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Der Grill bleibt kalt

Die nicht nur bei Truckern beliebte Gaststätte hat wegen Urlaubs geschlossen. Und wird auch danach nicht mehr öffnen.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Hirschstein. Der Fahrer des Trucks ist sichtlich irritiert. Er hat schon den Blinker gesetzt, will nach links auf den Parkplatz in Mehltheuer abbiegen, hier wie so oft Frühstückspause machen im „Pausen-Raum“, wie die kleine Gaststätte heißt. Doch eine Kette mit einem Schild „Privatweg. Durchgang verboten“, hält ihn davon ab. Der „Pausen-Raum“ macht Urlaub. Und öffnet danach nicht wieder. Der Grill bleibt kalt.

En Bild aus besseren Zeiten. Vor vier Jahren war Betreiber Daniel Novacescu (kleines Foto) mit viel Elan gestartet. Jetzt hat er das Handtuch geworfen. „Ich bin gescheitert“, gibt er zu.
En Bild aus besseren Zeiten. Vor vier Jahren war Betreiber Daniel Novacescu (kleines Foto) mit viel Elan gestartet. Jetzt hat er das Handtuch geworfen. „Ich bin gescheitert“, gibt er zu. © Sebastian Schultz

Er war vor vier Jahren mit großen Ambitionen gestartet, der heute 37 Jahre alte Riesaer Daniel Novacescu. Im Sommer 2013 eröffnete er die Gaststätte „Pausen-Raum“ in Mehltheuer, direkt an der Bundesstraße 6 gelegen. Die Vorbesitzer hatten die ehemalige „Truckerscheune“ verkauft, Novacescu startete mit einem Mitarbeiter. Bekannt war er für seine Schnitzel, aber auch generell für gutbürgerliche Küche wie Eintöpfe und Nudelgerichte. Täglich ab 6 Uhr war geöffnet, schließlich wollte er das Frühstücksgeschäft der Kraftfahrer mitnehmen.

Der Riesaer kennt sich in beiden Bereichen aus, sowohl vor als auch hinter der Theke. Denn er ist gelernter Koch, machte später noch eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker. „Dass ich mich mal selbstständig machen werde, das stand schon zur Lehre fest“, sagt er. Fehlte nur das passende Restaurant. Das fand er mit der „Truckerscheune“.

Doch der Traum wurde zum Alptraum. Der Pausenraum macht dicht. „Ich bin gescheitert, es rechnet sich nicht mehr. Das ist ein Niederschlag, den muss ich erst mal wirken lassen“, gibt der Riesaer zu. Erst vor einem halben Jahr habe er extra das Spätgeschäft aufgenommen, zwischen März und Juni sieben Tage die Woche geöffnet und stand bis zu 20 Stunden im Pausen-Raum, Wochenende für Wochenende. Genützt hat es alles nichts.

Eine Wiedereröffnung ist derzeit nicht in Sicht. Novacescu hat wenig Hoffnung, dass er einen anderen Betreiber findet. „Es lohnt sich mittlerweile nicht mehr, an diesem Ort eine Gaststätte zu betreiben“, sagt er. Verkaufen will er das Grundstück aber nicht für einen Appel und ein Ei, hofft auf eine Wertsteigerung in den kommenden Jahren.

Was seine eigene Zukunft anbetrifft, da hat er konkrete Vorstellungen. „Ich möchte weiter in der Gastronomie tätig sein, aber nicht in der ländlichen Region“, sagt er. Er habe Angebote aus Meißen und Oschatz erhalten, doch alle abgelehnt. „Das sind für mich sterbende Städte, ebenso wie Riesa“, sagt er . Jetzt brauche er aber erst mal Urlaub, um das alles zu verdauen, mal abzuschalten, sagt er.

Auch auf Facebook wird die Schließung des Lokals sehr bedauert: „Waren immer sehr leckere Schnitzel! Schade! Alles Gute für die Zukunft!“, schreibt Dirk Zschoke aus Seerhausen. Steve Böhme meint, Meißen habe vieles zu bieten, was die Leute auch erst mal hinzieht. „Hirschstein nicht wirklich. Die Gaststätten auf dem Dorf haben fast alle zu kämpfen“, schreibt er.

„Ich wünsche mir nen Laden mit euch in der Nähe zu Riesa. War immer extrem lecker, egal ob mit hungrigen Kollegen oder mit der Ehefrau“, so Facebook-Nutzer Robe Pointe Sasse. „Du bist ein Koch mit Leidenschaft. Der Laden war Spitzenklasse. Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Und denke immer daran, das Leben ist eine Sinuskurve. Es geht immer wieder aufwärts. Du bist stark, wie du bewiesen hast“, macht ihm Viola Brosinske Mut.

Auch Dirk Zeibig findet die Schließung sehr, sehr schade. „Daniel, ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute. Bei dir hat man gemerkt, dass das nicht nur ein Job ist, sondern dass Kochen deine Leidenschaft ist.“

Für Daniel Novacescu ist das dennoch kein Trost. Er reagiert verbittert auf die Facebook-Einträge: „Es hat uns auch nix genützt, wenn ihr unsere Beiträge 1000-fach liked und kommentiert. Das wahre Leben ist nun mal nicht Facebook, sondern hier vor Ort – die Burger waren echt real, zum Anfassen und zum Essen –- aber ihr hättet es auch mal wahrnehmen müssen.“

Nicht nur für diejenigen, die hin und wieder mal zum Essen vorbeikamen, ist die Schließung bitter, sondern auch für zahlreiche Brummi-Fahrer. Viele nutzten den Parkplatz in Mehltheuer, um dort über Nacht ihre Lastkraftwagen abzustellen. Das ist nun nicht mehr möglich. Nichts mehr mit Pause am Pausenraum. Es haben eben viel zu wenige dort den Blinker gesetzt.