aber auch mal nur Zeit für sich. Er hat den Golfsport für sich entdeckt. „Den Kopf ausschalten und nur auf den Ball konzentrieren.“ Psychologie und Ziele. Das passt.