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Der geschrumpfte Promenadenring

Ursprünglich sollte ein breites grünes Band den Postplatz mit dem Dr.-Külz-Ring verbinden. Was ist daraus geworden?

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Von Peter Hilbert

Dresden hat eine Vision. Auf dem Gelände des alten Festungsrings, von dem fast nur noch die Brühlsche Terrasse übrig ist, soll eine grüne Promenade die Altstadt umschließen. Schon über 20 Jahre wird debattiert. Jetzt beginnt der Bau im westlichen Abschnitt an der Marienstraße. Der ist 340 Meter lang und reicht von der Annenstraße bis zum Dippoldiswalder Platz. Dieses Jahr soll dieser erste Abschnitt fertig werden. Allerdings ist die Promenade in diesem Teil stark geschrumpft. In einer Serie erklärt die SZ die Vorgeschichte, die Pläne und Kritiken.

So sollte der breite westliche Promenadenring entsprechend dem Schürmann-Plan aussehen. Ein Wasserband hätte auf dieser Passage die Stadtbefestigung symbolisiert. Visualisierung: Stadtverwaltung
So sollte der breite westliche Promenadenring entsprechend dem Schürmann-Plan aussehen. Ein Wasserband hätte auf dieser Passage die Stadtbefestigung symbolisiert. Visualisierung: Stadtverwaltung

Die Idee: Schürmann entwirft 1991 Promenade mit langem Wasserband

Der Schürmannplan ist in Dresden legendär. Benannt ist er nach Professor Joachim Schürmann, dessen Kölner Architekturbüro sich 1991 bei einem städtebaulichen Wettbewerb gegenüber 33 Mitbewerbern durchsetzen konnte. Dabei ging es um die Bebauung des Postplatzes und der Wallstraße. Der Kern dabei war, dass die in Europa einzigartige Folge der nicht rechtwinklig angelegten Plätze fortgeführt wird. Die reicht in Dresden vom Albertplatz über den Neustädter Markt, die Augustusbrücke, den Theater- und Schloßplatz bis zum Zwinger. Am Postplatz sollte sich diese „Perlenkette“ schöner Stadtansichten fortsetzen. Ein wesentlicher Punkt dabei war ein Promenadenring um die Altstadt auf dem Gelände der historischen Wallanlage.

Bereits Schürmann hatte das Modell eines großzügig angelegten Wassergrabens entworfen, der eine Fortsetzung des Zwingerteichs wäre und den Wall symbolisieren sollte. Die Stadt entwickelte das Konzept weiter und beschloss den Bebauungsplan Nr. 54 Postplatz/Wallstraße, der im Jahr 2000 rechtskräftig wurde. Der gesamte Promenadenring ist im Planungsleitbild als strategisches Ziel festgelegt, das der Stadtrat 1994 und erneut 2008 bestätigte.

Entstehen soll dem Leitbild zufolge ein schöner Stadtboulevard nach Vorbildern wie der Wiener Ringstraße mit Alleen, Wasserflächen und gut gestalteten Freiflächen. Wichtige historische Elemente, wie die Wallanlagen und Bastionen, sollen bei der Umgestaltung markiert werden. Der erste Abschnitt entlang des Promenadenrings zwischen See- und Wallstraße wurde mit Fertigstellung der Altmarktgalerie 2002 gestaltet, teilt das Stadtplanungsamt mit. Auf dem Gelände der Bastion Merkur am Dippoldiswalder Platz wurde 2010 ein Spielplatz eröffnet. Das riesige Klettergerüst nimmt die Konturen der Bastion auf.

Die Wende: Die Hälfte der Promenade fällt weg – zugunsten von Neubauten

Laut dem Schürmannplan sollte dem Stadtplanungsamt zufolge der westliche Promenadenring mit seinem Wasserband 85 Meter breit werden. Er hätte die nachgestalteten Konturen der Bastionen Merkur und Saturn direkt verbunden. Der Verkehr wäre über die Wallstraße gerollt. Die parallel verlaufende Marienstraße sollte der Promenade weichen. Geplant waren daneben Büro- und Geschäftshäuser. Doch die Stadt wurde die 7 500 Quadratmeter große Fläche nicht los, die 13 Millionen Euro kosten sollte (siehe Grafik). Zudem fehlte das Geld für den Promenadenring. Also platzte der für 2012 angekündigte Baustart.

Mittlerweile waren immer mehr Wohnungen gefragt. Also änderte die Stadt den Bebauungsplan und schuf damit viel Platz für vier große Neubaukomplexe. Einer davon ist fertig, die anderen sind im Bau. Außerdem sollten die Marienstraße und die Platanenreihe an der Wallstraße erhalten werde, nennt das Stadtplanungsamt weitere Gründe. Der Verkauf der Bauflächen brachte Millionen in die Rathauskasse.

Der gestutzte Plan: Flanierweg wirdauf Wiese vor Wohnblock angelegt

Übrig geblieben ist ein Streifen für den Promenadenring entlang der Marienstraße, der mit seinen knapp 40 Metern nicht einmal mehr halb so breit ist, wie der von Schürmann konzipierte. In einem Wettbewerb wählte die Jury 2016 einen Entwurf aus, der aber kein Wasserband vorsah. Für den gesamten westlichen Promenadenring sind jetzt 4,6 Millionen Euro geplant, teilt Sachgebietsleiterin Eva Meyer vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft mit. Dabei handelt es sich um Fördergelder von Bund und Land aus dem Programm Stadtumbau Ost. Gestaltet werden soll ab diesem Monat der Streifen von der Annenstraße und bis zum Dippoldiswalder Platz. Vorgesehen ist ein Weg auf der Rasenfläche zwischen Marienstraße und der Wohnzeile der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dresden. Geplant sind Bänke, eine Bepflanzung und weitere Gestaltungselemente.

Die nächsten Pläne: Brunnen von der Prager Straße wird wieder aufgebaut

Geplant ist, dieses Jahr die Arbeiten an der Marienstraße abzuschließen. Von Frühjahr bis Herbst 2019 soll der Dippoldiswalder Platz gestaltet werden. Dort wird der Schalenbrunnen von Leonie Wirth wieder aufgebaut, der einst auf der Prager Straße stand. Bis 2020 kommen Teile des Postplatzes an die Reihe. Vorbereitet wird die Planung für den Abschnitt vom Pirnaischen Platz bis zum Rathausplatz.Kommentar

Im nächsten Bericht lesen Sie:
So wird die grüne Promenade zum Postplatz gestaltet.