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Der heimische Spargel ist da

Im Spargelhof Nauwalde wurden die ersten 180 Kilo gestochen. Der Betriebsleiter hat gleich auf dem Feld gekostet.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Gröditz. Wohlgeformt sieht er aus. Und dieser Duft! Mario Neske zeigt ein Bund des ersten Spargels der Saison, der in Nauwalde gerade gestochen wurde. 180 Kilogramm sind das Ergebnis des ersten Erntetags. Und schmeckt er auch? „Und wie“, sagt der Betriebsleiter. „Am liebsten esse ich den Spargel sowieso roh vom Feld“, sagt Mario Neske. Er darf das auch: Den Geruch und Geschmack muss er ohnehin testen, bevor die Erntehelfer aus Rumänien sich an die Arbeit machen.

Gleichzeitig wurden am Freitag am Hofladen in Nauwalde die Aufsteller an den Straßenrand gerückt, die Werbung für den Hofladen machen. Damit hat die Spargelsaison beim größten Erzeuger im Raum Riesa jetzt begonnen. Wie die Saison wird? „Dafür müsste ich Hellseher sein“, sagt Mario Neske. Bislang ist nur eines klar: Sie hat eine Woche früher angefangen als im Vorjahr, da war es erst am 13./14. April so weit. Ab jetzt gibt es den Spargel von den Feldern rund um Nauwalde im Hofladen am Mühlweg zu kaufen, von Montag bis Sonnabend jeden Vormittag, freitags sogar bis 17 Uhr. Auch in Gröditz am Markt und im Hofladen Raitzen ist der Spargel ab jetzt erhältlich. Etwas Geduld brauchen Kunden noch in Riesa vor der Sparkasse, in Zeithain, Nünchritz oder Südbrandenburg, wo der Spargelhof die Stände erst noch bestückt.

Insgesamt 40 Leute haben jetzt mit der Ernte, der Verarbeitung, Sortierung und dem Verkauf des Nauwalder Spargels zu tun. Er wächst auf insgesamt 15 Hektar Fläche. Davon ist ein halber Hektar für die Sorte Grüner Spargel vorgesehen. „Der unterscheidet sich in Geschmack und Verwendung“, sagt Mario Neske. „Von dem kann man fast alles essen, ohne etwas zu schälen.“ Die anderen 14,5 Hektar sind für den klassischen weißen Spargel vorgesehen, der unter einer Folie wächst.

Da war doch was: Brandenburgs Grüne hatten gerade einen Antrag für den Landtag vorgestellt, den Einsatz von Folien im Spargel-Anbau weitgehend verbieten zu lassen. In Nauwalde sieht man das kritisch. „Dann wäre für uns die Saison kürzer, wir hätten einen höheren Arbeitsaufwand, und es gäbe Qualitätseinbußen“, sagt der Betriebsleiter. Dabei stehe man schon jetzt unter wirtschaftlichem Druck – weil man mit den Preisen von Importspargel aus Griechenland nicht mithalten könne.

Aktuell kostet das Kilo Spargel im Hofladen zwischen 7,90 Euro und 11,90 Euro – je nach Qualitätssortierung. „Das Eichamt kommt regelmäßig kontrollieren, ob die vorgeschriebenen Längen und Durchmesser auch eingehalten werden“, sagt Mario Neske. Da kommt es teils auf den Millimeter an. Kein Wunder, dass man von den durchschnittlich 60 Tonnen Ernte pro Jahr rund 30 Prozent abziehen muss: Was nicht der Norm entspricht – etwa weil die empfindlichen Spitzen bei der Ernte abgebrochen sind – darf nur noch als Tierfutter vermarktet werden. Auch wenn es beim Geschmack keinen Unterschied gibt.

Welchen Aufwand Ernte und Verarbeitung machen, können sich Kunden in Nauwalde anschauen. „Wer möchte, darf uns in der Halle gern über die Schultern schauen oder auch mal mit zum Spargelstechen aufs Feld kommen“, sagt der Betriebsleiter, der zu Hause den Spargel am liebsten mit brauner Butter und Schnitzel isst.

Um etwas Geduld bittet der zweite große Spargelanbauer der Region Riesa, Landwirt Günter Eckelmann aus Nünchritz. Er wird wohl erst nach Ostern mit dem Verkauf des Gemüses beginnen. „Das liegt an der Natur“, sagt er. Die warmen Tage hätten dem Spargel einfach noch nicht ausgereicht. Mitte, Ende April seien als Saisonstart für die Region typisch. „Und ich habe noch nie erlebt, dass wir beide Feiertage – Ostern und Pfingsten – mit frischem Spargel versorgen konnten. Schade eigentlich“, sagt Eckelmann. Seinen Spargel kann man am Feld in Nünchritz, vor dem Riesapark und vor dem Großenhainer Kaufland kaufen. Eine Vorhersage über den Erfolg der Saison wagt Eckelmann aber ebenso wenig wie die Konkurrenz in Nauwalde: Das hänge von zu vielen Faktoren ab.