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Der Held im Reinraum

Das Dresdner Unternehmen Fabmatics legt ein Jahr nach der Fusion eine erste Bilanz vor. Es hat große Pläne.

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© René Meinig

Von Bettina Klemm

Der kleine weiße Kerl hört auf den Namen Hero-Fab. Als mobiler, autonomer Roboter transportiert er im Reinraum von Chipfabriken Bauteile, belädt Maschinen und sorgt so dafür, dass die Produktion effektiver wird. Hergestellt wird der Hero-Fab vom Dresdner Automatisierungsspe-zialisten Fabmatics GmbH.

So heldenhaft, wie es sich vermuten lässt, ist der Name gar nicht. Die ersten seiner Art waren vor zehn Jahren noch schienengebunden und wurden „helping robot“ genannt, so kam es zu der Abkürzung, erklärt Steffen Pollack. Der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Fabmatics sieht für seinen Hero große Chancen. „Wir haben reichlich Erfahrungen bei der Modernisierung von älteren 200-Millimeter-Halbleiterfabriken“, sagt er. Nachdem der Durchbruch zu den 450-Millimeter-Wafern aus Kostengründen gescheitert ist, erleben kleinere Fabs eine regelrechte Renaissance. Der internationale Branchenverband SEMI geht davon aus, dass die 200-Millimeter-Werke im nächsten Jahr wieder den Rekordwert von 2006 erreichen werden und die Hersteller von Halbleitern rund 2,8 Milliarden Euro in die Modernisierung dieser Fabriken investieren werden. „Ein Großteil der Investitionen fließt in produktivitätssteigernde Automatisierungssysteme – und das merken wir derzeit auch“, sagt Pollack.

Gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Heinz Martin Esser hat er heute zu einem Fest und einem Workshop an den neuen Standort im Industriepark Micro-Polis eingeladen. Unter den rund 300 Gästen haben auch Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zugesagt. Die beiden Fabmatics-Chefs haben viel zu berichten. Hinter ihnen liegt ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr. 2016 fusionierten die beiden Unternehmen HAP GmbH Dresden und Roth & Rau – Ortner GmbH zu Fabmatics GmbH. Schnell sei klar gewesen, dass sie auch einen gemeinsamen Standort benötigen. In Klotzsche haben sie ihn gefunden, auch wenn Fabmatics lieber Produktion und Verwaltung unter einem Dach gehabt hätten, so ist der Gang ins Nachbargebäude erforderlich. Rund zwei Millionen Euro hat das Unternehmen in den Aus- und Umbau des neuen Standorts investiert. Nun stehen 3 500 Quadratmeter Büro- und Produktionsfläche zur Verfügung, ein neues Hochregallager ist entstanden. Mit einem Zuschuss vom Freistaat wurde ein 500 Quadratmeter großer Reinraum geschaffen.

Die 1991 gegründete HAP Handhabungs-, Automatisierungs- und Präzisionstechnik GmbH hatte einen strategischen Partner gesucht, um der Nachfrage nach immer größeren und anspruchsvolleren Automatisierungsprojekten gewachsen zu sein. Zudem war der Standort im Technologiepark Dresden an der Gostritzer Straße längst zu klein geworden.

Mit dem Automatisierungsspezialisten Roth & Rau – Ortner GmbH, die 1995 als österreichische Firma Ortner Reinraumtechnik ihre Aktivitäten in Dresden begonnen hatte, gab es eine langjährige Zusammenarbeit. Seit 1999 ist Heinz Martin Esser, der zugleich dem Netzwerk Silicon Saxony vorsteht, Geschäftsführer bei der Roth & Rau- Ortner GmbH. Beide Firmen wurden sich schnell einig, zumal sie nun als größeres Unternehmen für viele Auftraggeber erst interessant werden. Nach der Fusion hat Fabmatics etwa ein Viertel mehr Kunden gewonnen. Auch außerhalb der Halbleiterindustrie ist Fabmatics erfolgreich, beispielsweise in der optischen Industrie in den USA. Namen dürfe er noch nicht nennen, so Heinz Martin Esser. Aber der Geschäftsführer spricht von einem prestigeträchtigen Referenzprojekt.

„Mit einem Umsatz von rund 20 Millionen Euro haben wir das erste gemeinsame Jahr abgeschlossen, auch der Gewinn fiel in der erwarteten Größenordnung aus“, sagt Pollack. Den Integrationsprozess begleitet die Süd Beteiligungen GmbH. Diese hatte die HAP bereits 2014 bei einer Altersnachfolgelösung betreut und ist nun mit fast 50 Prozent Gesellschafter der Fabmatics. Die anderen Anteile halten die HAP-Gründer Lothar Andritzke, Manfred Jähnert und Steffen Pollack zu gleichen Teilen. Seit 2006 gibt es ein Tochterunternehmen in den USA, in Asien arbeitet Fabmatics mit zwei Partnern zusammen. Die Exportquote liegt derzeit bei etwa einem Drittel. Die Nachfrage nach Automatisierungs- und Industrie-4.0-Projekten sorgt nicht nur bei Fabmatics für volle Auftragsbücher, sondern auch bei seinen Zulieferern.

Um aus zwei Unternehmen eins zu machen, wurden die unterschiedlichen Produktionen analysiert und dann entschieden, was fortgeführt wird und was nicht. Die 160 Mitarbeiter wurden von Anfang an gemischt. Weitere Fachkräfte werden gesucht, derzeit sind 15 offene Stellen ausgeschrieben. „Wir haben die wichtigsten Prozesse vereinheitlicht und sind dabei, ein gemeinsames Qualitätsmanagementsystem einzuführen. Darüber hinaus leben wir eine neue gemeinsame Unternehmenskultur, um weiter zusammenzuwachsen“, sagt Esser. Unter Leitung von Marketingchefin Kathrin Kammer wurden auch neue Logos und ein neuer Unternehmensauftritt erarbeitet. So soll das Fest auch ein Dankeschön an die Mitarbeiter sein.